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Der Sternenkavalier

Titel: Der Sternenkavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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anlangte und seinem Meister den Vorfall berichtete.
    „Und das Kuriose“, schloß er, „ist, daß sie mich verdroschen haben, nicht weil sie glaubten, daß wir ihnen das Meer in den Weg gelegt haben, sondern weil sie es nicht glaubten.“
    „Das war dein Glück“, meinte Eto. „Wenn sie dir die Urheberschaft des Meeres angerechnet hätten, wärst du wohl trotz ihrer Ungeschicklichkeit nicht mit dem Leben davongekommen.“

    „Und was machen wir jetzt mit dem Stern?“ fragte As.
    „Ich hatte niemals vor, ihn den Praximanen zu überlassen“, erklärte Eto.
    „Nicht?“ rief As erstaunt. „Dann habe ich also die Prügel ganz umsonst bezogen? Aber was rege ich mich darüber auf? Da es ausgemacht zu sein scheint, daß ich in jedem Falle Prügel beziehe, ist es schließlich ohne Belang, ob ich sie umsonst oder nicht umsonst beziehe. Jedenfalls beziehe ich sie nicht nach dem Gesetz des Zufalls, denn da müßte ich hin und wieder auch einmal ohne sie davonkommen.“
    Eto konnte sich ob dieser Prügelphilosophie eines schwachen Lächelns nicht erwehren.
    „Immerhin war deine Idee, den Praximanen einen eigenen Stern zu geben, von der meinen nicht allzuweit entfernt.“
    „Also wollt Ihr unseren Stern den Theoriten überlassen?“ vermutete As.
    „Das eine wie das andere würde nicht den Zweck erreichen, den ich mit meiner Idee verfolge.“
    „Und die wäre?“
    „Die beiden Völker, statt sie voneinander zu trennen, miteinander zu verbinden“, erklärte Eto. „Um das zu erreichen, müssen wir sie allerdings zunächst tatsächlich voneinander trennen, aber auf eine Weise, daß sie nicht mehr ohne einander auskommen.“
    „Ein bißchen kompliziert, nicht?“ meinte As.
    „Wir brauchen nur den Planeten in der Mitte durchzutrennen, so daß sich die Theoriten auf der einen und die Praximanen auf der anderen Seite befinden. Auf einem halben Planeten kann keiner von beiden auf die Dauer leben, und keiner von beiden kann die Hälften allein wieder zusammenfügen. Also sind sie gezwungen, sich zusammenzutun. Und wenn sie sich in diesem großen Werk verbunden haben, werden sie auch in allen folgenden verbunden bleiben.“
    „Worauf warten wir noch!“ rief As und knüpfte eilig den Rucksack auf, um den Automaten die Aufgabe einzugeben.
    Eto zündete indessen die Triebwerke und brachte die Rakete in die Höhe, von der aus er den Planeten gut überblicken konnte, um ihn gerecht, also in zwei gleich große Hälften, teilen zu können. As nannte den vom Automaten errechneten Schlüssel. Eto stellte sein Stöckchen ein, stieg auf das Dach der Rakete und drückte den Auslöseknopf. Im gleichen Augenblick schien den Planeten ein leichtes Zittern zu überlaufen, und schon trennte er sich säuberlich in zwei Hälften, die sich bis auf Rufweite voneinander entfernten und, ein wenig taumelnd, in dieser Position verharrten.

    „Ich möchte gar zu gerne erfahren“, meinte As, „wie lange die Theoriten brauchen, um die Energie zu entdecken, die die Trennung der beiden Hälften aufrechterhält.“
    „Das wird wohl ein Weilchen dauern“, vermutete Eto, „und ein noch längeres Weilchen wird es dauern, bis die Praximanen die technischen Voraussetzungen geschaffen haben, um diese Energie praktisch zu handhaben. Die auf die Dauer unerträgliche Taumelei der beiden Planetenhälften wird jedoch die jetzigen Gegner alsbald dazu bringen, ihre entgegengesetzten Eigenschaften zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen, womit sie einem exemplarischen ästhetischen Grundsatz entsprechen.“
    „Vielleicht kommen wir später noch einmal hier vorbei und treffen sie gerade dabei an, wie sie sich ästhetisch exemplifizieren.“

    „Möglich ist alles“, sagte Eto, „aber es ist nicht wahrscheinlich.“
    „Es ist geradezu unwahrscheinlich“, meinte As und befühlte seine Beulen, „aber ich habe schon Unwahrscheinlicheres erlebt. Und womöglich erlebe ich auch noch, daß ich einmal keine Prügel beziehe und wir unseren Stern loskriegen. Für diesmal hat es leider wieder nicht geklappt, obwohl wir nahe daran waren.“

Das Land der Verläßlichkeit
      Die Geomanen hatten, ihren Stern im Schlepptau, eine neue Himmelsgegend erreicht und mit Hilfe von Naps linkem Auge einen belohnten Planeten ausgemacht, auf dem sie ohne Verzug niedergingen. Als sie die Rakete verließen und sich umschauten, zeigte sich ihnen die hiesige Natur in einem unaufdringlichen Reichtum, also weder zu dürftig noch zu üppig; und die Tiere, die sich sogleich

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