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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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schlimmsten war der Staub.
    Ich stand wie betäubt auf, zog Chebarbar hoch und kletterte mit ihr aus den Trümmern. Links von uns fiel ein weiteres Haus ein. Ich sah mich danach um und entdeckte den Feind in unmittelbarer Nähe. Ich spürte das Ende in den Knochen.
    Wir stapften durch den Staub und bogen um die nächste Ecke.
    Vor uns ragte der glänzende Bug eines Raumfrachters auf. Mein Herz schlug vor Freude rascher.
    »Vorwärts!« rief ich.
    Das Schiff stand hinter einer drei Meter hohen Mauer. Das große Tor mit der Aufschrift TRANSGALAKTISCHE HÄNDLER war fest geschlossen. Darüber leuchtete in roten Buchstaben: FERTIG ZUM START.
    Die Soldaten des Ungulphs bogen hinter uns um die Ecke. Ich leerte rasch meine Taschen, warf die Steine fort und stellte fest, daß ich nur noch zwei große Brocken AS-Material besaß. Ich steckte sie mir unter die Achseln, hielt Chebarbar an mich gedrückt und überwand die Mauer mit einem einzigen gewaltigen Satz.
    Schiffsoffiziere – wunderbar symmetrische Menschen mit nur einem Kopf und vier Gliedmaßen – vertraten mir den Weg. Ich nannte meinen Namen und wies meine Galaktische Kreditkarte vor; mein beträchtliches Guthaben bewirkte, daß ich sofort als Passagier an Bord genommen wurde.
    »Beeilen Sie sich bitte, Sir«, sagte der Zahlmeister. »Der Countdown läuft, und wir sind fertig zum Start.«
    »Ich dachte, Ihre Schiffe landeten auf Glumpalt nur in Ongustura«, sagte ich.
    Er runzelte die Stirn. »Wir sind in Ongustura«, antwortete er dann.
    Ich war verblüfft. »Aber die Inseln ... der See ...«
    »Oh, Sie haben die Stadt nicht erkannt, weil jetzt Ebbe ist? Nach jedem Untergang der Schwarzen Sonne bleibt Ongustura etwa vierzehn Tage lang auf dem Trockenen, wie Sie es jetzt sehen. Aber wir haben nicht mehr viel Zeit – wollen Sie nicht mit Ihrer Begleiterin an Bord gehen, Sir?«
    Chebarbar schluchzte herzzerreißend, klammerte sich an mich und rief verzweifelt:
    »Ich kann nicht mitkommen, Liebster! Der Zauber dieses Schiffes ist zu gewaltig für mich. Wollte ich es betreten, müßte ich sterben! Du weißt, daß ich dich liebe – aber ich kann nicht, ich kann nicht mitkommen!«
    Dagegen gab es nichts zu sagen. Das war mir nur recht, denn ich hatte ihr eben taktvoll erklären wollen, weshalb ich sie nicht mitnehmen konnte. Ich drückte ihr schweigend einen Brocken AS-Material in die Hand; ein intelligentes Mädchen wie sie würde erkennen, was sich damit anfangen ließ.
    »Weine nicht, Chebarbar«, sagte ich und gab ihr einen Kuß auf die Nase, »die Zeit heilt alle Wunden.«
    Nachdem ich sie so getröstet hatte, eilte ich die Gangway hinauf. Die Luft aus Sauerstofftanks duftete wie Parfüm. Bevor ich in die Luftschleuse trat, drehte ich mich noch einmal nach der weinenden Chebarbar um.
    Es überraschte mich keineswegs, daß ihre Tränen nach oben fielen, wo leichte Wolkenschleier von Süden heranzogen.

6

     
    SEKTOR BLAU

     

     
    Murrag lag auf dem Boden und erwartete den Höhepunkt. Er stand in etwa fünf Minuten bevor und würde aus der Luft kommen.
    Die Sirenen hatten nah und fern aufgeheult. Das Echo war in den Hügeln der Region VI verklungen. Murrag Harri lag ausgestreckt im Gras, drückte die Ohrenstopfen fest und legte seine Rauchmaske bereit.
    Er hob ein Fernglas an die Augen und sah ins Tal hinab, wo sich ein heller Streifen erstreckte – die abgesperrte Landebahn großer Raumschiffe. Selbst aus dieser Höhe war die andere Begrenzung des Streifens kaum zu erkennen; er folgte dem Äquator von Tandy Zwei, war an jedem Punkt zwölf oder fünfzehn Kilometer breit und bestand aus unzähligen Facetten, die sich glitzernd bewegten.
    Durchs Fernglas waren auch die Berge südlich des Streifens zu sehen. Unter dem Einfluß des totalen Vakuums waren sie rabenschwarz und grellweiß geworden.

     
    »Ich muß Fay hierher bringen, bevor sie nach Droxy zurückfliegt«, sagte er laut vor sich hin. »Wunderbar, wunderbar.« Dann fügte er mit veränderter Stimme hinzu: »Hier an Tandys Äquator treffen Vakuum und Atmosphäre aufeinander, und der Kuß ist ein Kuß des Todes. Ja, das muß ich mir merken: ›Der Kuß ist ein Kuß des Todes.‹«
    In seiner kargen Freizeit schrieb Murrag ein Buch über Tandy; seitdem ich ihn kannte, sammelte er Material dafür.
    Er war sich darüber im klaren, daß die Sätze, die er hier auf diesem Hügel bildete, zu reißerisch, zu angeberhaft, zu farbenprächtig und zu unecht waren. Unter seiner Aufregung kämpften bessere Bilder und

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