Der Sternenwald
im Wald vor: Füße drückten ihn zu Boden, und Regentropfen hämmerten auf ihn ein, aber er richtete sich immer wieder auf. Sie hatte sich nie vorgestellt, jemals solche Qualen ertragen zu müssen, doch sie wurde damit fertig, indem sie ihr Selbst zu einem freundlicheren Ort schickte und es erst dann zurückkehren ließ, wenn das Schlimmste überstanden war.
Die fremden Samenspender hassten sie nicht, befolgten nur die Anweisungen des Designierten. Sie gehörten zu einem übergeordneten Plan, dessen Details ihnen allen verborgen blieben.
Jene Mischlingskinder, die Nira nach Osira’h zur Welt brachte, waren keine Früchte der Liebe. Sie verabscheute den erzwungenen Geschlechtsverkehr und versuchte, den Jungen und Mädchen, die ihr Leib gebar, mit Gleichgültigkeit zu begegnen. Doch während Nira sie stillte, pflegte und in ihre kleinen Gesichter sah, konnte sie einfach nicht kalt und gefühllos bleiben. Sie sah sich außerstande, die unschuldigen Kinder zurückzuweisen, weil ihre Väter gezwungen gewesen waren, sie zu schwängern.
Ihre eigenen Kinder… und sie durfte sie nicht behalten. Jedes Mal nahm man sie ihr nach sechs Monaten weg, damit sie in der nahen ildiranischen Stadt aufwuchsen, im Rahmen ildiranischer Test- und Ausbildungsprogramme.
Sicher dauerte es nicht mehr lange, bis die Ildiraner zu dem Schluss gelangten, dass sie sich lange genug erholt hatte, und dann würde man sie wieder einer Arbeitsgruppe zuteilen, um sie abzuhärten. Wenn anschließend ihre Furchtbarkeit den Höchststand erreichte, würde man sie zu den Zuchtbaracken bringen, um sie erneut schwängern zu lassen, und dann begann alles von vorn. Schon viermal hatte sie dies hinter sich…
Dobros orangefarbene Sonne neigte sich den Wolken am Horizont entgegen, als Nira sich von den Büschen in ihrem kleinen Garten abwandte und losging, um nach den anderen Sträuchern und Blumen zu sehen. Arbeitsgruppen kehrten von den Hügeln zurück und betraten das Lager. Nach Generationen der Gefangenschaft hatten die Menschen keine Träume mehr, kannten nur noch resignierte Ausdauer, Tag für Tag. Sie schienen sich nicht einmal elend zu fühlen.
Dies war das große schmutzige Geheimnis des Ildiranischen Reiches, eine Antwort darauf, was mit dem einzigen verlorenen Generationenschiff der Erde geschehen war. Die Gefangenen waren Nachkommen der Burton-Siedler. Seit fast zwei Jahrhunderten lebten sie an diesem Ort, fern vom Rest der Menschheit.
Und vor fünf Jahren hatte man Nira Khali zu ihnen gebracht. Die Gefangenen auf Dobro hatten nie zuvor eine grüne Priesterin gesehen und noch nie von Theroc gehört. Die Frau mit der grünen Haut war eine Fremde für sie.
Abends oder auch bei der Arbeit, wenn sich eine Möglichkeit dazu bot, erzählte Nira leise von ihrer Welt, den intelligenten Bäumen und sogar der Terranischen Hanse und dabei hoffte sie, dass ihr jemand glaubte. Viele der anderen Gefangenen hielten sie für verrückt. Andere hörten mit ungläubiger Neugier zu. Aber sie hörten zu und dadurch gaben sie Nira Hoffnung.
Sie hatte unerwünschte Kinder zur Welt gebracht, eines gezeugt vom Dobro-Designierten selbst, eines von Adar Kori’nh und zwei von anderen ildiranischen Geschlechtern. Zwar hatte sie jedes dieser Kinder über Monate hinweg gestillt und gepflegt, aber ihre Liebe galt vor allem Osira’h. Nira schloss die Hände um den Zaundraht und fühlte eine kalte Leere in der Brust. Sie sehnte sich nach ihrer Tochter, nach ihrer Prinzessin. Die anderen Gefangenen verstanden ihre Trauer nicht. Mischlingskinder gehörten den Ildiranern und wurden immer fortgebracht. Die übrigen Menschen im Lager dachten sich längst nichts mehr dabei.
Nira schickte oft Anfragen an die ildiranische Stadt in der Nähe und bat darum, Osira’h besuchen zu dürfen. Der Dobro-Designierte lehnte immer ab und ging nie auf Niras Fragen ein. Es steckte keine Grausamkeit dahinter – sie spielte für Osira’hs Aufwachsen einfach keine Rolle mehr. Ihr einziger Zweck bestand darin, weitere Kinder zur Welt zu bringen.
Doch der Designierte wusste um Osira’hs Potenzial und der Gedanke daran brachte ein Lächeln auf Niras Lippen. Ihre Prinzessin war mehr als nur ein interessantes genetisches Experiment. Sie ist etwas Besonderes.
6 ADAR KORI’NH
Die sieben prächtig geschmückten Schiffe der Solaren Marine kamen auf Wunsch des Dobro-Designierten. Adar Kori’nh stand im Kommando-Nukleus, als die Septa in einen Standardorbit schwenkte und ihre großen
Weitere Kostenlose Bücher