Der Sternenwald
Verpflichtungen unverzüglich nachkommen. Seien Sie vernünftig.«
Nach dem Ende ihrer Mitteilung erschien ein verschwommenes Hologramm, dessen geringe Auflösung darauf hinwies, wie veraltet das yrekanische Kom-System war. Es zeigte die Großgouverneurin, eine hoch gewachsene, schlanke Frau indischer Abstammung. Sie hatte dunkle Haut, fast schwarze Augen und dichtes, blauschwarzes Haar, das in langen Zöpfen bis zu den Hüften reichte. Volle Lippen wölbten sich unter einer krummen Nase.
»Admiral Willis, ich fürchte, wir können Ihren Aufforderungen nicht nachkommen. Unser eigenes Überleben diktiert meine Entscheidung. Es entsetzt mich, dass die TVF eine loyale Kolonie der Hanse bedroht. Yreka hat für die Kriegsanstrengungen bereits viel geopfert. Wir haben alles gegeben, was wir konnten. Das Ekti benötigen wir für unser Überleben.«
Die Großgouverneurin winkte und herzergreifende Bilder erschienen: unterernährte Kinder und Getreidefelder, auf denen kaum mehr etwas wuchs, weil Dünger und Mittel gegen Pflanzenkrankheiten fehlten. »Wenn wir Ihnen unsere Treibstoffvorräte überlassen, sterben die Siedler. Dann geht Yreka zugrunde und wird innerhalb eines Jahrzehnts zu einem Geisterplaneten.«
Tasia begriff, dass der Großgouverneurin eigentlich gar keine Wahl blieb. In ihrer Verzweiflung sendete sie auf einer offenen Frequenz, obgleich Admiral Willis einen direkten Kanal zum Verwaltungszentrum des Planeten benutzt hatte – alle Soldaten der TVF-Kampfgruppe sollten sie hören.
»Warum nehmen Sie uns nicht die Luft, die wir atmen? Oder das Wasser unserer Flüsse? Warum blockieren Sie nicht das Sonnenlicht, das unser Korn wachsen lässt? Wir haben einen hohen Preis für unser Ekti bezahlt und können es uns nicht leisten, den Treibstoff zu verlieren.«
»Nun, das ist alles sehr melodramatisch…«, begann Admiral Willis.
»Bitte richten Sie dem König unser Bedauern aus. Danke.« Die Großgouverneurin wartete keine Antwort ab, deutete eine Verbeugung an und unterbrach die Verbindung – sie schien Wert darauf zu legen, das letzte Wort zu behalten.
Die Offiziere auf Tasias Brücke staunten über die törichte Reaktion des yrekanischen Regierungsoberhaupts. Jemand kicherte ungläubig. »Hier gibt es nichts zu lachen«, sagte Tasia scharf.
Die Gitter-7-Kampfgruppe wartete auf die nächsten Anweisungen der Admiralin. Mit ruhiger, aber auch enttäuscht klingender Stimme wandte sie sich an die Kommandanten. »Hiermit ordne ich die Blockade des Planeten an. Kein Schiff verlässt ihn, keins landet auf ihm. Von jetzt an erreichen Yreka weder Lieferungen noch Nachrichten. Wir bleiben so lange hier, wie es nötig ist.«
Tasia lehnte sich zurück, erleichtert darüber, dass die Admiralin keinen Angriff befohlen hatte. »Ich hoffe, niemand von Ihnen hat Pläne fürs Wochenende«, sagte sie zu ihren Offizieren.
10 KÖNIG PETER
Der König kleidete sich an, bevor er seine Gemächer verließ. An diesem Morgen hatten die Bediensteten bunte, verzierte und unbequeme Gewänder bereitgelegt, die zweifellos von einem Komitee entworfen und ausgewählt waren. Peter schenkte ihnen keine Beachtung, wählte seine eigenen Sachen und schickte die Lakaien fort, die ihm bei Knöpfen und Kragen helfen wollten. Raymond Aguerras Mutter hatte ihn gelehrt, sich selbst anzuziehen.
»Basil will gar keinen Herrscher«, wandte er sich wie beiläufig an den Lehrer-Kompi. Jahrelang hatte OX ihm von den Nuancen der Macht und Rhetorik erzählt und inzwischen sah er in dem Kompi mehr als nur eine Datenbank oder eine Sammlung historischer Dateien. Er zog an einer Manschette. »Er will einen Schauspieler.«
Peter hatte schon früh beschlossen, sich alle Mühe zu geben, ein guter König zu sein. Spielerisch zunächst hatte er damit begonnen, hier und dort kleine Veränderungen vorzunehmen, deren Bedeutung sich darauf beschränkte, seine Unabhängigkeit zu zeigen. Statt der protzigen, mit Schmuck überladenen Umhänge König Fredericks trug er eine schlichte Uniform, grau, blau und schwarz. Der Vorsitzende war damit einverstanden und glaubte, dass der preußische Stil besser zu einem Volk im Krieg passte.
»Sie sollten besser beides sein, König Peter«, erwiderte OX, der ebenso wie Basil Wenzeslas dazu übergegangen war, den König zu siezen. Der freundlich aussehende Lehrer-Kompi hatte die Siedler begleitet, die mit dem ersten Generationenschiff von der Erde aufgebrochen waren. Jetzt stand er in den Diensten der Terranischen Hanse und half
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