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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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dem Arm bekleidet.
    »Allmählich Zeit, daß das Mädchen in die Zivilisation zurückkommt und die Grundregeln des Anstands lernt«, dachte Murrag amüsiert. Das Mädchen hatte seinen dreizehnten Geburtstag vor einigen Monaten gefeiert. Vielleicht war es ganz gut, daß die Familie Dourt in drei Wochen nach Droxy zurückfliegen sollte.
    »Um diese Tageszeit ins Bett gehen!« sagte Tes wütend, ohne Murrag anzusehen, während sie an ihm vorbeischritt.
    »Es ist acht Uhr abends. Der Mann im CV hat es eben gesagt«, antwortete Murrag.
    »Bäh!«
    Damit verschwand sie in ihrem Zimmer. Murrag betrat grinsend seinen Raum. Die Zeitänderungen störten ihn keineswegs; hier auf Tandy waren sie fast zu einer Naturerscheinung geworden. Das Leben auf der Farm war hart. Murrag, Dourt und seine Frau standen früh auf und gingen frühzeitig ins Bett. Murrag wollte eine Stunde lang auf seinem Bett liegen und nachdenken, vielleicht eine Seite seines geplanten Buches schreiben, eine Schlaftablette nehmen und bis vier Uhr morgens durchschlafen.
    Er hatte keine Zeit, lange nachzudenken. Die Tür flog auf, dann stürmte Fay herein und kreischte vor Übermut.
    »Hast du es gesehen? Hast du es gesehen?« wollte sie wissen.
    Er brauchte nicht zu fragen, was sie meinte.
    »Ich habe es von einem Hügel aus beobachtet«, erwiderte er.
    »Du hast wirklich Glück!« Sie drehte sich einmal um sich selbst und schnitt ihm eine Grimasse. »Das nenne ich mein Das-Leben-beginnt-mit-vierzig-Gesicht, Murrag; hat es dich erschreckt? Oh, du hast also gesehen, wie ein Raumschiff über dem Streifen eintritt! Jetzt mußt du mir alles erzählen!«
    Sie trug nur einen Schlafanzug. Ihre bloßen Arme und Beine gerieten in wirbelnde Bewegung, als sie aufs Bett sprang, über Murrag herfiel und ihn an den Ohren zu ziehen begann. Sie war sechs – unbekümmert, fröhlich, launisch und gewalttätig.
    »Du gehörst ins Bett, Fay. Warte nur, bis deine Mutter kommt!«
    »Sie ist immer hinter mir her. Du sollst mir von Raumschiffen erzählen, wie sie landen und ...«
    »Ich erzähle es dir, sobald du meine Ohren abgerissen hast.«
    Da Fay nicht aufhören wollte, schüttelte er sie ab und erhob sich. Er ging ans Fenster und zeigte durch die kleinen Doppelscheiben nach draußen. Da sein Raum an der Vorderseite des Hauses lag, hatte er das ganze Tal vor sich. Die Mädchen schliefen in einem angeblich sicheren Zimmer, das tief im Fels lag und keine Fenster aufwies.
    »Dort draußen, Fay«, sagte Murrag, als das Mädchen neben ihm stand, »gibt es jetzt Dämpfe, von denen du krank würdest, wenn du sie einatmen müßtest. Sie entstehen über dem Landestreifen, während er die Geschwindigkeit eines SAL-Schiffs verringert und die Energie aufnehmen muß. Die Abschirmungen auf unserer Seite des Streifens müssen unvorstellbar hohe Belastungen aufnehmen und tun dabei recht seltsame Dinge. Aber das Schönste ist, daß die Dämpfe morgen wieder verschwunden sind, wenn du aufwachst; Tandy absorbiert sie einfach und schickt uns frische Bergluft, die wir atmen können.«
    »Haben die Berge Luft?«
    »Wir nennen die Luft auf den Bergen ›Bergluft‹. Mehr hat es nicht zu bedeuten.«
    Als er sich neben Fay setzte, fragte sie ernsthaft: »Machen die Dämpfe es draußen so schnell finster?«
    »Nein, Fay, und du weißt es auch. Ich habe dir schon einmal erklärt, daß sie nicht daran schuld sind. Das tun die Schneller-als-Licht-Schiffe.«
    »Sind die Schiffe dunkel?«
    »Nein, sie sind nicht dunkel. Sie kommen mit solcher Geschwindigkeit aus dem Raum – mit Überlichtgeschwindigkeit, denn anders können sie gar nicht fliegen –, daß sie Tandy eineinhalbmal umkreisen, bevor der Landestreifen ihre Bewegungsenergie vernichten kann. Und dabei dreht Tandy sich ein wenig um ihre eigene Achse.«
    »Wie eine Drehscheibe?«
    »Aha, manchmal paßt du also doch auf! Das hast du dir gemerkt, was? Würdest du sehr schnell auf eine leichte hölzerne Drehscheibe laufen, die gerade stillsteht, würdest du zum Stehen kommen, aber die Drehscheibe würde sich bewegen – mit anderen Worten, die Energie ist von dir auf die Drehscheibe übergegangen. Und diese Bewegung ist daran schuld, daß es bei uns manchmal abends wird, obwohl der Tag eben erst begonnen hat.«
    »Genau wie heute. Ich wette, daß du draußen auf dem Hügel Angst gehabt hast, als es plötzlich dunkel wurde!«
    Er kitzelte sie an den Rippen.
    »Nein, ich habe keine Angst gehabt, weil ich darauf vorbereitet war. Aber deswegen müssen wir

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