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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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zusammenzuhalten. Jetzt gab sein Fleisch dem Zerren der Schwerkraft nach.
    Jora’h griff nach einem schlaffen Arm, als gäbe es noch Hoffnung, aber die Echos des zerrissenen Thism wiesen deutlich auf den Tod seines Vaters hin. Der Weise Imperator war gestorben und zur Lichtquelle zurückgekehrt.
    Jora’h nahm die leere Phiole und sah einen kleinen Tropfen blauer Flüssigkeit in ihr. »Aber warum?«, fragte er die Leiche. »Warum hast du das getan, Vater? Ich brauche deine Hilfe, deinen Rat. Wie soll ich jetzt das ildiranische Volk führen? Ich bin nicht bereit.«
    Dann verstand er und hielt sich am Rand des Chrysalissessels fest, um nicht zu fallen. Es war eine Verzweiflungstat seines Vaters gewesen. Wenn er, Jora’h, nach den Strängen des Thism griff, wenn er das Netz selbst in den Händen hielt und sich mit dem heiligen Licht der höheren Ebene verband – dann würde er viel mehr verstehen, als ihn der Weise Imperator hätte lehren können.
    »Sie hätten ihn daran hindern sollen, Bron’n.« Über die Schulter hinweg sah Jora’h zum Wächter, der betroffen in der Tür stand.
    »Ich diene dem Weisen Imperator«, wiederholte er.
    »Ich bin jetzt der Weise Imperator!«
    »Noch nicht. Sie sind erst dann der Weise Imperator, wenn Sie die Zeremonie hinter sich gebracht haben und das Thism kontrollieren. Bis dahin fehlt uns ein Weiser Imperator.«
    Überwältigt und verwirrt begann Jora’h zu verstehen, was sich jetzt ändern würde, was er tun musste. Solange es keinen Weisen Imperator gab, solange das Thism zerrissen blieb, war das ildiranische Volk miteinander nicht verbunden und irrte ziellos dahin… Und mit der Zeit würde es immer schlimmer werden. Wenn der gegenwärtige Zustand andauerte, konnten sich erhebliche psychische Schäden und vielleicht noch schlimmere Folgen ergeben. Es bestand die Gefahr, dass alle Ildiraner verrückt wurden.
    Es blieb Jora’h nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich die Nachfolge seines Vaters anzutreten. In einigen wenigen Tagen, wenn alle Designierten nach Mijistra gekommen waren, musste die Zeremonie stattfinden.
    Jora’h drehte sich wieder zum Chrysalissessel um und legte die Hand auf den Arm seines toten Vaters. Cyroc’h hatte gewusst, dass er nicht mehr lange leben würde, doch diese plötzliche Entscheidung, mit der er den Erstdesignierten zwang, die Führung des Ildiranischen Reichs zu übernehmen – es war zu viel.
    Beklommenheit erfasste Jora’h, als ihm klar wurde: Mit seinem Trotz in Hinsicht auf Nira, mit seinem Bestehen darauf, trotz des Verbots seines Vaters nach Dobro zu fliegen, hatte er den Weisen Imperator zum Selbstmord getrieben.
    Jetzt konnte er nicht mehr aufbrechen, um Nira zu helfen. Er musste auf Ildira bleiben und sein Bestes geben, um das Reich zusammenzuhalten.
    Während der Erstdesignierte um seinen Vater trauerte, stand Bron’n starr und steif im Flur vor der Kontemplationskammer.
    Er hatte den Anweisungen gehorcht, seine Pflicht erfüllt… Aber Bron’n wusste, dass ihn trotzdem ein Teil der Schuld traf. Er streckte den Arm, mit dem er das Kristallschwert hielt, und richtete es auf sich selbst. Vorsichtig setzte er die Spitze auf den unteren Teil seines Brustharnischs und übte leichten Druck aus, bis der spitze Kristall die Panzerung durchdrang, bis er sich in die Haut bohrte und ersten stechenden Schmerz verursachte.
    Daraufhin wusste Bron’n, dass er die richtige Stelle gefunden hatte.
    Er stützte den Griff des Schwerts an die Wand und schob sich mit einem Ruck nach vorn, mit seiner ganzen animalischen Kraft. Blut quoll an den Fangzähnen vorbei aus dem Mund. Bron’n knurrte und drängte mit noch größerer Entschlossenheit nach vorn, bis die kristallene Klinge in sein Herz stach. Selbst nach dieser tödlichen Verletzung arbeiteten seine Muskeln weiter, bis die Spitze des Schwerts aus dem Rücken ragte…
    Als Jora’h hörte, wie der Leibwächter seines Vaters zusammenbrach, lief er aus der Kontemplationskammer in den Flur und blieb dort neben der zweiten Leiche stehen. Er verstand, was Bron’n getan hatte, hob den Blick flehentlich zu den strahlenden Sonnen am Himmel. Aber er sah kaum Licht und fühlte nur wenig Wärme.

119 ADAR KORI’NH
    Eine volle Kohorte aus Kriegsschiffen der Solaren Marine verließ den verheerten Planeten Dularix. Sieben Manipel, dreihundertdreiundvierzig Schiffe unter Adars Kommando – und doch hatten die Hydroger eine weitere Welt zerstört.
    Kältewellen hatten die gesamte Vegetation von

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