Der Sternenwald
schimmernden Material zugelegt, doch das Geld war wichtiger. Ihr blieben noch sechs Büchsen mit Salzteich-Kaviar von Dremen und konservierten Insektensteaks von Theroc (einfach köstlich, obwohl es Rlinda schwer fiel, Möchtegern-Gourmets dazu zu bringen, Insektenfleisch zu probieren). Hinzu kamen Behälter mit eingelegten Fischblumen, marinierten Krustentieren, frisch verpuppten Süßwürmern – die bald schlüpfen würden, trotz der kühlen Lagerung –, außerdem noch Unklassifiziertes und Obst und Gemüse von unterschiedlichen Welten.
Rlinda spürte, wie ihr das Wasser im Mund zusammenlief. Sie war eine ausgezeichnete Köchin und hatte sich mit den Küchen zahlreicher Kulturen befasst. Angesichts ihrer Vorliebe für gutes Essen war es kein Wunder, dass sie so viel wog – sie hielt ihre Körperfülle für einen guten Hinweis auf die Qualität ihrer Waren.
Leider neigten die Leute dazu, in Zeiten ökonomischer Engpässe auf Luxus zu verzichten, und deshalb ließen sich Waren, wie Rlinda sie anbot, schwerer verkaufen. Dumme Prioritäten. Es war viel problematischer geworden, teure »nutzlose« Dinge zu verkaufen, aber die Gläubiger verlangten trotzdem pünktliche Bezahlung von ihr.
Rlinda kehrte ins Cockpit zurück, nahm im extra großen Sessel des Captains Platz und sah sich noch einmal die Rechnung an. Zugegeben, sie war mit den Liegegebühren ein wenig in Verzug geraten, aber der ausstehende Betrag rechtfertigte keinen so strengen Ton. Sie dachte daran, eine Flasche Wein mit dem Erbsenzähler zu trinken, eine Tafel ihrer besonderen schwarzen Schokolade zu öffnen und den Mann mit süßer Zunge dazu zu bringen, ihr einen Zahlungsaufschub zu gewähren. Ihr Blick fiel auf die Unterschrift: B. Robert Brandt – der Name sagte ihr nichts. Vermutlich ein Buchhalter, der kürzlich von der Erde hierher versetzt worden war.
Und dann lachte sie plötzlich, als sie begriff, dass die Zahlen der Arbeitsnummer des Mannes genau dem Datum ihres letzten Hochzeitstages entsprachen. »Du bist immer ein schlauer Fuchs gewesen, BeBob.«
In ihren dunklen Augen funkelte es. Sie wusste nicht, worüber sie sich mehr freute: von ihm zu hören oder zu wissen, dass die Mahnung nur ein Vorwand war, um ihr eine verschlüsselte Nachricht zu übermitteln.
Branson Roberts – der beste ihrer zahlreichen Ex-Ehemänner – hatte eines der von der TVF übernommenen Handelsschiffe geflogen und war praktisch gezwungen gewesen, für General Lanyan militärische Erkundungsmissionen durchzuführen. BeBobs Methoden als Händler waren nicht immer legal gewesen, aber er hatte hohe Gewinne gemacht und sie mit Rlinda geteilt.
Sie entschlüsselte den Text mit dem privaten Code, den sie vor langer Zeit entwickelt hatten. Wegen der Verschlüsselung musste die Textnachricht recht kurz sein. Rlinda wäre ein holographisches Bild BeBobs lieber gewesen, am besten eines, das ihn im Adamskostüm zeigte, aber er hatte es nie fertig gebracht, sich nackt zu scannen. Als sie seine Worte las, wurde ihr klar, warum er Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte.
»Hab genug vom Militär – kein Wunder! Höre nach siebzehn selbstmörderischen Missionen auf. Der General will mich immer wieder an die Front werfen, bis ich umkomme. Schluss damit! Habe beschlossen, meine Haut und – was noch wichtiger ist – die Blinder Glaube zu retten. Nehme mir nicht genehmigten Urlaub. Hoffe, dass die TVF weder den Schneid noch die Möglichkeit hat, mich ausfindig zu machen.
Wenn du irgendwann mal einen vollen Tank hast und mich besuchen willst – komm nach Crenna. Eine abgelegene Kolonie. Dort kann ich untertauchen und den Siedlern Schwarzmarktwaren besorgen. Du fehlst mir. BeBob.«
Rlinda lehnte sich im Sessel zurück, das Gesicht heiß, die Augen feucht. BeBob war immer stur und impulsiv gewesen, jemand, mit dem man einfach nicht zusammenleben konnte – aber auch ein verdammt guter Mann. Für den Militärdienst eignete er sich nicht, das hätte Rlinda dem General gleich sagen können, und es war ein Verbrechen, seine besonderen Fähigkeiten auf jene Weise zu missbrauchen.
Oh, sie hatte ihn geliebt… Warum sonst war ihr das Ende der Ehe vor fünf Jahren so nahe gegangen? Rlinda und BeBob hatten sich genug Respekt – und ja, auch Leidenschaft – bewahrt, um Geschäftspartner zu bleiben. Wenn sie damals gewusst hätte, welche Probleme in der Zukunft auf sie warteten… Dann wäre sie vielleicht bereit gewesen, dem Ehemann BeBob mit mehr Toleranz zu begegnen. Das Leben war zu
Weitere Kostenlose Bücher