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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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und Arme an ...«
    Craig beugte sich nach vorn und schaltete das Tonbandgerät aus. Draußen wurde es bereits hell.
    »Das war der wichtige Teil«, stellte er fest. »Die übrigen Bemerkungen sind meistens autobiographisch.«
    »Was hältst du davon, Craig?« fragte Barney Brangwyn.
    »Bevor Dangerfield hier notlanden mußte, war er Reisevertreter und ständig von einem Planeten zum anderen unterwegs. Er hat keine Ausbildung als Beobachter.«
    »Offenbar sind wir der gleichen Meinung«, sagte Barney grinsend. »Dangerfield hat so ziemlich alles falsch gedeutet was er bisher gesehen hat. Das kann auf einem unbekannten Planeten leicht passieren, selbst wenn der Betreffende geistig völlig normal ist. Seine Behauptungen sind unglaubwürdig und nur als Ergänzung seiner Krankengeschichte zu gebrauchen.«
    »Das ist etwas voreilig, Barney«, wehrte Craig ab. »Dangerfields Aussagen sind vielleicht unzuverlässig, aber deswegen nicht gleich unbrauchbar und wertlos.«
    »Tut mir leid, aber das verstehe ich nicht«, warf Tim Anderson ein. »Wie kann Dangerfield sich so geirrt haben? Ich finde seine Behauptungen größtenteils ganz vernünftig. Er hat natürlich keine Ausbildung als Anthropologe oder Ökologe, aber in neunzehn Jahren kann man einiges lernen.«
    »Richtig, Tim«, stimmte Craig zu. »In neunzehn Jahren kann man eine Menge lernen – man kann falsch oder richtig lernen. Ich will Dangerfield keineswegs abqualifizieren, aber es gibt kaum eine Tatsache im Universum, die nicht zwei oder mehr Deutungen zuließe. Dangerfields Verhältnis zu den Pygmäen ist ausgesprochen mehrwertig, ein klassisches Beispiel der sogenannten Haßliebe. Er sieht die Pygmäen einerseits als bloße Tiere an, weil er sie dann weniger zu fürchten braucht; andererseits betrachtet er sie jedoch als intelligente Lebewesen mit großer Vergangenheit, weil dadurch seine eigene Position als ihr Gott eindrucksvoller wird.«
    »Und was sind die Pygmäen wirklich – Tiere oder intelligente Lebewesen?« fragte Tim.
    »Bevor wir diese Frage beantworten können, müssen wir selbst Beobachtungen anstellen und unsere Schlüsse daraus ziehen«, antwortete Craig.
    Tim zuckte irritiert mit den Schultern. Er hatte eine Auskunft erwartet und bekam statt dessen nur Gemeinplätze vorgesetzt. Am besten zog er sich irgendwohin zurück, wo er in Ruhe nachdenken konnte. Als er ging, fiel ihm ein, daß er vergessen hatte, den Behälter mit der Fiffinlarve ins Labor zu stellen.
    Über dem Arbeitstisch im Labor standen bereits zwei Gläser in gepolsterten Halterungen. Beide enthielten je einen Bandwurm, den Craig in den Eingeweiden der Katze und des Bären gefunden hatte. Tim starrte sie neugierig an, bevor er das Fahrzeug verließ.
    Draußen war inzwischen die Sonne aufgegangen. Die Webervögel arbeiteten laut kreischend an ihren Nestern. Tim atmete tief ein; die kühle Morgenluft roch deutlich nach Fisch. Einige Pygmäen waren zum Fluß hin unterwegs. Tim blieb einen Augenblick stehen, fröstelte leicht und überlegte sich, wie seltsam es doch war, daß zwei Tierarten den gleichen Bandwurm hatten.
    Der lange Kampf um die Kadaver der beiden Opfertiere war zu Ende. Nur einer der fünf Pygmäen lebte noch; er hielt den toten Bären zwischen den Kiefern, konnte ihn aber nicht fortschleppen. Drei seiner vier Beine waren abgebissen. Tims Entsetzen verringerte sich, als er die Situation sub specie aeternitatis zu sehen versuchte – unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit waren Schmerzen, Leid und Tod unausbleibliche Folgen des Lebens. Offenbar machte er sich allmählich Craigs nüchterne Betrachtungsweise zu eigen.
    Er sammelte drei der toten Pygmäen ein, nahm sie auf die Schulter und schleppte sie zum Fahrzeug zurück. Dabei kam ihm Craig entgegen, der Dangerfield das Frühstück brachte.
    »Hallo«, rief Craig verwundert. »Was haben wir da? Was willst du mit ihnen anfangen?«
    »Ich wollte sie sezieren«, erklärte Tim ihm vorsichtig.
    Im Labor zog er sich Gummihandschuhe an, legte die Eingeborenen auf den Arbeitstisch und öffnete jeweils die Bauchdecke, ohne sich um etwas anderes zu kümmern. In den Eingeweiden aller drei Pygmäen fand er zu seiner Überraschung eine größere Zahl Rundwürmer, von denen er einige in einem Probenglas in Alkohol konservierte.
    Dann ging er aufgeregt zu Barney Brangwyn, um von seiner Entdeckung zu berichten. Barney saß am Tisch und machte eine Eintragung im Logbuch.
    »Das widerspricht den meisten Gesetzen der Phylogenie«, sagte Tim

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