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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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an, der maskiert und mit entschlossener Miene dastand, und bat ihn, ihren Freunden nichts zu tun. In diesem Moment lief Yuli zu der Frau im Druckanzug hinüber, die bewusstlos am Boden lag, riss den Pfeil aus ihrer Brustplatte und rannte damit zu dem Mann. Er geriet ins Taumeln, als sie ihn von hinten ansprang, ließ das Pulsgewehr fallen und versuchte, sie zu fassen zu bekommen. Aber sie hatte sich bereits wieder von ihm entfernt, erhob sich mit der Anmut einer Tänzerin auf die Fußballen und sah ruhig zu, wie er sich den Pfeil herauszog, den sie ihm in den Hals gerammt hatte. Er machte zwei unsichere Schritte auf sie zu, sank dann auf die Knie und tastete schwach nach dem Pulsgewehr. Sie hob es auf und schlug ihm den Griff gegen die Schläfe. Er stürzte nach vorn und blieb liegen.
    Die Drohne flog schräg an dem Drahtgitterzaun entlang und schoss die letzten Gefangenen nieder. Yuli drehte das Pulsgewehr herum und feuerte aus der Hüfte. Die Drohne wurde durch die Luft geschleudert, einer ihrer Flügel brach ab und trudelte zu Boden. Der zweite Schuss verteilte die
rauchenden Einzelteile der Maschine quer über das Gelände und der dritte zerschmetterte das Schloss des Käfigtors.
    Während Yuli und Macy das Tor öffneten, lief Zi Lei hinaus, kniete neben dem Mann nieder und nahm seinen Kopf auf ihren Schoß. Seine Spex hing ihm schief im Gesicht, und ein Blutrinnsal lief aus einem Nasenloch über seine Wange. Auf seiner blassen Haut wirkte es beunruhigend grell. Jetzt sah er überhaupt nicht mehr bedrohlich aus, sondern nur noch jung und hilflos – ein unerfahrener Ritter, der bei seiner ersten schweren Prüfung versagt hatte. Zi Lei beugte sich vor, um seinen röchelnden Atemzügen zu lauschen, und ihr schwarzes Haar legte sich schützend über sein Gesicht wie ein Flügel. Sie blickte auf, als Macy sie fragte, wer der Mann sei.
    »Ken. Ken Shintaro aus Rainbow Bridge, Kallisto. Er befindet sich auf einem Wanderjahr.«
    »Sie kennen ihn aus der Stadt?«, fragte Yuli.
    Zi Lei nickte. »Er muss hierhergekommen sein, um mich zu retten. Er wollte seinen Fehler wiedergutmachen, nachdem er mich von den Wächtern hat festnehmen lassen.«
    »Das bezweifle ich sehr«, sagte Yuli ausdruckslos. Sie hielt das Pulsgewehr mit beiden Händen umklammert und hatte die Mündung auf den bewusstlosen jungen Mann gerichtet, neben dem Zi Lei kauerte. »Es ist klar, dass er entweder ein Verräter ist oder ein Spion, der für die Brasilianer arbeitet«, sagte sie zu Macy und Avernus. »Er ist nicht hier, um einen Fehler wiedergutzumachen. Er wollte uns aus demselben Grund gefangen nehmen, aus dem die Geister uns verschleppen wollten. Wir sind wertvolle Gefangene. Kriegsbeute. Deswegen wurden wir auch nicht betäubt wie die anderen.«
    »Eine höhere Macht hat sich seiner bedient, aber das ist ihm nicht klar gewesen«, sagte Zi Lei. »Er musste mich an
die Wächter verraten, damit sie mich hierherbringen. Und dann ist er gekommen, um mich zu retten und hat dabei auch alle anderen befreit.«
    »Letzteres geht, glaube ich, eher auf mein Konto«, sagte Yuli. »Und wenn es sein muss, werde ich ihn erledigen.«
    »Vergiss nicht, wer du bist«, sagte Avernus scharf. »Wir sind nicht wie die, die sich unsere Feinde nennen. Wir werden niemanden verletzen oder umbringen.«
    »Ich könnte mich um ihn kümmern«, sagte Zi Lei.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Yuli. »Es ist zu gefährlich, ihn mitzunehmen, und für Sie ist es zu gefährlich, hierzubleiben.«
    »Sie haben ihm vertraut, und er hat dieses Vertrauen gebrochen«, sagte Avernus zu Zi Lei. »Denken Sie genau nach, meine Liebe. Können Sie ihm jetzt wirklich noch vertrauen?«
    Zi Lei blickte auf den bewusstlosen jungen Mann hinab, dessen Kopf sie auf ihrem Schoß hielt. Nach einer Weile sah sie wieder auf. In ihren Augen glänzten Tränen, aber ihr Gesicht wirkte entschlossen, als sie langsam den Kopf schüttelte.
    »Wir werden ihn zusammen mit den Geistern einsperren«, sagte Avernus. »Er wird hier sicher sein. Und zweifellos werden seine Freunde ihn früher oder später finden.«
    »Wenn er sich nicht vorher befreit und uns noch mehr Schwierigkeiten macht«, sagte Yuli.
    »Was ist mit Loc Ifrahim?«, fragte Macy.
    »Dem Diplomaten? Ich nehme an, die Brasilianer wollten ihn retten«, sagte Yuli.
    »Nein, ich meine, wo ist er?«
    Yuli blickte sich um und stürmte dann quer über das Gelände. Macy jagte ihr hinterher, durch den Umkleideraum zur Innentür der Luftschleuse.

    Die Tür war

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