Der Sternenwald
eröffneten das Feuer, noch bevor sie in Waffenreichweite waren.
Die Hydroger schickten der menschlichen Streitmacht blaue Blitze entgegen und pulverisierten ein Dutzend der schnellsten, kühnsten Remoras. Doch das Hauptaugenmerk der Fremden galt weiterhin dem Planeten: Kältewellen strichen über den Wald, ließen majestätische Dunkelkiefern bersten.
Tasia hätte gern an dem Angriff teilgenommen, wusste aber, dass sie nichts ausrichten konnte. »Admiral Willis, selbst mit unserer gesamten Feuerkraft haben wir keine Chance gegen vier Kugelschiffe. Meine Taktikerin sagt die Vernichtung der Siedlung D in einer Stunde voraus. Wir müssen sie evakuieren.«
»Was ist los, Tamblyn?«, ertönte Fitzpatricks Stimme. »Nicht genug Mumm für einen echten Kampf?«
»Warum fragst du das nicht die hilflosen Siedler dort unten, Fitzpatrick? Oder soll ich ihnen mitteilen, dass du damit beschäftigt bist, in einen Orkan zu spucken?«
»Sie haben Recht, Tamblyn«, sagte Willis. »Fliegen Sie mit Ihrem Kreuzer zur Siedlung und nehmen Sie die Kolonisten an Bord. Sie sollen sich in den Korridoren zusammendrängen, wenn im Frachtraum nicht genug Platz ist.«
»Ja, Ma’am!« Tasia winkte Lieutenant Ramirez zu. Der Manta ging tiefer, um den Hydrogern zuvorzukommen.
Der Moloch Jupiter feuerte mit den Jazern auf das vorderste Kugelschiff. Wie verärgert über die Störung antworteten die Hydroger mit einem blauen Blitz, der den Steuerbordrumpf des großen Flaggschiffs streifte, wodurch sich der Moloch auf die Seite legte und vom Kurs abkam.
Tasia rief ihrem Kommunikationsoffizier einen Befehl zu. »Setzen Sie sich mit Siedlung D in Verbindung – die Leute sollen ins Freie kommen und für die Evakuierung bereit sein. Shizz, wir brauchen die ganze Zeit, die wir haben, nur um alle aufzunehmen.«
Wie kosmische Bulldozer glitten die Kugelschiffe über den Wald. Hinter ihnen blieben nicht ein Baum und nicht ein Grashalm stehen.
Tasias Manta flog vor den Hydrogern; die Distanz betrug nur hundert Kilometer. Mit jeder verstreichenden Sekunde näherten sich die erbarmungslosen Hydroger Siedlung D.
Der Ort am See bestand aus Sägemühlen, Ladeplattformen und kastenförmigen Unterkünften auf einer Lichtung mit vielen Baumstümpfen. Mit dem Fällen weiterer Dunkelkiefern war die Siedlung gewachsen. Die Kolonisten hatten neue Gebäude errichtet, um die Bäume zu verarbeiten und exportfähige Produkte aus Holz herzustellen.
Sorgenvoll sahen die Siedler gen Himmel und eilten hin und her, wie Ameisen auf einem heißen Teller. Kom-Operatoren in Kontrolltürmen von Sägemühlen beobachteten, wie die Kugelschiffe der Hydroger näher kamen und Zerstörung brachten.
Als der Manta-Kreuzer in Sichtweite des Sees geriet, hielt Tasia sofort nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau. Die Siedler liefen umher, winkten und schienen bereit zu sein, noch vor der Landung des Schiffes an Bord zu springen.
»Die Droger sind siebzig Kilometer entfernt und nähern sich schnell«, sagte Ramirez.
Tasia deutete auf ein Lagerhaus so groß wie ein Hangar. »Wird Zeit für eine urbane Neugestaltung. Pusten Sie das Gebäude weg und landen Sie dort. Wir können nur hoffen, dass sich niemand mehr darin befindet.«
Ein einzelner Jazer-Strahl ließ das Lagerhaus auseinander platzen und der Kreuzer landete. Der Bug berührte das Ufer und kaltes Wasser zischte am heißen Rumpf. Mehrere tausend Siedler drängten nach vorn.
»Wir müssen Ordnung schaffen, Sir«, sagte der Sicherheitsoffizier Sergeant Zizu. »Sonst trampeln sich die Leute gegenseitig nieder.«
Tasia sah aufs Chronometer – ihnen blieben nur noch wenige Minuten. »Den Luxus von Ordnung können wir uns nicht leisten, Zizu.« Die Frachtluken waren bereits offen und Siedler kletterten hastig an Bord. »Staffelführer Brindle! Starten Sie die Remoras des Heckhangars, um Platz zu schaffen. Wir können weitere Flüchtlinge auf dem Flugdeck unterbringen. Wir öffnen die Kielluken, wenn es sein muss. Machen Sie alles auf und holen Sie die Leute so schnell wie möglich an Bord!«
Am Horizont hinter ihnen zeigte sich eine von Kältewellen stammende Dunstwolke. »Admiral Willis, ich muss wissen, ob es Ihnen gelingt, die Hydroger aufzuhalten.«
Das Flaggschiff übermittelte Echtzeit-Bilder von den Kugelschiffen, die den Wald verheerten. »Einer unserer Kreuzer ist zerstört, hinzu kommen über zweihundert vernichtete oder kampfunfähige Remoras – bisher.«
Tasia nahm diese Nachricht mit Betroffenheit entgegen.
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