Der Sternenwald
Knistern störte die Signale, als die Kapsel tiefer sank. »Es wird tatsächlich ziemlich rau. Früher haben sich Leute in einem Fass Wasserfälle hinuntergestürzt, nicht wahr? So ähnlich fühlt sich dies an.«
Patrick Fitzpatrick brachte seinen Manta tiefer, in eine führende Position dicht über der Atmosphäre des Gasriesen. »General, wir sind bereit für ein wenig aggressive Diplomatie, wenn die Umstände es verlangen.«
Lanyans Goldjunge verließ seinen Platz in der Formation, aber der General tadelte ihn deshalb nicht.
»Ich habe gerade die Scheinwerfer eingeschaltet«, sagte Robb. »Die Hydroger müssten mich eigentlich sehen. Hallo?«
Tasia hoffte, dass das Licht nicht irgendein riesiges Ungeheuer in Osquivels Wolkenmeer anlockte.
Dann schwieg Robb zehn quälende Minuten lang. Die besorgten Kommunikationsoffiziere versuchten, den Kontakt wiederherzustellen, und Tasia sah auf die Anzeigen der Sensoren, um festzustellen, wie weit die Kontaktkapsel gesunken war. Bei der Crew wuchs das Unbehagen. Männer und Frauen bissen sich nervös auf die Lippen. Die Stille dauerte an.
Schließlich sendete Robb eine weitere Mitteilung, die Worte von Statik überlagert. »… unglaublich! Ich sehe… so etwas hätte ich mir nie vorgestellt.« Es folgte eine Pause voller donnernder Statik. »Es ist wundervoll… wundervoll …«
Weißes Rauschen füllte den Kommunikationskanal. Tasia spitzte die Ohren und hörte, wie die Kommunikationsspezialisten an Bord von General Lanyans Flaggschiff mehrmals versuchten, eine neue Verbindung zur Kapsel herzustellen. Ihre Bemühungen blieben ohne Erfolg.
»Kein Kontakt mehr mit der Kapsel, General. Die Sensoren erfassen sie nicht mehr.«
»Ist sie dem atmosphärischen Druck zum Opfer gefallen oder haben die Hydroger sie zerstört?«
»Das lässt sich nicht feststellen, Sir.«
Tasia saß im Kommandosessel, voller Kummer und Zorn. Sie atmete schwer – Robb! – und öffnete einen Kom-Kanal. »General, wir sollten ihm einen Scout hinterher schicken! Wie wär’s, wenn wir einige der neuen Soldaten-Kompis einsetzen? Sie könnten in die Atmosphäre des Gasriesen vorstoßen und die Kontaktkapsel bergen.«
Sie klammerte sich an dem Gedanken fest, dass Robb irgendwie überlebt hatte.
»Droger-Aktivität unter uns, Commander!«, rief Lieutenant Ramirez. »Drei mit Kompi-Scouts bemannte Remoras sind zerstört.«
Der primäre Kanal übertrug Lanyans Stimme. »Das ist die Antwort. Niemand kann behaupten, wir hätten es nicht versucht. Bereiten Sie sich auf den Großangriff vor! Sie wissen, worauf es jetzt ankommt. Machen Sie von Ihrem gesamten offensiven Potenzial Gebrauch.«
86 TASIA TAMBLYN
Die Manta-Kreuzer glitten dem Planeten entgegen und Commander Fitzpatricks schnodderige Stimme drang aus den Kom-Lautsprechern. »Die verdammten Droger haben unseren Freund Robb Brindle auf dem Gewissen. Zahlen wir es ihnen heim!«
Kummer und Schock lähmten Tasia fast und sie hätte Fitzpatrick am liebsten erwürgt – er war nie Robbs Freund gewesen. Doch zuerst wollte sie sich um den wahren Feind kümmern. Zur Hölle mit den Hydrogern!
Ein weiterer Kompi-Remora wurde zerstört und Kugelschiffe stiegen aus den Tiefen des Wolkenmeers auf. Die TVF war bereit – das glaubte sie zumindest.
Tasia weigerte sich, die Hoffnung ganz aufzugeben. Vielleicht befand sich Robb noch immer dort unten und konnte nur nicht senden. Andererseits: An der Aggressivität der Hydroger bestand kein Zweifel. Mehrere von Kompis bemannte Remoras waren von ihnen zerstört worden – und vermutlich auch die Kontaktkapsel.
Tasia hatte dies von Anfang an befürchtet…
Sie atmete tief durch und zählte langsam bis zehn, um das emotionale Chaos in ihrem Innern wieder unter Kontrolle zu bringen. Dann sagte sie mit erzwungener Ruhe: »Bereitschaft für alle Stationen. Eröffnen Sie nicht zu früh das Feuer – wir wollen keine Energie verschwenden.«
Tief in ihrem Innern trauerte sie um Robb. Wenn die TVF mit dem Bombardement begann, schwand jede Hoffnung für ihn. Aber Tasia konnte es nicht verhindern – und sie wusste auch gar nicht, ob sie das wollte. »Zeigen wir es den verdammten Fremden.«
Von der Brücke der Goliath aus überprüfte General Lanyan die Mantas, die von Menschen bemannten Remoras und die Überwachungssatelliten. »Drei Roboter-Kreuzer sollen die Spitze übernehmen. Jetzt können die neuen Kompis zeigen, was in ihnen steckt.«
Ein Computertechniker übermittelte den Soldaten-Kompis an Bord der
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