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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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erweitert werden.«
    Vao’sh verneigte sich zufrieden. »Lassen Sie uns mit etwas weniger beginnen.«

32 REYNALD
    Der primäre Pilzriff-Komplex ruhte hoch oben am dicken Stamm eines Weltbaums und bot tausenden von Bewohnern Platz. Ein helles Lächeln zeigte sich in Reynalds bronzefarbenem Gesicht, als er sich den bunten Regierungsstühlen von Mutter Alexa und Vater Idriss zuwandte. Er wusste nicht, ob er mit Freude oder Bestürzung auf die Mitteilung seiner Eltern reagieren sollte, aber überraschend kam sie nicht. Schon seit Wochen ließen sie immer wieder Hinweise fallen.
    »Du bist auf diese Verantwortung gut vorbereitet, Sohn«, sagte Alexa mit einem herzlichen Lächeln. »Könnte es eine bessere Zeit geben?«
    »Vielleicht bist du sogar noch vielseitiger gebildet und kosmopolitischer als deine Mutter und ich.« Idriss strich sich über den gestutzten Bart. »Wir sind sehr stolz auf dich und davon überzeugt, dass du ein würdiger Nachfolger sein wirst. Du solltest beginnen – es gibt viel zu tun.«
    »Oh, er wird uns übertreffen.« Alexa legte ihrem Mann die Hand auf den Unterarm. »Das Volk braucht bestimmt nicht lange, um sich an die Veränderung zu gewöhnen.«
    Reynald verbeugte sich. »Ihr hinterlasst mir ein großes Vermächtnis, aber… Warum habt ihr diese Entscheidung so plötzlich getroffen?«
    »Wir hielten den richtigen Zeitpunkt für gekommen«, sagte Idriss würdevoll.
    Alexa lächelte aufgeregt. »Außerdem führt eine diplomatische Mission Sarein im nächsten Monat hierher und wir wissen nicht, wann sie noch einmal Gelegenheit haben wird, nach Hause zu kommen. Gibt es eine bessere Zeit für deine Krönung?«
    Reynald hätte fast mit den Augen gerollt. »Das ist der Grund für euren Rücktritt?« Es schien typisch für seine Eltern zu sein, auf diese Weise Entscheidungen zu treffen.
    »Ja, und es ist schade, dass nicht auch Beneto hier sein kann«, sagte Idriss.
    Reynald wusste bereits, was die nächsten Wochen bringen würden. Der kommende Monat diente dazu, Vorbereitungen zu treffen. Er stellte sich vor, wie Menschen aus allen Teilen Therocs kamen – seine Eltern würden das Ereignis genießen, noch mehr als alle anderen.
    »Nun, wenn das so ist, sollten wir meine Schwester besser nicht enttäuschen«, sagte Reynald und seufzte.
    Vater Uthair und Mutter Lia hatten Theroc drei Jahrzehnte lang regiert und ihr Amt dann der Tochter Alexa und ihrem Mann überlassen. Seit einunddreißig Jahren lebte das alte Paar im Ruhestand und hatte seinen Rücktritt nie bereut.
    Reynald mochte seine Großeltern. Oft sprach er mit ihnen über das Regieren, die Ildiraner und die Terranische Hanse. Er respektierte seine Eltern, hatte aber den Eindruck gewonnen, dass Uthair und Lia eine breitere, politisch klügere Perspektive zu Eigen war.
    Er saß im warmen Schein eines Phosphorfeuers im Quartier seiner Großeltern, das zum oberen Teil der größten Pilzriff-Stadt gehörte. Uthair und Lia hatten Reynald und Estarra zum Essen eingeladen. Zwar gaben sie sich so entspannt, als handelte es sich um ein ganz gewöhnliches Treffen, aber Reynald wusste, dass seine Großeltern gewisse Dinge besprechen wollten – immerhin war die Amtsnachfolge bekannt gegeben worden.
    Uthair und Lia saßen gern auf ihrem Balkon und blickten in den Weltwald, beobachteten fliegende Insekten und bunte Blumen.
    Manchmal sprachen die beiden Alten stundenlang miteinander. Seit mehr als einem halben Jahrhundert waren sie verheiratet und noch immer aneinander interessiert.
    Estarra deckte den Tisch – es gab eine dicke Suppe aus Pilzen und Kräutern, begleitet von Spießen mit dem pikant gewürzten Fleisch von Kondorfliegen. »Deine Suppe ist die beste, Oma«, sagte Estarra, nachdem sie davon probiert hatte.
    »Es ist meine Verantwortung, dich zu lehren, wie man sie kocht«, erwiderte Lia gespielt streng. »Und du bist zweifellos alt genug. Achtzehn! Du bist erwachsen – obwohl dich deine Eltern noch immer wie ein kleines Kind verhätscheln.«
    Uthair lächelte. »So hast du Alexa behandelt, bis sie achtundzwanzig war, Schatz.«
    »Das Vorrecht einer Mutter.«
    Als Uthair vom Balkon zum Tisch ging, stand Reynald bereit, um ihm zu helfen – der Alte gab vor, es nicht zu bemerken. Beim Essen hatten es Reynalds Großeltern nicht eilig, den eigentlichen Grund für die Einladung anzusprechen. Nach der Mahlzeit räumte Reynald zusammen mit seiner Schwester ab und die beiden Alten nahmen Musikinstrumente von einem Regal an der Wand, traten damit

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