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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Sobald er der neue Weise Imperator war, bekam er nie wieder Gelegenheit, mit einer Frau zusammen zu sein. Aber während der gefürchtete Tag näher kam, spürte Jora’h, dass die Freude an physischen Wonnen immer mehr nachließ. Wichtigere Dinge beanspruchten seine Aufmerksamkeit.
    Es überraschte ihn, in der Unterkunft seinen Sohn Thor’h anzutreffen.
    Der junge Mann stand abrupt auf und begegnete ihm mit starrer Entschlossenheit. »Ich musste auf mein Blutrecht verweisen, um die Leibwächter und Beamten dazu zu bringen, mir Einlass zu gewähren. Ich halte ein Gespräch unter vier Augen für erforderlich.«
    Jora’h schloss die Tür hinter sich. »Ich freue mich über jede Gelegenheit, mit dir zu sprechen, Thor’h.«
    Der Erstdesignierte musterte seinen Sohn. Der junge Mann hatte sich gewaschen und seinem äußeren Erscheinungsbild große Aufmerksamkeit gewidmet. Das Gesicht war gepudert. Die Wangen präsentierten sorgfältig aufgetragenes Make-up, das Haar war kunstvoll arrangiert. Ein seltsames, verlockend duftendes Parfüm umgab ihn.
    Doch in den Augen zeigte sich ein Glanz, der auf Schling hinwies. Aufgrund der Droge erschien Thor’h im Thism verschwommen und substanzlos. Sorge erfasste Jora’h, als er begriff: Nach dem fürchterlichen Angriff der Hydroger war Schiing im Ildiranischen Reich vermutlich knapp geworden. So wie alles andere.
    Thor’h trug die reich verzierte Uniform eines Designierten, wie es seinem Status als zukünftiger Erbe gebührte. Der junge Mann strahlte Stolz und Zuversicht aus, womit er sich bereits erheblich von dem Hedonisten unterschied, der es abgelehnt hatte, seine Verantwortung ernst zu nehmen. Für Thor’h, der davon überzeugt gewesen war, alles auf einem silbernen Teller gereicht zu bekommen, hatte sich viel verändert.
    Zuvor hatte Jora’h seinen Sohn oft blass und mit zerzaustem Haar an der Seite des bewusstlosen Hyrillka-Designierten angetroffen. Jetzt war er beeindruckt. Thor’h schien eine Feuerprobe hinter sich zu haben und gereift zu sein. Und offenbar hatte er eine Entscheidung getroffen.
    »Du hast deutlich auf deinen Wunsch hingewiesen, dass ich hier im Prismapalast lernen soll, Vater. Aber vieles ist anders geworden, seit du mir gesagt hast, dass ich nach Ildira zurückkehren muss. Der Hyrillka-Designierte liegt noch immer im Subthism-Schlaf und nichts deutet auf ein baldiges Erwachen hin.« Bei den letzten Worten vibrierte Thor’hs Stimme.
    Offenbar liebte der junge Mann seinen Onkel Rusa’h sehr. »Die Ärzte versuchen alles…«
    Thor’h unterbrach ihn. »Ich weiß.« Er trat einen Schritt vor. »Vater, die Hydroger haben das Getreide, die Städte und den Raumhafen von Hyrillka zerstört. Die dortigen Bewohner – viele von ihnen sind meine Freunde – haben sehr gelitten. Hinzu kommt, dass der Designierte, ihre Verbindung zum Weisen Imperator, nicht mehr bei ihnen weilt. Und sein Nachfolger ist nicht bereit.« Er straffte die Schultern. »Ich möchte nach Hyrillka zurück und dort Bergung und Wiederaufbau beaufsichtigen. Jemand muss sich um alles kümmern. Unser dortiges Volk braucht Führung.«
    Dieses Anliegen überraschte Jora’h, aber er dachte darüber nach. »Was ist mit deinem Bruder Pery’h? Er ist der Designierte-in-Bereitschaft.«
    Thor’h verzog das Gesicht, doch unmittelbar darauf glätteten sich seine Züge wieder. »Er zeigt noch keine Bereitschaft, die Verantwortung zu tragen, Vater. Er ist jung und gibt seinen Studien den Vorrang. Niemand kennt die Bedürfnisse der Hyrillkaner so gut wie ich.«
    Jora’h nickte langsam. »Auch Pery’h könnte helfen, indem er einen Plan für den Wiederaufbau der Hyrillka-Kolonie entwirft und mit Architekten und Ingenieuren zusammenarbeitet.«
    »Ich möchte nicht, dass er mir im Wege ist, wenn er nach Hyrillka kommt. Die Kolonie hat großen Schaden erlitten und das dortige Volk braucht einen starken Anker. Der kann ich sein.«
    Vielleicht wäre es eine gute Sache, dachte Jora’h. Eine solche Aufgabe hätte den jungen Mann sicher mehr über Führungsverantwortung gelehrt als irgendwelche Unterweisungen im Prismapalast. Erneut nickte er.
    »Das ist eine großartige Idee, Thor’h.« Jora’hs überraschter Sohn lächelte erleichtert. »Mein erster Instinkt besteht darin, dich zu beschützen und hier auf Ildira zu behalten, aber auch ich habe ein zu behütetes Leben geführt. Ich habe mich nicht angemessen darauf vorbereitet, die schwere Verantwortung des Weisen Imperators zu tragen. Du wirst früher

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