Der Sternenwald
stärkere Soldaten, schnellere Schwimmer, kreativere Sänger und Geschichtenerzähler. Jene Mischlinge wurden so erzogen, dass sie dem Ildiranischen Reich treu ergeben waren und den Weisen Imperator für einen unfehlbaren Gott hielten.
Es war ein langfristiger Plan und diente zur Vorbereitung auf eine weitere Begegnung mit den Hydrogern. Vor zehntausend Jahren hatten die Hydroger beim Kampf gegen ihre Widersacher fast das gesamte Leben im Spiralarm ausgelöscht, die Klikiss-Zivilisation vernichtet und das Ildiranische Reich an den Rand des Abgrunds gebracht.
Nur wenige Ildiraner wussten um jene Ereignisse; die Saga der Sieben Sonnen erwähnte sie nicht. Menschliche Überheblichkeit hatte den titanischen Konflikt neu entfacht und die Fremden aus den Tiefen der Gasriesen wieder aktiv werden lassen – andernfalls wären die Hydroger vielleicht noch jahrhundertelang im Verborgenen geblieben. Jetzt zeigten sie sich wieder und bestimmt dauerte es nicht lange, bis andere Feinde erschienen.
Osira’h war keinen Moment zu früh geboren.
Der Designierte schloss die Hand um die schmale Schulter des Mädchens und es zuckte zusammen – er hatte zu fest zugedrückt. »Du bist noch so klein, Osira’h. Ich würde dich lieber nicht drängen.«
»Mach dir keine Sorgen um mich.« Osira’h sah zu Udru’h auf und in ihrem Gesicht zeigte sich absolutes Vertrauen. Sie glaubte an ihre Mission, an sein Wohlwollen und ihre eigene Loyalität dem Weisen Imperator gegenüber. »Ich werde meine Pflicht erfüllen. Wie es meine Gene von mir verlangen. Zum Ruhme der ildiranischen Zivilisation.«
»Oh, wie könnten die Hydroger dir widerstehen?« Das Mädchen lächelte strahlend, und der Designierte wusste: Es würde der fähigste Telepath sein, der je auf den Welten des Ildiranischen Reiches gewandelt war. »Du wirst uns alle retten, Kind.«
Er umarmte Osira’h und sie nickte ernst. »Ja, das werde ich.«
30 RLINDA KETT
Als die Unersättliche Neugier landete, eilten die Crenna-Siedler selbst aus entlegenen Bereichen herbei. Rlinda Ketts unerwartete Ankunft erregte großes Aufsehen und die tägliche Arbeit spielte plötzlich eine untergeordnete Rolle.
Noch immer ein wenig mitgenommen von der Begegnung mit den Hydrogern am Rand des Sonnensystems kletterte sie aus ihrem Schiff. Den Jubel der Kolonisten nahm sie ein wenig verlegen, aber auch bereitwillig entgegen.
»Die Hanse hat von der Krankheit auf Ihrer Welt gehört und ich bringe Ihnen Medikamente!«, rief Rlinda. Sie hatte damit gerechnet, dass angesichts der Epidemie alles zum Stillstand gekommen war, dass sich kaum mehr jemand um die Felder und das Vieh kümmerte. »Aber offenbar sind nicht allzu viele von Ihnen krank.«
Der nächste Farmer nickte. »Es ist verdammt anständig von König Peter, an uns zu denken, Ma’am, aber wir haben die benötigten Medikamente bereits bekommen. Einer unserer Kolonisten hat ein eigenes Schiff, das jetzt allerdings ohne Ekti ist – als er zurückkehrte, waren die Tanks praktisch leer. Wir verdanken Branson Roberts unser Leben.«
Es erfüllte Rlinda mit Stolz, seinen Namen zu hören, aber sie ließ sich nichts anmerken. »Nun, der Mann hat echt Nerven – durch ihn verliert meine humanitäre Mission ihren Sinn.« Sie ließ ihren Blick über die Menge schweifen und entdeckte BeBob. Sein krauses graues Haar war länger geworden, was ihm etwas Zwielichtiges gab, und Schmutz zeigte sich überall an seiner Kleidung, so als hätte er auf den Feldern gearbeitet – die Vorstellung allein brachte Rlinda fast zum Lachen.
Sie sah, wie seine Augen feucht wurden, und dann lief er auf sie zu, achtete überhaupt nicht auf die anderen Farmer. Rlinda breitete die Arme aus und lief ihm entgegen. Sie wusste, wie albern sie beide wirkten, wie zwei Verliebte in einer billigen Videoschnulze.
»Ich nehme an, ihr… kennt euch?«, fragte einer der Kolonisten.
Rlinda und BeBob schlangen die Arme ganz fest umeinander. »Ein wenig«, erwiderten sie beide gleichzeitig.
»Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich meinen Treibstoff nicht vergeudet«, sagte BeBob. »Statt Arzneien zu laden, wäre es möglich gewesen, andere nützliche Dinge an Bord zu nehmen, zum Beispiel Werkzeuge und interessante Getreidesamen – damit hätte ich einen höheren Profit erzielt.«
Rlinda fuhr ihm mit den Fingern durchs krause Haar und umarmte ihn dann erneut. »Du hast ein weiches Herz, BeBob, aber du bist nicht dumm.« Sie senkte verschwörerisch die Stimme. »Heute Nacht
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