Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
gewachsen und attraktiv, sein Gesicht das ildiranische Ideal der Schönheit. Goldenes Haar formte eine Art Halo um sein Haupt und war zu zehntausend dünnen Zöpfen geflochten. »Danke dafür, dass du darum gebeten hast, meine Partnerin zu sein, Sai’f«, sagte er und meinte es ernst, wie immer. »Möge unser heutiges gemeinsames Geschenk ein Geschenk für das ganze Ildiranische Reich hervorbringen.«
    In ihren Händen hielt Sai’f einen Keramiktopf mit einer wie verdreht wirkenden Pflanze, die einen hölzernen Stängel aufwies. Die dornenbesetzten Zweige krümmten sich nach innen und bildeten in ihrer Gesamtheit eine ungewöhnliche Form. Scheu hob sie den Topf. »Für dich, Erstdesignierter.«
    »Wie ergreifend und faszinierend.« Jora’h nahm den Topf entgegen und betrachtete das labyrinthene Durcheinander aus Zweigen und Blättern. »Du scheinst Webarbeiten an einer lebenden Pflanze vorgenommen zu haben.«
    »Ich erforsche das Potenzial unserer Spindelbäume, Erstdesignierter. Es ist eine bei den Menschen gebräuchliche Technik namens Bonsai. Man bringt die Pflanze dazu, ihre biologischen Anstrengungen nach innen zu richten, und gleichzeitig verstärkt man ihre Schönheit. Ich habe vor einem Jahr damit begonnen, diesen Bonsai wachsen zu lassen, als ich mich um die Partnerschaft bewarb. Es war viel Arbeit nötig, aber ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.«
    Jora’hs Freude war echt. »Ich besitze nichts dergleichen und werde diese Pflanze an einem besonderen Ort aufbewahren. Aber du musst mir erklären, was es bei der Pflege zu beachten gilt.«
    Sai’f lächelte und nahm die Freude des Erstdesignierten mit Erleichterung zur Kenntnis. Jora’h stellte den Spindelbaum-Bonsai auf ein durchsichtiges Regal an der Wand, trat dann vor, öffnete den Umhang und zeigte seine breite Brust. »Bitte erlaub mir, auch dir ein Geschenk zu geben, Sai’f.«
    Sie war untersucht worden, bevor sie den Prismapalast betreten hatte. Alle Frauen, die den Erstdesignierten besuchten, waren fruchtbar und empfängnisbereit. Solche Untersuchungen garantierten nicht, dass er jede von ihnen schwängern konnte, aber die Chancen standen gut.
    Langsam streifte Sai’f ihre Kleidung ab, und Jora’h bewunderte sie. Jedes ildiranische Geschlecht zeichnete sich durch eine andere Körperstruktur aus. Manche waren schlank und ätherisch, andere gedrungen und muskulös, hager und sehnig, oder mollig und weich. Doch der Erstdesignierte sah Schönheit in allen Geschlechtern. Einige fand er hübscher als andere, aber er zeigte nie Vorlieben und vermied in jedem Fall, seine Partnerinnen zu kränken oder Enttäuschung zu zeigen.
    Sai’f reagierte so auf seine Zärtlichkeiten, als folgte sie einem Programm oder einer empfohlenen Prozedur. Vermutlich hatte sie alle Sex-Variationen wissenschaftlich studiert, mit der Absicht, zu einer Expertin auf diesem Gebiet zu werden und sich bei der Begegnung mit ihm hervorzutun. Derzeit hatte Jora’h das Gefühl, sich ihr gegenüber ebenso zu verhalten und einem Programm zu folgen, eine vertraute Aufgabe wahrzunehmen.
    Als er an den faszinierenden Bonsai dachte, den Sai’f mitgebracht hatte, fiel ihm Nira ein. Alte Trauer um die schöne grüne Priesterin regte sich in ihm. Vor fünf Jahren hatte er sie zum letzten Mal gesehen.
    Niras Unschuld und ihre exotische Schönheit hatten einen größeren Reiz auf ihn ausgeübt als alle bisherigen ildiranischen Frauen. Ihr Staunen in Mijistra, über Architektur und Fontänen, in den Museen, hatte es Jora’h ermöglicht, seine eigene Stadt mit neuen Augen zu sehen. Ihre unschuldige Erregung angesichts der ildiranischen Leistungen hatte ihn mit mehr Stolz auf sein Erbe erfüllt als die bewegendsten Passagen der Saga der Sieben Sonnen.
    Im Lauf der Monate waren sie sich immer näher gekommen, und schließlich hatten sie sich zum ersten Mal geliebt – eine ganz und gar natürliche Entwicklung. Die warme Vertrautheit, die zu einem festen Band zwischen Nira und dem Erstdesignierten wurde, stellte für Jora’h etwas dar, das er noch nie zuvor erlebt hatte. Seine Beziehung zur grünen Priestern unterschied sich völlig von den kurzen, dem Schwängern dienenden Partnerschaften, die seine Assistenten für ihn arrangierten. Jora’h und Nira hatten viele angenehme Nachmittage miteinander verbracht und jeden von ihnen genossen, obwohl ihnen beiden klar gewesen war, dass ihre Beziehung irgendwann enden musste. Und der Erstdesignierte hatte sie immer wieder zu sich gerufen.
    Doch zu

Weitere Kostenlose Bücher