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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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tief Luft. »Ich brauche eine Weile, um das Schiff auf den Start vorzubereiten. Und außerdem: Ich möchte mich von jemandem verabschieden.«

31 ANTON COLICOS
    Die berühmte Stadt Mijistra war all das, was sich Anton Colicos von ihr erträumt hatte – und tausendmal mehr. Die kristallene Metropole glitzerte im Licht von sieben Sonnen. Eine solche Pracht war fast zu viel für seine Augen.
    Er trat fort von dem verzierten ildiranischen Transportschiff, griff in die Tasche und holte den Sonnenfilter hervor. Der Captain hatte ihn darauf hingewiesen, dass Menschen den Glanz als zu grell empfanden, aber Anton war so fasziniert gewesen, dass er diese einfache Vorsichtsmaßnahme vergessen hatte. Als er sich das Filterband vor die Augen schob, wurden weitere beeindruckende Einzelheiten sichtbar. Spiralen, buntes Glas, Springbrunnen, Gärten…
    Die Stadt erinnerte ihn an andere wundervolle Orte: Xanadu und die Vergnügungskuppel von Kublai Khan, das mythische Atlantis, die goldene Stadt El Dorado, das Reich des Priesters Johannes, selbst die smaragdgrüne Stadt Oz. Jahrhunderte wären nötig gewesen, um alles aufzunehmen und zu verarbeiten, ganz zu schweigen davon, es zu interpretieren und an zukünftige Generationen weiterzugeben.
    Anton wünschte sich, dies mit seinen Eltern teilen zu können, von denen er so lange nichts gehört hatte. Sie wären davon begeistert gewesen! Vor dem Verlassen der Erde hatte er eine offizielle Mitteilung von irgendeinem Beamten der Hanse erhalten; darin hieß es, man würde »dieser Sache nachgehen« und zwar mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, sobald sich eine »Gelegenheit« ergab. Die Nachricht bot nicht Anlass zu großer Hoffnung, aber sie war wenigstens etwas. Vielleicht konnten seine neuen ildiranischen Freunde das eine oder andere beisteuern.
    Er schob die Sorge um seine Eltern beiseite und dachte daran, dass Margaret und Louis Colicos immer selbständig und auf alles vorbereitet gewesen waren. Sie hatten immer wieder betont, wie viel ihnen ihre Arbeit bedeutete. Trotz der Risiken wollten sie sich keinen anderen Dingen widmen.
    Genauso empfand Anton hier in Mijistra.
    Ildiraner verließen das Passagierschiff, in dessen Gemeinschaftsbereichen sie zusammengedrängt gewesen waren. Anton war lieber allein, um in aller Ruhe seinen Studien nachzugehen und zu meditieren, aber diese Fremden fühlten sich in der Gesellschaft vieler anderer am wohlsten. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Ildiraner jemals allein waren.
    Anton schritt über die Rampe, begleitet von Ildiranern zahlreicher Geschlechter, die unterschiedliche Körperstrukturen besaßen. Er blickte über die Köpfe der vielen ausgestiegenen Passagiere hinweg und hielt nach dem ehrenwerten Historiker Vao’sh Ausschau. Anton hatte sich mit der ildiranischen Kultur beschäftigt und war daher imstande, einen Angehörigen des Erinnerer-Geschlechts als solchen zu erkennen. Und was ihn selbst betraf: Er gehörte als einziger Mensch zur Gruppe der Passagiere, deshalb konnte man ihn kaum übersehen.
    Er bemerkte einen kleinen Ildiraner, der ihm zuwinkte und einen Umhang mit glänzenden Streifen trug. Die Gesichtszüge jenes Mannes unterschieden sich von den Mienen der Soldaten und adligen Botschafter an Bord des Schiffes. Anton verließ die Rampe und die Müdigkeit nach der langen Reise fiel von ihm ab. »Sind Sie Erinnerer Vao’sh?«
    Der Historiker wiederholte den Namen langsam und machte dabei die richtige Aussprache deutlich. Anton rollte die beiden Silben im Mund hin und her, bis sie richtig klangen. Vao’sh drehte die Hände auf Hüfthöhe so, dass die Handflächen nach oben zeigten. »Und Sie sind Anton Colicos, der menschliche Geschichtenerzähler und Hüter des Historischen?«
    »Das klingt viel eindrucksvoller als ›forschender Gelehrter‹ oder ›außerordentlicher Professors‹. Anton streckte dem Ildiraner die Hand entgegen und überraschte ihn damit. Vao’sh zögerte kurz und ergriff dann die dargebotene Hand. »Ich bin es nicht gewohnt, dass man meiner Tätigkeit mit Respekt oder gar mit Verehrung begegnet.«
    »Wie kann man jemanden nicht verehren, der die Geschichte des eigenen Volkes erzählt?«
    »Menschen halten Geschichtenerzähler nicht unbedingt für sehr… praktisch.«
    Der ildiranische Historiker geleitete Anton über einen Weg, der einen weiten Bogen beschrieb und zu einer Ansammlung von Türmen führte, vorbei an plätschernden Springbrunnen und kristallenen Skulpturen. Spiegel und Sonnenuhren

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