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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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einigen Monaten wollten wir unsere Verlobung bekannt geben, aber…«
    Daraufhin wurde Jhy Okiah sehr ernst. »Dafür ist es zu spät, Kind. Wenn du dich vor Jahren ganz offen für Jess entschieden hättest, wäre ich bereit gewesen, dich zu unterstützen. Aber jetzt gibt es andere Verpflichtungen für dich. Die Umstände haben sich geändert und wir sehen deutlich, was uns der Leitstern zeigt.«
    Cesca hörte die Strenge in Jhy Okiahs Stimme und begriff, dass es keine Diskussion darüber geben konnte. Tiefer Kummer erfasste sie.
    »Du bist nicht wie andere Frauen, Sprecherin Peroni.« Okiah betonte den Titel; es klang wie das Knallen einer Peitsche. »Du darfst deine Entscheidungen nicht auf der Grundlage persönlicher Vorlieben und Wünsche treffen. Du kannst nicht leichtfüßig und mit glänzenden Augen durchs Leben gehen, erfüllt von mädchenhaften Phantasien. Eine Sprecherin muss über persönliche Erwägungen hinauswachsen. Du wirst Lohn dafür empfangen, aber du musst auch einen Preis zahlen.«
    »Jess ist mit einem der neuen Nebelsegler in den interstellaren Raum aufgebrochen. Er meinte, er wüsste, dass ich die richtige Entscheidung treffe«, gestand Cesca. »Offenbar hat er mehr Vertrauen als ich.«
    Jhy Okiah legte Cesca eine ledrige Hand auf den Arm. »Er hat versucht, dir zu helfen. Er hat gesehen, was du nicht sehen konntest… oder nicht sehen wolltest.«
    Eine Zeit lang saß Cesca stumm da. Sie hatte bereits gewusst, welche Antwort sie Reynald geben musste. »Nun gut, ich bin bereit, den Preis zu zahlen, wie hoch er auch sein mag.«

48 JESS TAMBLYN
    Wie ein prächtiger Schmetterling breitete der Nebelsegler seine Schwingen aus und entfaltete mikrodünnen, mehrere tausend Quadratkilometer großen Stoff. Heiße neue Sterne im Zentrum des Nebels schickten Photonenströme ins diffuse Gas, rissen Elektronen von Atomen fort, schufen lindgrünes Glühen und Wirbel aus rosaroten und blauen Tönen.
    Der Segler glitt durch den Nebel und sammelte im Fast-Vakuum eine Hand voll Atome pro Kubikmeter: neutralen oder ionisierten Wasserstoff, vermischt mit Sauerstoff, Helium, Neon und Stickstoff. Das gewölbte Segel fügte die einzelnen Moleküle zusammen und fungierte wie ein Kompressor. Der für die Produktion von Ekti bestimmte Wasserstoff wurde von den anderen Elementen getrennt. Die Rohstoffe waren dünn gesät, aber sie füllten den Raum zwischen den Sternen.
    Jess’ kleine Habitatkapsel und die Verarbeitungsanlagen hingen an einem riesigen Segel, das durch Stützen und Kabel mit dem hauchdünnen Kollektor verbunden war. Weiter hinten, angetrieben vom Druck der Photonen auf der reflektierenden Oberfläche, hingen leichte Kondensatoren, Filter und ein leistungsfähiger kleiner Ekti-Reaktor, entwickelt von Kotto Okiah.
    Andere Roamer-Segler glitten ebenfalls durch den Lichtjahre durchmessenden Nebel. Wie eine Flotte aus Fischerbooten auf dem interstellaren Meer schwärmten sie aus und blieben dabei in Funkkontakt. Die meisten Piloten führten lange Gespräche oder vertrieben sich die Zeit mit Strategiespielen, die sich aufgrund der Signalverzögerung durch die wachsenden Entfernungen in die Länge zogen.
    Jess hingegen blieb lieber für sich und dachte nach. Tief in seinem Herzen würde er für immer Cesca gehören, doch die Realität zwang sie, getrennt zu bleiben. Ich hätte dich schon vor Jahren heiraten sollen.
    Wie dumm von ihnen – sie hatten zu lange gewartet, waren zu sehr besorgt gewesen in Hinsicht auf mögliche Skandale und negative Auswirkungen. Hätten sie mit der Bekanntgabe ihrer Verlobung Ross’ Andenken wirklich entehrt? Wäre Cesca dadurch zu sehr vom Hydroger-Konflikt abgelenkt gewesen? Jess bezweifelte dies, aber jetzt war es zu spät. Die Verheimlichung ihrer Liebe hatte mehr abgelenkt als alles andere. Ich habe den Leitstern nicht deutlich genug gesehen.
    Inzwischen hatte Cesca Reynalds Heiratsantrag sicher angenommen. Roamer und Theronen konnten ihre Ressourcen teilen, zu beiderseitigem Nutzen. Von jetzt an würden sie gemeinsam den Kräften entgegentreten, die sie zu absorbieren oder zu vernichten drohten.
    Jess trieb allein durch einen Ozean aus dünnem Gas. Selbst die stärksten Plasmawellen und ionischen Stürme waren so schwach, dass er überhaupt nichts von ihnen spürte.
    Jess kletterte durch eine Luke und zog sich zu den Verarbeitungskammern unter der Habitatkapsel hinab. Eine Kontrolle seiner Fortschritte gehörte inzwischen zur täglichen Routine.
    Wasserstoff war das

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