Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
Sicherheit?«
»Ja, alle sind in Sicherheit.« Newt hielt inne. Dann sagte er: »Die Tochter deiner neuen besten Freundin hat mir alles über deine Flucht erzählt.«
»Sie hat Kontakt zu dir aufgenommen? Geht es ihr gut?«
»Sie hat vor einer Stunde angerufen. Ich soll dir ausrichten, dass Walt Hodder die ganze Sache in die Hand genommen hat. Und dass Sada zusammen mit den Wachen eingesperrt ist. Ich nehme an, du weißt, was das bedeuten soll.«
»Es bedeutet, dass ich der Tochter meiner neuen besten Freundin einen großen Gefallen schulde.«
»Den wirst du wohl auch bald einlösen können«, erwiderte Newt. »Sie hat mir nämlich außerdem gesagt, dass ihre Mutter eine Mitfahrgelegenheit braucht. Wir haben abgestimmt und beschlossen, dass wir ihr helfen wollen.«
»Darüber können wir noch genauer reden, wenn ich nach Hause komme.«
Newt schüttelte den Kopf. »Wir haben das Habitat verlassen, weil wir dachten, dass es ein zu verlockendes Ziel abgibt. Ich kann dir nicht sagen, wo wir uns jetzt befinden, jedenfalls nicht über das Telefon. Aber ich kann dir einen Treffpunkt nennen. Erinnerst du dich noch an unsere erste Bleibe, die du mit aufgebaut hast?«
»Natürlich.«
»Dort werde ich dich treffen. Beeil dich«, sagte Newt und legte auf.
Macy gab Yulis Worte an Avernus weiter und sagte: »Es klingt, als hätte sie alles im Griff.«
»Sie kann sich um sich selbst kümmern«, sagte Avernus. »Und sie hat Recht: Wir sollten Dione auf unterschiedlichen Wegen verlassen. Dadurch erhöhen sich unsere Chancen zu entkommen. Obwohl ich mir natürlich wünschte, dass es anders wäre, denn es könnte eine ganze Weile dauern, bis wir uns wiedersehen.«
»Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte Macy nach kurzem Schweigen.
»Als Erstes werden wir diese Suppe trinken, die ich von dem Verkaufsautomaten habe zubereiten lassen«, sagte Avernus. »Und dann muss ich auf die Toilette. Ich habe zwar einen Großteil meines Lebens im Außensystem verbracht, aber ich konnte mich nie daran gewöhnen, in ein Röhrchen zu pinkeln.«
Die Suppe war gut – Nudeln, Tofustückchen und grüne Bohnen in einer Brühe, die mit Chili, Ingwer und Zitrone gewürzt war -, aber Macy aß sie zu rasch und verbrannte sich den Mund. Und dann schritt sie ungeduldig auf und ab und starrte auf die stille, leere Landschaft hinaus, während sie darauf wartete, dass Avernus von der Toilette zurückkam und ihren Druckanzug wieder anlegte. Der Krieg würde nicht auf sie warten. Und sie wollte sich gern so schnell wie möglich mit Newt treffen.
Als Macy mit dem Raupenkettenfahrzeug den Mittelhang des doppelten Kraterrandes hinunterfuhr, raste auf dem Schwebegleis ein Eisenbahnzug vorbei, der in westliche Richtung unterwegs war. Trotz des Krieges funktionierten die Züge und das eingebaute Telefonsystem noch, und die Mitglieder des Klans hatten an einem geheimen Ort Unterschlupf
gefunden. Es bestand also noch Hoffnung. Am Fuß des Abhangs verließ sie die Hauptstraße und folgte einem Weg, der sich nach Norden und Osten durch eine niedrige, mit Blöcken von Ejekta übersäte Hügelkette schlängelte und zu einer dunklen Ebene hinunterführte. Sie fuhr weiter und sah schließlich eine kleine Oase am Horizont funkeln.
Die Oase befand sich am niedrigen Rand eines kleinen Kraters. Ein einfaches Zelt aus rechtwinkligen Scheiben und Fullerenstreben umschloss einen dichten Garten voller halbtropischer Pflanzen, die in der trostlosen Umgebung in einem lebendigen Grün erstrahlten. Von der Elefant oder irgendwelchen Bodenfahrzeugen war nichts zu entdecken, aber als Macy und Avernus die Luftschleuse der Oase passierten und auf einen grasbedeckten Platz hinaustraten, wurden sie von einer kleinen Menge Männer, Frauen und Kinder begrüßt, die klatschten, jubelten und pfiffen. In diesem Moment trat Newt vor, schloss Macy in die Arme und tanzte mit ihr über den Platz, bis sie vor lauter Schwindelgefühl und Gelächter ganz hilflos war.
Die Menschen in der Oase waren Flüchtlinge aus Paris, etwa fünfzig Leute, die zu zwei weit verzweigten Familien gehörten, und noch einmal halb so viele Pärchen und Singles. Sie hatten die Stadt vor mehr als zwei Wochen verlassen, und sie wollten sich bei Avernus für ihre Hilfe bedanken, sie mit einem Festmahl ehren und sie zu ein paar obskuren Einzelheiten über das Ökosystem der Oase befragen. Außerdem brannten sie darauf, die neuesten Neuigkeiten aus Paris zu erfahren, aber wie sich herausstellte, hatten sie mehr
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