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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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schlängelte sich über die Straße und wickelte sich um den Soldaten. Loc hob seine Pistole und feuerte auf das Visier seines Gegenübers. Der erste Schuss zerstörte Locs Spiegelbild, der zweite zerschmetterte das Visier. Der Soldat stürzte rücklings zu Boden, immer noch in das Banner eingewickelt.
    Auf der anderen Straßenseite loderten Feuer in einer Reihe zerbrochener Fenster auf, begannen zu flackern und erloschen schließlich. Überall herrschte plötzlich absolute Stille. Loc versuchte, Atem zu holen, doch es gab nichts mehr, das er hätte einatmen können. Messer bohrten sich in seine Brust, als ihm die Luft aus den Lungen gesaugt wurde. Er nahm den Helm vom Gürtel und stülpte ihn sich hastig über den Kopf. Luft zischte über sein Gesicht, und er atmete tief ein und schnaubte Blut aus der Nase. Die wabernde Rauchdecke über ihm war komplett verschwunden. Die Lampen der Lüster leuchteten grell und nackt.
    Ein winziges Licht blinkte unter Locs Kinn und warnte ihn, dass die Luft in seinem Lebenspack beinahe aufgebraucht war. Und am Rande seines Blickfelds leuchtete etwas rot auf. Er drehte sich um und sah ein Lämpchen über der Eingangstür des Wohnblocks blinken, die zugeschlagen war.
Die innere Tür hatte sich wahrscheinlich ebenfalls geschlossen und den Durchgang in eine Notluftschleuse verwandelt. Er öffnete die Zugangsklappe in der Mauer neben dem Eingang, las eine kurze Liste von Anweisungen durch und zog dann einen der Messerschalter herunter. Die Tür öffnete sich schwerfällig, und er packte den toten Soldaten am Arm und zerrte ihn ins Innere. Nach kurzer Überlegung warf er die Pistole so weit wie möglich in die Allee hinein, suchte dann die Zugangsklappe im Innern des Durchgangs und schloss die Tür.
    Loc nahm dem Soldaten den Helm ab, während die Luftschleuse den Druck wieder ausglich. Sein Magen zog sich kurz zusammen, als er sah, was die Kugeln mit dem Gesicht des Mannes und der Rückseite seines Schädels gemacht hatten. Nur mit den Fingerspitzen zog er ihm das aus Mikrofon und Ohrhörer bestehende Headset vom Kopf, wischte so gut wie möglich das Blut davon ab, nahm dann seinen eigenen Helm ab und setzte sich das Headset auf. Er schaltete von einem Kanal zum nächsten und lauschte den Gesprächen der Soldaten. Ihm wurde schnell klar, dass sie absichtlich einen Riss im Zelt verursacht hatten, um die Feuer zu löschen, bevor diese außer Kontrolle gerieten. Nun arbeiteten sie sich von Block zu Block vor, um den letzten Widerstand niederzukämpfen. Er schaltete das Mikrofon ein, gab seine Position durch und sagte, dass ein Soldat getötet worden war. Das wiederholte er so lange, bis sich irgendwann eine Stimme meldete und ihm befahl, sich zu identifizieren.
    »Loc Ifrahim. Mein Name ist Loc Ifrahim. Der Diplomat, der von der Regierung von Paris gefangen genommen wurde. Ihr Mann wurde bei dem Versuch, mich zu retten, niedergeschossen«, sagte Loc. »Ich befinde mich an einem sicheren Ort, aber ich kann ihn nicht verlassen. Ich trage
einen Druckanzug der Außenweltler und habe nur noch wenig Luft übrig.«
    Die Stimme fragte, ob der Soldat verwundet oder tot sei, und Loc erklärte, dass er ihn in eine Luftschleuse gezogen und versucht hätte, Erste Hilfe zu leisten, aber dass er leider nicht mehr zu retten sei.
    »Er ist einen Heldentod gestorben«, sagte er und war innerlich froh darüber, dass er so vorausschauend gewesen war, sich der Pistole zu entledigen.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, Sir«, sagte die Stimme. »Wir haben das Positionssignal von Spezialagent Bambata geortet. Wir werden gleich bei Ihnen sein.«
     
    Zehn Minuten später stieg Loc an Bord eines Transportschlittens. Die Leiche des Soldaten wurde neben ihm eingeladen, und mit einem Ruck der Beschleunigung stieg der Schlitten über die Dächer der Wohnblocks auf und flog durch ein riesiges, unregelmäßig geformtes Loch in der Seite des Stadtzeltes. Durch das Sichtfenster neben seiner Beschleunigungsliege sah Loc, wie die Stadt unter ihm zurückblieb, während der Schlitten an Höhe gewann – ein herabgefallener Stern, der am Rand des langen Bogens funkelte, den Romulus- und Remuskrater miteinander teilten. Die beiden Krater wurden immer kleiner und waren auf der von zahllosen Einschlägen übersäten Ebene bald schon nicht mehr zu erkennen. Die Ebene verwandelte sich in einen Halbmond, als der Schlitten zur Nachtseite des Mondes weiterflog.
    Loc wurde ohne weiteres Aufhebens an Bord der Gaias Ruhm gebracht. Ein

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