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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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einen Stich der Erregung und Besorgnis. Avernus befand sich irgendwo dort unten. Im Innern der Stadt oder auf der Ebene des Kratergrunds. Sie musste dort sein. Es gab keine andere Möglichkeit.
    Das Fahrzeug fuhr eine Rampe hinunter in eine große Luftschleuse, deren Außentüren abgerissen waren. Die Wände der Innenkammer waren von Brandspuren bedeckt und von Schrapnells und den Kugeln kleinerer Waffen durchlöchert. Die meisten Lampen waren zerschossen worden. Die Insassen des Mannschaftswagens versiegelten ihre Druckanzüge und stiegen aus. Sie bewegten sich vorsichtig in der geringen
Schwerkraft, die alles wie einen Traum erscheinen ließ, betraten eine kleine Notschleuse, betätigten den Mechanismus und kamen auf einem überdachten Platz heraus. Die Kampfdrohnen folgten ihnen aus der Luftschleuse, und dann stieg die Gruppe in einen Aufzug, der sich in einer Glasröhre befand und neben einem hufeisenförmigen Wasserfall schräg in die Tiefe führte. Der Wasserfall bildete die Quelle des Flusses, der mitten durch die Stadt floss.
    Die Pumpen, die den Umlauf des Flusses antrieben, waren entweder beschädigt oder abgeschaltet worden. Der Wasserfall war trocken und ebenso das Flussbett, das zwischen Wiesen und Baumgruppen, wo kleine Feuer loderten, bergabwärts führte. Ein Trupp Soldaten in Druckanzügen bewachte die Mündung einer Straße, die sich durch die Bäume hindurchschlängelte. Arvam Peixoto nahm seinen Helm ab und warf ihn seinem Adjutanten zu. Dann schüttelte er die Hände der Soldaten und nahm ihren Leutnant beiseite, um kurz mit ihm zu sprechen, bevor er ihm auf die Schulter klopfte und zu Sri und den anderen zurückkehrte.
    »Wir können bis zur untersten Ebene fahren«, sagte der General. »Sie können übrigens Ihre Helme abnehmen. Die Luft ist atembar.«
    Die Soldaten hatten ein halbes Dutzend Dreiräder aufgetrieben, die jeweils über zwei Sitze verfügten und breite, der geringen Schwerkraft angepasste Reifen und Verbundstoffkarosserien besaßen, die in grellen Primärfarben gespritzt waren. Sri fuhr auf dem Sattelkissen hinter Yamil Cho, der Arvam Peixoto und seinem Adjutanten eine abschüssige, weiß gepflasterte Straße hinunter folgte. Die beiden Kampfdrohnen flogen neben ihnen her, ihre abgeflachten Körper drehten sich hierhin und dorthin. Bäume, an denen Plattformen, Netze und Kabel befestigt waren, rasten an ihnen vorbei, außerdem Gruppen blühender Büsche und hin und
wieder ein paar Wiesen. Rauchsäulen hingen in unterschiedlicher Höhe unter dem Rahmen, der die facettenförmigen Ecken und Kanten des Zeltdaches stützte, und hüllten die Lampen ein, die von der Decke herabbaumelten. Der stechende Geruch von verschmorter Plastik lag in der Luft. Irgendetwas brannte zwischen den Bäumen in der Nähe der Straße – eine zerstörte Kampfdrohne, die inmitten von entwurzelten Bäumen zu Boden gestürzt war. Die Hitze war so stark, dass Sri sie auf ihrem unverhüllten Gesicht spürte, als sie daran vorbeifuhren. Sie stellte sich vor, dass der ganze Wald Feuer fing oder womöglich die ganze Stadt. Sie sprach Yamil Cho auf ihre Befürchtungen an, und er antwortete, dass niemand Zeit hätte, die Feuer zu löschen. »Die Stadtbewohner sind entweder mit Kämpfen beschäftigt oder verstecken sich.«
    Sie kamen an eine Weggabelung, wandten sich nach links und fuhren polternd über eine Brücke, die sich über dem Fluss wölbte. Unter der Brücke lagen zwei Leichen in Zivilkleidung dicht nebeneinander auf dem trockenen Flussbett. Eine langgezogene Wasserpfütze, die sich zwischen ein paar Steinen gebildet hatte, war von Blut rot gefärbt. Auf der anderen Seite des Flusses stand ein weißes Gebäude mit Flachdach in Flammen. Dichter schwarzer Rauch stieg aus einem großen Loch auf, das in seine Wände gerissen war, und aus den Fenstern strömten dünnere Rauchfahnen hervor. Auf einem breiten Platz lagen Leichen verstreut.
    Sie bogen von der Straße ab und folgten einem kurzen Weg, der zwischen Gruppen von Bovistenkiefern hindurch zu einem einstöckigen Gebäude mit blinden weißen Mauern führte. Sris Herz machte einen kleinen Sprung. Sie erkannte das Gebäude von den Überwachungsfotos her: Es war die Einrichtung, wo Avernus und ihr Team gelebt hatten, bis sie verhaftet worden waren.

    Das Haus wirkte unversehrt. Eine Barriere aus intelligentem Draht war vor seinem rechteckigen Eingang errichtet worden, und in einer Ecke standen oder hockten ein paar Soldaten in gepanzerten Druckanzügen und

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