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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Medizintechniker unterzog ihn einer kurzen Untersuchung, und danach wurde ihm ein ärmliches Quartier zugewiesen. Er erhielt etwas Wechselwäsche und eine lauwarme Mahlzeit aus Bohnen und Reis und irgendwelchem
undefinierbarem kleingehacktem Fleisch. Eine Stabsunteroffizierin versuchte, ihn dazu zu bewegen, einen ersten Bericht abzugeben, aber Loc sagte ihr, dass er mit General Peixoto persönlich sprechen wolle – es ginge um eine äußerst wichtige Angelegenheit, die die Genzauberin Avernus betraf.
    Die Unteroffizierin versprach, alles in ihrer Macht Stehende zu versuchen, aber nach einer Stunde war sie immer noch nicht wieder zurückgekehrt. Überzeugt davon, dass er vergessen oder übersehen worden war, versuchte Loc, zur Befehlsebene vorzudringen. Es gelang ihm jedoch nicht, an den Wachen am Verbindungsschacht vorbeizukommen. Als der Hauptmann, auf den er eingeredet hatte, ihn schließlich entnervt in sein Quartier zurückschicken wollte, verlor Loc die Beherrschung und drohte ihm damit, dass er bestraft werden würde, weil er einen ranghohen Diplomaten davon abgehalten hatte, seine Pflicht zu tun. Der Hauptmann zuckte nur mit den Achseln und befahl einem Soldaten, Mr. Ifrahim zu seiner Kabine zurückzubegleiten. Loc sagte er, dass er ihn in die Brigg werfen lassen würde, wenn er ihn noch einmal dabei erwischte, wie er in den Gängen umherlief.
    Eine weitere Stunde verstrich. Loc ging im Geiste noch einmal alles durch, was er sagen wollte – die Geschichte, die ihn zu einem Helden machen und ihm Anerkennung und Entschädigung für alles verschaffen würde, was er für Großbrasilien geopfert hatte. Er überlegte sich, wie er dafür sorgen könnte, dass der aufstrebende Hauptmann seine Unverschämtheit ihm gegenüber gründlich bereuen würde. Und versuchte gleichzeitig, die Furcht zu unterdrücken, dass ihm Macy Minnot und Avernus irgendwie entkommen könnten.
    Schließlich kehrte die Unteroffizierin zurück, die ursprünglich mit Loc gesprochen hatte, und sagte ihm, dass er Besuch hätte. Loc richtete sich auf und zupfte seinen schlecht
sitzenden Overall zurecht. Doch statt des Generals brachte die Unteroffizierin die Genzauberin Sri Hong-Owen in seine Kabine. Loc brauchte einen Moment, um über den ersten Schreck hinwegzukommen. Dann setzte er sein freundlichstes Lächeln auf und sagte zu der Genzauberin, dass es eine Überraschung sei – wenn auch eine angenehme -, ihr unter solch merkwürdigen Umständen wiederzubegegnen.
    »Sagen Sie mir einfach, wo sie ist«, herrschte Sri Hong-Owen ihn an.
    »Sie war im selben Gefängnis wie ich untergebracht, aber natürlich wird sie inzwischen nicht mehr dort sein.« Loc hielt inne und weidete sich an der Wut und Verzweiflung im Gesicht der Genzauberin. Seit ihrer letzten Begegnung hatte sich einiges verändert. Dieses Mal hatte er die Oberhand. »Sind Sie wirklich so weit gereist, um sie zu finden?«
    »Wenn Sie mir nicht sagen können, wo sie ist, verschwende ich meine Zeit«, sagte Sri Hong-Owen.
    »Ich kann Ihre Furcht gut verstehen«, sagte Loc. »Ich hätte die Informationen, über die ich verfüge, schon vor Stunden an die richtige Person weiterleiten sollen. Leider wurde ich aber von geistlosen Narren daran gehindert. Nun haben wir die Gelegenheit, zum Wohle Großbrasiliens zusammenzuarbeiten. Kommen Sie doch bitte herein. Setzen Sie sich und lassen Sie mich alles erklären.«

› 8
    Macy fuhr mit höchstmöglicher Geschwindigkeit eine Straße entlang, die im Nordwesten über den Grund des Romuluskraters verlief, in einem Pass über die Kraterwand hinwegführte und sich dann zur weiten Ebene dahinter hinabschlängelte. Sie hatte die KI des Raupenkettenfahrzeugs ausgeschaltet. Obwohl diese über eine umfassende Datenbank verfügte, in der sämtliche Straßen auf ganz Dione verzeichnet waren, und außerdem so programmiert war, dass sie sich an jede Art von offenem Gelände anpassen konnte, besaß sie keinerlei taktisches Wissen. Und Macy wollte sich nicht darauf verlassen, dass sie in der Lage war, in den wertvollen Sekunden zwischen der Ortung des Radarsignals einer sich nähernden Rakete und deren Einschlag das richtige Ausweichmanöver durchzuführen. Nachdem sie den Romuluskrater hinter sich gelassen hatte, war vom Krieg nichts mehr zu sehen gewesen. Dennoch konnte Macy sich nicht entspannen. Sie saß hoch oben in der vorderen Sichtkuppel des Raupenkettenfahrzeugs und behielt ständig die Radaranzeige und die Mondlandschaft um sie herum im Blick, während

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