Der Sternenwald
werde ich dir Zeit genug geben, mich davon zu überzeugen, dass meine Reise hierher nicht umsonst war. Bei dir oder bei mir?« Sie lachte leise. »Du bist ja so süß, wenn ich dich in Verlegenheit bringe. Siehst regelrecht schockiert aus.«
»He, ich versuche hier, ein respektabler Kolonist zu sein.«
»Gib dir mehr Mühe.« Rlinda küsste ihn auf den Mund.
Rlinda erzählte BeBob nichts von ihrer wahren Mission – sie wollte ihm nicht die Freude an dem gemeinsamen Essen in seiner Wohnung nehmen. Sie hatte einige seiner Lieblingsspeisen mitgebracht, eine gute Flasche Wein, neue Unterhaltungspakete und ein schmuckes Hemd, von dem sie wusste, dass er es nie tragen würde. Sie nannte es ein »Freundschaftsgeschenk für die Kolonie«.
»Um ganz ehrlich zu sein: Es überrascht mich nicht, dass du einen Vorwand gefunden hast, hierher zu kommen.« BeBob aß ein Stück von dem Schmorbraten, den Rlinda in seiner kleinen Küche zubereitet hatte. »Ich hätte es nie riskiert, die chiffrierte Nachricht zu schicken, wenn ich nicht sicher gewesen wäre, dass du sie erkennen und entschlüsseln kannst. Ich schätze, General Lanyan freut sich nicht gerade über einen Captain, der sich unerlaubt von der Truppe entfernt.«
»Ach, er hatte überhaupt kein Recht, dich zwangsweise einzuziehen, und ich habe ihm die Konfiszierung meiner Handelsflotte nie verziehen. Übrigens, wie steht’s um mein Schiff?«
BeBob wölbte die Brauen. »Die Blinder Glaube gehört nur zu zehn Prozent dir. Es ist alles in Ordnung mit ihr – sieht man von den leeren Ekti-Tanks ab. Derzeit kann man sie höchstens als besonders großen Rasenschmuck verwenden.«
»Stell die Landestützen auf Betonblöcke und lass das Gras um sie herum wachsen«, sagte Rlinda. »Dann bist du ein echter Schmutzhocker.«
BeBob trank einen Schluck vom dunklen Wein, den Rlinda eingeschenkt hatte. »Ich fühle mich hier wohl. Crenna ist eine angenehme Welt mit gutem Klima. Du solltest einmal den Wind im Flötenholzwald hören. Ein idealer Ort, um sich zur Ruhe zu setzen. Ich… äh… hätte nichts dagegen, dich bei mir zu haben, Rlinda. Und nicht nur deshalb, weil du so gut kochst.«
Sie lachte voller warmer Wonne. »Es war richtig, hierher zu kommen. In schweren Zeiten werden Schmeicheleien selten.«
BeBob setzte sein Weinglas ab. »Nun, ich würde gern glauben, dass du nur wegen mir gekommen bist, aber das dürfte nicht der einzige Grund für deine Reise sein. Brauchst du Hilfe?«
Es überraschte Rlinda nicht, dass BeBob etwas ahnte, und so erzählte sie ihm alles.
Davlin Lotze wartete bereits vor der Neugier, als Rlinda eine Stunde nach Sonnenaufgang zu ihrem Schiff zurückkehrte. Mit leeren Händen stand er da, wie eine Statue, die linke Seite seines Gesichts zernarbt – irgendein Raubtier schien versucht zu haben, ihm das Auge auszukratzen. Er war muskulös, wirkte intelligent, wachsam und überaus kompetent. »Ich glaube, Basil Wenzeslas hat Sie wegen mir hierher geschickt«, sagte er. »Wie dem auch sei: Das mit den Medikamenten war eine nette Geste.«
Rlinda musterte ihn. »Glauben Sie nicht an einfache menschliche Nächstenliebe?«
»Ich glaube nicht an Basils einfache menschliche Nächstenliebe.« Lotzes Blick glitt zur Neugier. »Es scheint ein gutes Schiff zu sein. Wie ist es ausgestattet?«
»Der Vorsitzende stellte mir all die Dinge zur Verfügung, die wir für unsere kleine Expedition brauchen: Grab- und Analysewerkzeuge, ein Überlebenslager, Proviant, Wasserextraktoren. Und zehntausend Kreuzworträtsel in der Datenbank.«
In der Stille des frühen Morgens führte Rlinda den Mann an Bord und zeigte ihm eine kleine Gästekabine, in der die grünen Priesterinnen Nira und Otema während des Flugs nach Ildira untergebracht gewesen waren, vor dem Beginn der Hydroger-Krise. Lotze berührte die Koje, bemerkte die mit den Datenbanken verbundene Computerkonsole und nickte zufrieden.
»Von mir aus kann’s losgehen. Ich würde lieber darauf verzichten, meine wenigen Sachen zu packen und dadurch die Aufmerksamkeit der Siedler auf mich zu lenken. Sie halten mich für einen einfachen Kolonisten und wissen nicht, warum ich wirklich hier war.«
Das überraschte Rlinda. »Sie möchten von niemandem Abschied nehmen? Sie haben einige Jahre auf Crenna verbracht und wollen einfach so verschwinden? Nur mit dem, was Sie am Leib tragen?«
Lotzes Gesicht blieb unverändert. »Das wäre mir am liebsten. Ich bin für die Suche nach jenen Archäologen bereit.«
Rlinda holte
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