Der Sternenwald
aus eigener Initiative ergriff.
»Eine Liste der Hanse-Kolonien, für die diese Bestimmung gilt, wird in Kürze bekannt gegeben«, fuhr er heiser fort. »Abtreibungsspezialisten werden zu den Welten geschickt, die sie brauchen. Bei derzeitigen Schwangerschaften finden individuelle Evaluationen statt.«
Noch an Bord des Shuttles hatte Peter gefragt, warum die Hanse nicht einfach Lebensmittel anstatt Abtreibungsärzte schicken konnte.
»Nahrungsmittel werden an einem Tag gegessen und am nächsten sind die Leute wieder hungrig«, hatte Basil geantwortet. »Der Stopp des Bevölkerungswachstums ist eine langfristige Lösung. Nach dem Krieg können die Kolonisten – falls sie überleben – wieder Kinder bekommen. Versuchen Sie, die allgemeine Situation zu sehen.«
Peter hatte die Rede gelesen und mit Zorn und Trotz darauf reagiert. »Diese Worte spreche ich nicht, Basil. Sie haben mich gezwungen, viele fragwürdige Dinge zu versüßen, aber dies geht zu weit. Es ist… entsetzlich.«
»Es ist notwendig. Und Sie werden die Rede so halten, wie sie vorbereitet wurde.«
»Wenn Sie das glauben – warum geben Sie dann nicht die Anweisung? Fehlt es dem Vorsitzenden der Hanse vielleicht an Rückgrat? Ein Abtreibungsbefehl!« Peter schüttelte voller Abscheu den Kopf. »Eine sehr verheißungsvolle Art, meine bevorstehende Hochzeit zu feiern.«
»Es ist die Verantwortung des Königs«, sagte Basil und lächelte. »Deshalb hat man Sie ausgewählt.«
»Und wie wollen Sie mich zwingen? Ich weigere mich.«
»Estarra ist Ihre Braut – unschuldig, verwundbar, hilflos.« Die Züge des Vorsitzenden verhärteten sich. »Ich weiß, dass Ihnen bereits etwas an ihr liegt. Wenn Sie sich nicht fügen, sorge ich dafür, dass die Dinge… schwer für sie werden.«
Peter presste kurz die Lippen zusammen. »Sie ist nur eine Schachfigur, nicht wahr?«
»So wie Sie, Peter. Und die Hanse kann mit Ihnen machen, was sie will.«
Peter wusste, dass der Vorsitzende für den Tod seiner Familie verantwortlich war. Er hatte sogar seinen Vater auf Ramah umbringen lassen. Ja, er wäre fähig gewesen, Estarra etwas zuleide zu tun, und er hätte auch nicht gezögert, einen widerspenstigen König zu vergiften. Peter war immer von der Vermutung ausgegangen, dass Basil zu viel in seinen jungen Protegé investiert hatte, um ihn fallen zu lassen, doch jetzt regten sich Zweifel in ihm.
Noch nie zuvor war er so nahe daran gewesen, Mord in Erwägung zu ziehen. Wie schwer mochte es sein, Basil einen Dolch in die Seite zu stoßen? Und mit welchen Konsequenzen musste er anschließend rechnen? Er war der König und die Hanse hatte dafür gesorgt, dass es keine Familienangehörigen gab, niemandem, der ihm nahe stand. Doch jetzt gibt es Estarra …
Basil hatte sich auf seinem Sitz im Shuttle zurückgelehnt und Peters Schweigen abgewogen. »Hören Sie auf, sich wie ein Kind zu benehmen«, sagte er schließlich. »Befolgen Sie Ihre Anweisungen und halten Sie die Rede – für Estarra, wenn schon nicht um Ihrer selbst willen.«
Und so blieb Peter keine andere Wahl, als die verhassten Worte zu sprechen, die für das Publikum – sein Volk – ein schwerer Schlag waren. Bei jeder einzelnen Silbe hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Am Ende der Rede jubelte die Menge nicht. Diese Menschen waren bestürzt gewesen über die verheerende Niederlage bei Osquivel, doch die neue Proklamation ihres Königs führte dazu, dass ihre Stimmung einen Tiefstand erreichte.
Peter verließ den Balkon und kehrte in den Flüsterpalast zurück. Der Vorsitzende nickte. »Nicht Ihre beste Rede, aber sie wird ihren Zweck erfüllen.«
Peter fühlte sich versucht, ihn anzuspucken. »Ich verachte Sie, Basil.«
Der Vorsitzende nahm es ungerührt hin.
97 RLINDA KETT
Rlinda fand, dass Davlin Lotze inzwischen genug Zeit gehabt hatte, aus seinem Schlamassel herauszukommen. Andererseits: Die Funktionen alter Transporttechnik, von den Klikiss konzipiert, gehörten vielleicht nicht zu den »verborgenen Details«, auf die er spezialisiert war.
Davlin war durch das Transportal in den Klikiss-Ruinen verschwunden. Rlinda wusste nicht, wo er sich befand, aber eines stand fest: Wenn ihn das Transportal nicht zu einem Ort gebracht hatte, wo es Proviant gab, war er entweder tot oder völlig ausgehungert.
Auch an diesem Tag wartete Rlinda außerhalb der Unersättliche Neugier, lauschte den leisen Geräuschen von Rheindic Co und dachte an die schrecklichen Ereignisse, die hier
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