Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
wollten. Doch als er ausstieg, wurde er von zwei Polizisten
gegen die Limousine geschleudert und abgetastet. Sie nahmen ihm seine Pistole ab und legten ihm Handschellen an. Berry, der die Ereignisse durch die getönte Fensterscheibe beobachtete, fragte, ob die Polizei Yamil erschießen würde. Alder erwiderte, dass sie das natürlich nicht tun würden, weil die Stadtpolizei es nicht wagen würde, sich in Familienangelegenheiten einzumischen, und dass alles nur ein dummes Missverständnis sei.
Einer der Polizisten öffnete die Tür neben Sri und forderte sie auf auszusteigen.
»Das werden Sie noch bereuen«, sagte Alder zu ihm.
»Psst«, sagte Sri und stieg aus dem Auto. Heißes Sonnenlicht und der Strom vorbeifahrender Fahrzeuge empfingen sie. Sie fragte sich, ob Arvam von Oscars Plan erfahren hatte und ihn nun verhindern wollte, indem er sie verschwinden ließ. Sie fühlte sich bemerkenswert ruhig, aber ihr Kopf war von einem hohen Pfeifen erfüllt und ihre Knie waren weich, als der Polizist sie beim Ellbogen packte, sie zu einem der Polizeiwagen führte und ihr sagte, dass sie hinten einsteigen sollte.
Ein schlanker junger Mann in einem schwarzen Anzug saß auf der Sitzbank im Innern des Wagens, schenkte Sri ein kühles Lächeln, als sie neben ihm Platz nahm, und entschuldigte sich für das ganze Melodrama. »Leider können wir nicht über die normalen Kanäle mit Ihnen Kontakt aufnehmen.«
Die Achsen des Polizeiwagens quietschten leicht, als sich der Polizist auf den Fahrersitz setzte, und dann fuhr der Wagen an der Limousine vorbei und beschleunigte mit jaulenden Sirenen.
»Keine Sorge«, sagte der junge Mann zu Sri. »Ihre Söhne und Ihr Sekretär werden schon bald auf dem Weg zu Ihrem Apartment sein.«
»Und wohin bringen Sie mich?«
»Euclides Peixoto würde Sie gern um einen Gefallen bitten«, erwiderte der junge Mann.
Der Polizeiwagen fuhr zum Südrand von Brasília, kämpfte sich eine kurvenreiche Straße hinauf, die von üppiger Vegetation und den hohen Mauern der Häuser der Reichen gesäumt war, bis sie die abgelegene Villa erreicht hatten, wo Euclides Peixoto eine seiner Geliebten untergebracht hatte. Euclides wartete im Innenhof auf Sri. Seine Geliebte, eine mollige, mütterliche Frau in den Vierzigern stellte einen Krug Eiskaffee und Teller mit süßem Gebäck auf den gefliesten Tisch zwischen ihren Stühlen und ließ sie allein.
Euclides versicherte Sri, dass der Ort vollkommen sicher sei, regelmäßig auf Wanzen überprüft und von handverlesenen Sicherheitskräften bewacht wurde. Niemand würde je erfahren, dass sie hier gewesen sei, und sie könnten offen sprechen. »Ich möchte, dass Sie mir alles über den Gefallen erzählen, um den mein Onkel Sie gebeten hat«, sagte Euclides. »Lassen Sie nichts aus.«
»Sie wissen bereits alles darüber. Sonst hätten Sie mich nicht entführen lassen.«
»Sie sind wütend. Und sicherlich haben Sie auch ein wenig Angst. Ich verstehe das. Aber es gibt keinen Grund dafür. Habe ich Ihren Söhnen etwas zuleide getan oder sie bedroht? Nein. Ich habe ihnen gestattet, zusammen mit Ihrem Sekretär zu Ihrem Apartment weiterzufahren. Habe ich Ihnen etwas zuleide getan oder Sie bedroht? Nein. Ich habe Sie hierher eingeladen, weil ich Ihnen helfen will. Weil ich Sie davor bewahren will, einen furchtbaren Fehler zu begehen. Also, nur zu, erzählen Sie mir von dem Gefallen. Und lassen Sie nichts aus.«
Sri war sich sicher, dass Euclides bereits wusste, dass Oscar sie darum gebeten hatte, die verdammte Datennadel in Empfang
zu nehmen. Vielleicht hatte er oder, wahrscheinlicher noch, jemand anderes aus der Familie Oscars Einsiedelei mit Wanzen ausgestattet. Vielleicht war auch derjenige, der ihr die Datennadel geben sollte, aufgeflogen oder ein Doppelagent. Es spielte keine Rolle. Wenn er seine Katz-und-Maus-Spiele mit ihr beendet hatte, würde Euclides sie auffordern, Oscar zu verraten – das war das Einzige, was zählte. Es war der einzige mögliche Grund, warum er sie hierhergeholt hatte. Während der Fahrt mit dem Polizeiwagen hatte sie darüber nachgedacht, die Sache aus sämtlichen Blickwinkeln betrachtet, und sie wusste genau, worum er sie bitten würde und dass sie ihm seinen Wunsch würde erfüllen müssen. Sie hatte Oscar vor den Konsequenzen seiner unklugen Einmischung schützen wollen, aber das würde nun nicht mehr möglich sein. Er war bereits verloren. Sie konnte höchstens noch versuchen, sich selbst, ihre Söhne und ihre Arbeit zu
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