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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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nie zuvor gesehen. Niras Haltung blieb ihnen unverständlich. Sie begriffen einfach nicht, warum sie sich weigerte, ihre Situation zu akzeptieren und sich mit ihrem neuen Leben abzufinden.
    Diese armen Menschen wussten es nicht besser.
    Nira hob den Kopf, als die Aufseher eine neue Arbeitsgruppe zusammenstellten. Sie versuchte, möglichst klein und unauffällig zu bleiben, in der Hoffnung, dass die Ildiraner aus dem Beamten-Geschlecht nicht sie wählten, nicht heute. Ihr Körper war kräftig, aber der Geist geschwächt von jahrelangen schwierigen Aufgaben: dem Zuschneiden von Opalknochen, dem Pflücken von Früchten aus dornigen Büschen, dem Ausheben von Gräben.
    Die Ildiraner würden ihr schließlich eine Arbeit zuweisen – früher oder später war das immer der Fall –, aber Nira lebte jeweils für den Moment. Wenn sie die Anweisungen nicht befolgte, rissen die ildiranischen Wächter ihre Pflanzen aus dem Boden. Das war schon mehrmals geschehen. Nira musste andere Möglichkeiten finden, Widerstand zu leisten. Falls es überhaupt welche gab…
    Unmittelbar nach der Gefangennahme, als der Dobro-Designierte noch nichts von ihrer Schwangerschaft wusste, hatte man sie in einer dunklen Zelle untergebracht – die schlimmste Strafe für einen an ständiges Tageslicht gewöhnten Ildiraner. Die Finsternis sollte Niras Willen brechen, sie vielleicht sogar in den Wahnsinn treiben. Der Designierte brauchte nur ihre Fortpflanzungsorgane, nicht aber ihren Verstand.
    Wochenlang saß sie in nasskalter Dunkelheit und das Fehlen von Sonnenlicht bescherte ihr mehr Leid, als es bei einem anderen Menschen der Fall gewesen wäre. Im kontinuierlichen Schein von Ildiras sieben Sonnen hatte ihre photosynthetische Haut ständig Energie geliefert. Die andauernde Finsternis zwang Metabolismus und Verdauungssystem zur Umstellung. Nira musste lernen, wieder zu essen und gewöhnliche Nahrung zu verdauen. Sie wurde krank und schwach, gab aber trotzdem nicht auf und bewahrte sich die Kraft des Herzens.
    Schließlich entließ der Designierte sie aus der Dunkelheit, um Untersuchungen und Analysen vorzunehmen. Sein schmales, attraktives Gesicht ähnelte dem Jora’hs, aber es fehlte jede Anteilnahme darin. Ein heißes Funkeln zeigte sich in Udru’hs Augen, und sein Interesse galt allein Niras Biologie. Die Ergebnisse der Untersuchungen veranlassten ihn, sie erst vorwurfsvoll und dann erfreut anzusehen. »Sie sind schwanger! Von Jora’h?«
    Der Designierte brachte Nira nicht wie die anderen menschlichen Gefangenen in den Zuchtbaracken unter und verzichtete auch darauf, sie den Laborgruppen zuzuweisen. Stattdessen behandelten er und die ildiranischen Ärzte sie mit besonderer Hingabe, nahmen regelmäßig Blutproben und führten einen schmerzhaften Scan nach dem anderen durch. Sie überwachten Nira die ganze Zeit über und vergewisserten sich, dass sie gesund blieb, doch dabei hatten sie nur ihre eigenen Interessen im Sinn.
    Nira versuchte, um ihrer selbst willen bei Kräften zu bleiben und nicht zu verzweifeln.
    Die Geburt ihrer ersten Tochter verlief normal. Im Entbindungslabor beobachtete Nira mit müden Augen, wie der Dobro-Designierte einen begierigen Blick auf das schreiende kleine Mädchen warf – er schien bereit zu sein, das Kind seines Bruders zu sezieren. Es vereinte die Gene einer telepathischen grünen Priesterin mit denen des adligen Erstdesignierten. Den phonetischen Traditionen der ildiranischen Geschlechter gemäß nannte Udru’h das Kind Osira’h, aber für Nira war es ihre Prinzessin, eine geheime Hoffnung, genährt von all den Geschichten, die sie den neugierigen Weltbäumen laut vorgelesen hatte.
    Wie bei den Gefangenen des Zuchtlagers üblich, durfte Nira ihr Kind sechs Monate lang bei sich behalten. Sie stillte es und achtete darauf, dass es stark blieb. Im Lauf der Zeit lernte sie ihre Tochter immer mehr lieben, doch dann nahm der Designierte sie ihr weg. Alle gesunden Mischlinge wurden nach sechs Monaten von ihren Müttern getrennt.
    Mit Osira’h hatte der Designierte Udru’h etwas Besonderes vor. Meine Prinzessin.
    Anschließend begann für Nira der eigentliche Albtraum.
    Wie sehr sie sich auch zu widersetzen versuchte und betete: Der Dobro-Designierte sorgte dafür, dass sie praktisch ständig schwanger war, und er experimentierte dabei mit verschiedenen Vätern. Jede neue Schwangerschaft bedeutete eine Niederlage für Nira, aber sie weigerte sich, den Mut zu verlieren und zu sterben. Sie kam sich wie ein Grashalm

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