Der Sternenwald
erläutern. Sie betrafen die Paradeboote, die Weine und Speisen, die an Bord der königlichen Jacht serviert werden sollten, die Volksmusik, die bei verschiedenen Stationen am Kanal erklingen würde.
Estarra lächelte die ganze Zeit über und nickte bei jeder aufgeregten Schilderung des Protokollministers. Er schien überglücklich zu sein, dass die Königin mit seiner Auswahl einverstanden war.
Sie standen an den Kais unter der Decke der Bootshauskuppel. Estarra beobachtete die Jacht, bei der es allein auf Prunk ankam, nicht auf Geschwindigkeit. Prächtig geschmückt sollte sie langsam durch den Königlichen Kanal fahren. Eine Ehrenwache aus Militärbooten würde vor und hinter ihr unterwegs sein. An bestimmten Stellen des Kanalufers sollten Silbermützen in Galauniformen stehen.
Estarra bemerkte einige Arbeiter, die bunte Bänder und Wimpel an der Jacht befestigten. Maler strichen den Rumpf des Führungsbootes. Einige Arbeiter trugen Gummianzüge, schwammen im kleinen Kanal und polierten alle bis zur Wasserlinie reichenden Teile.
»Bestimmt wirkt alles sehr eindrucksvoll«, sagte Estarra.
»O ja, o ja«, bestätigte der Protokollminister. »Dies ist König Peters Lieblingsjacht, wissen Sie.« Peter hatte seine Frau bereits darauf hingewiesen, dass er noch nie an Bord des Schiffes gewesen war.
»Brot und Spiele«, hatte der Vorsitzende bei der Erläuterung des Plans vor zwei Tagen gesagt. »Man lenke das Volk von den eigentlichen Problemen ab.«
»Mir wäre es lieber, die Probleme zu lösen«, hatte Peter erwidert und die Arme verschränkt. Die Anspannung war deutlich spürbar gewesen.
»Wie Sie wollen.« Basils Stimme hatte sehr scharf geklungen. »Aber in der Zwischenzeit werden Sie und Ihre reizende Königin an Bord eines Schiffes unterwegs sein. Eine kleine Flitterwochen-Kreuzfahrt.«
»Wie Sie meinen, Basil.« Peter hatte bei diesen Worten nicht zerknirscht geklungen und sein Gesichtsausdruck war undeutbar gewesen. Estarra wusste, wie sehr er derartige Auftritte in der Öffentlichkeit verabscheute.
Sie beobachtete nun, wie ein Arbeiter von einem der unteren Decks der Jacht kam. Sein Overall war schmutzig und er trug eine Werkzeugtasche. Der Mann hatte blondes Haar und einen ruhigen Gesichtsausdruck. Er bewegte sich mit fließender Geschmeidigkeit, als hätte er es eilig. Er verließ den Maschinenraum der Jacht, ging rasch über den Landungssteg und setzte den Weg mit zielstrebigen Schritten in Richtung der Werkstätten fort.
Es gab nichts Ungewöhnliches an dem Mann und es dauerte einige Sekunden, bis Estarra ihn erkannte: Sie hatte ihn in den Nachrichtensendungen über Peters Besuch in der Kompi-Fabrik gesehen. Sie erinnerte sich deshalb an ihn, weil er Peters Autorität infrage gestellt hatte.
Ein Techniker war er gewiss nicht. Estarra kniff die dunklen Augen zusammen. Ein solcher Mann hatte nichts an Bord der königlichen Jacht zu suchen, erst recht nicht im Maschinenraum. Für den schmutzigen Overall gab es nur eine Erklärung: Er diente zur Tarnung.
Es lief Estarra plötzlich kalt über den Rücken. Sarein hatte sie gewarnt und aufgefordert, vorsichtig zu sein. Und Peters Schilderungen wiesen darauf hin, dass bereits viel Blut an den Händen des Vorsitzenden klebte. Was hatte Peter in der Hochzeitsnacht gesagt? »Regel eins: Traue niemals Basil.«
Estarra beobachtete den Verkleideten aus dem Augenwinkel, als er seine Werkzeugtasche abstellte und den Umkleideraum betrat. Neben ihr setzte der Protokollminister lächelnd seinen endlosen Monolog fort und sie gab vor, ihm aufmerksam zuzuhören. Sie achtete darauf, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie den vermeintlichen Arbeiter erkannt hatte. Niemand sollte Verdacht schöpfen. Sie dankte den Wächtern und dem Protokollminister, kehrte dann ins Innere des Flüsterpalastes zurück. Sie musste Peter finden.
121 JESS TAMBLYN
Während er mit der Hoffnung nach Rendezvous flog, rechtzeitig genug zu Cesca zurückzukehren, trug Jess eine Phiole mit Wental-Wasser bei sich, wie einen Talisman. Nachdem er die Wiedergeburt der Wasserentität auf dem namenlosen Meeresplaneten gesehen hatte, glaubte er voller Stolz, einen wichtigen Erfolg erzielt zu haben.
Der größere Behälter befand sich im Frachtraum des Schiffes und er plante, seinen Inhalt an andere Roamer zu verteilen. Sie sollten das lebende Wasser zu weiteren Ozeanwelten bringen, damit die Wentals wuchsen und zahlreich genug wurden, um gegen die Hydroger zu kämpfen.
Jess sah auf die
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