Der Sternenwald
vom Ausmaß der Beschädigungen ab. Kellums Werfttechniker würden die hoch entwickelte militärische Technologie der TVF genau untersuchen und eventuell aus ihr lernen. Was die Dinge betraf, die sich nicht reparieren ließen: Man konnte elektronische Komponenten daraus gewinnen oder sie als Rohstoffe verwenden.
Zhett und ihr Vater hatten bereits darüber gesprochen, wann die Werften von Osquivel ihren Betrieb wieder aufnehmen würden. Der Kellum-Clan konnte sich nicht für immer verbergen.
Die Roamer waren einer Entdeckung entgangen, aber wenn die Tiwis zurückkehrten, würden sie die Werften zweifellos bemerken. Und nach der schweren Niederlage freuten sie sich bestimmt über eine Gelegenheit, ihren Zorn an jemandem auszulassen – erst recht, wenn sie erfuhren, dass die Weltraumzigeuner ihre Wracks ausgeschlachtet hatten.
Doch so viele Rohmaterialien konnte ein Roamer nicht unbeachtet lassen.
Auch einige Kugelschiffe waren beschädigt oder zerstört worden, aber die dichte Atmosphäre von Osquivel hatte die meisten Trümmer verschlungen und im Wolkenmeer des Gasriesen wollte Zhett nicht nach ihnen suchen. Doch wenn die Roamer ein Droger-Schiff in die Hand bekommen würden… Voller Aufregung dachte Zhett daran, was sich damit anstellen ließ.
Sie steuerte ihre Greifkapsel, dokumentierte die TVF-Wracks und hielt fest, welche von ihnen sich am leichtesten bergen ließen. Sie flog an Leichen vorbei, die aufgrund der explosiven Dekompression wie aufgedunsen wirkten. Einige waren verbrannt und zerfetzt. Jene Soldaten mussten bereits tot gewesen sein, noch bevor sie ins All geschleudert worden waren. Bei anderen hatte ein schrecklicher Todeskampf im kalten Vakuum stattgefunden.
Der Anblick der ersten Leichen erschütterte Zhett, aber sie setzte den Flug fort und konzentrierte sich auf die Arbeit. Sie konnte nichts mehr tun, um den Soldaten zu helfen, die ihren Planeten als verhängnisvolles Schlachtfeld gewählt hatten. Die Roamer wollten nur in Ruhe gelassen werden. War das zu viel verlangt?
Zhett beobachtete die Reste eines Manta-Kreuzers und verzeichnete alle brauchbaren Materialien. Bergungsteams hatten bereits am durchlöcherten Rumpf eines Moloch festgemacht. Ekti-Frachter näherten sich, stellten Verbindungen mit den Tanks her und pumpten den Treibstoff ab.
»Wenn die Tiwis wirklich unsere Frachter überfallen und Ekti stehlen, brauchen wir uns wegen dieser Sache nicht schuldig zu fühlen«, sagte ein Techniker.
»Niemand von diesen Leuten hat ein solches Schicksal verdient, selbst wenn es Piraten waren«, erwiderte Zhett gedämpft. »Ich weiß, dass wir den Treibstoff brauchen, aber Schadenfreude ist unangebracht. Denken Sie daran, wie viele Menschen hier gestorben sind.«
Einige Sekunden lange herrschte auf den Kom-Kanälen betroffene Stille. »Meine Tochter hat Recht«, ließ sich Del Kellum vernehmen. »Selbstgefälligkeit steht uns nicht zu, verdammt. Die Droger sind auch unsere Feinde.«
Während sich die Bergungsgruppen um die größten Schiffe kümmerten, steuerte Zhett ihre Greifkapsel fort von den Hauptansammlungen der Trümmer. Explosionen und verzweifelte Fluchtmanöver hatten manchen Wracks besondere Flugbahnen gegeben und sie wollte sich keinen Schatz dort draußen in der Leere entgehen lassen.
Sie stieß auf ein schwaches Notsignal, das sich in regelmäßigen Abständen wiederholte – Zhett bemerkte es erst, als sie den Ausgangspunkt des Signals fast erreicht hatte. Sie streckte die Arme der Kapsel und schaltete die Scheinwerfer ein.
In ihrem Licht erschien eine arg mitgenommene Rettungskapsel, die von einem TVF-Schiff stammte und nur einer Person Platz bot. Zwar waren ihre Systeme beschädigt, aber Zhetts Sensoren registrierten Leben in ihrem Innern. Luft entwich durch kleine Risse in der verbrannten Hülle. Wer auch immer in der Rettungskapsel überlebt hatte – er würde bald sterben.
»Ich habe Sie gefunden«, sendete Zhett auf der normalen TVF-Frequenz, ohne zu wissen, ob die Person in der Kapsel sie hören konnte. »Ganz ruhig. Wir holen Sie da raus.« Sie wartete vergeblich auf eine Antwort und fragte sich, ob der Kommunikator der Rettungskapsel keine Energie hatte. Vielleicht war der Insasse bewusstlos oder verletzt.
Mit den Manövrierdüsen passte Zhett Kurs und Geschwindigkeit an, sodass die beiden kleinen Raumschiffe in relativer Bewegungslosigkeit zueinander verharrten. Dann schloss sie die Greifarme um die Rettungskapsel. Ihr kleines Schiff war eigentlich nicht für
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