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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Vergleiche darum, endlich geboren zu werden.
    Während er im Gras auf dem Hügel lag und sich wünschte, er hätte Fay mitgebracht, setzte das Raumschiff zur Landung an.
    Jetzt! Das war der Augenblick, der apokalyptische Augenblick! Murrag ließ achtlos das Fernglas fallen, drückte den Kopf in die Arme und klammerte sich mit letzter Kraft in der Erde fest.
    Tandy Zwei ruckte .
    Das SAL-Schiff (Schneller-als-Licht) trat mit automatischer Steuerung in den Normalraum über und war zunächst weder zu sehen noch zu hören. Es kam auf den Planeten zu wie eine eiserne Faust, die auf das Herz des Gegners zielt, das offen vor ihr liegt. Es war brutal ... aber es berührte den Streifen so sanft, wie ein Kuß die Wange des Geliebten berührt.
    Und trotzdem war auch diese Sanftheit so gewaltig, daß sich einen Augenblick lang ein Feuerstreifen um Tandy Zwei zog. Nur ein geübtes Auge hätte darin das abbremsende Raumschiff erkannt, das auf sein Ziel zuschoß. Dann stieg Nebel auf und machte den Streifen unsichtbar; Cerenkow-Strahlen breiteten sich rasch aus, flackerten bunt und störten die Sicht.
    Die Schwerkraftschirme nördlich des Streifens – auf Murrags Seite – schienen nachzugeben und hielten doch, wie sie stets gehalten hatten. Atmosphäre und Vakuum stürmten erneut aufeinander zu, aber die hauchdünnen Abschirmungen trennten sie zuverlässig und trennten Ordnung und Chaos voneinander.
    Eine Sturmbö fegte über die Hügel.
    Die Sonne tanzte am Himmel.
    Alles geschah in einem einzigen Augenblick.
    Dann war es Nacht.
    Murrag löste seine Hände aus der weichen Erde und stand auf. Seine Kleidung war schweißnaß, seine Hände zitterten unkontrollierbar, als er die Rauchmaske anlegte, um sich vor den Gasen zu schützen, die beim Vorbeiflug des SAL-Schiffs entstanden.
    Er hatte noch immer Tränen in den Augen, als er sich mit wankenden Knien auf den Rückweg zur Farm zwischen den Hügeln machte.
    »Kuß des Todes, flammendes Umarmen ...«, murmelte er vor sich hin, während er seinen Traktor bestieg; aber der treffende Vergleich wollte sich trotz aller Mühe nicht einstellen.
    Das Farmhaus lag in einer nach Norden offenen Senke und war tief in die Felsen eingegraben – man konnte schließlich nie wissen. Murrags Scheinwerfer beleuchteten niedrige Scheunen, Silos und eine lange Reihe abgedeckter Schafpferche, in denen Farmer Dourts kostbare Tiere wie stets zu diesem Zeitpunkt eingesperrt waren; kein einziges Schaf durfte im Freien bleiben, wenn ein SAL-Schiff herunterkam.
    Alles lag still, als Murrag mit seinem Traktor dahinratterte. Selbst die Schafe lagen stumm und wie betäubt in der plötzlichen Dunkelheit. Kein Vogel Sog, kein Insekt zirpte; Lebewesen dieser Art waren in den hundert Jahren, in denen der Landestreifen in Betrieb war, fast ausgestorben. Die giftigen Gase steigerten die natürliche Fruchtbarkeit nicht gerade.
    Bald würde Tandy aufgehen und seinen erdähnlichen zweiten Mond beleuchten. Der Planet Tandy war ein Gasriese, ein herrlicher Anblick, wenn er über Tandy Zwei am Himmel stand, aber unbewohnbar und unerforscht.
    Auch Tandy Eins war den Menschen feindlich. Im Gegensatz dazu war der zweite Satellit, Tandy Zwei, eine freundliche Welt mit milden Jahreszeiten und einer Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre. Auf Tandy Zwei lebten und arbeiteten und liebten und kämpften und haßten die Menschen wie auf anderen Welten des Sektors Blau, aber es gab doch einen Unterschied: Da Tandy Zwei anders als die übrigen Welten war, waren auch ihre Probleme anders.
    Die Südhalbkugel von Tandy Zwei war im Vakuum zur Leblosigkeit erstarrt; der Norden existierte vor allem wegen der riesigen Raumhäfen Blerion, Touchdown und Ma-Gee-Neh. Außerhalb dieser Städte gab es nur endlose Prärien – Grasebenen und Seen und Silikonwüsten bis zu den Polen. Hier hatten sich einige Schafzüchter angesiedelt.
    »Was für eine Welt!« rief Murrag aus, als er vom Traktor stieg. In seiner Stimme schwang Bewunderung mit. Er war ein seltsamer Mann, dieser Murrag Harri – aber ich will mich auf Tatsachen beschränken und weitere Folgerungen dem Leser überlassen.
    Er stieg die hintereinander angebrachten Doppeltüren auf, die als primitive Luftschleuse wirkten, wenn draußen Gase in der Luft waren. In der geräumigen Wohnküche dahinter stand Col Dourt, Besitzer der Farm und Murrags Arbeitgeber, vor dem CV und starrte gedankenverloren das bunte Bild an. Er sah auf, als Murrag seine Maske abnahm.
    »Guten Abend , Murrag«, sagte er

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