Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
sie die gerade Straße entlangraste.
Avernus befand sich auf einer Bank hinter Macys thronähnlichem Sitz. Sie hatte kaum ein Wort gesprochen, seit sie aufgebrochen waren, und sich stattdessen in eine Art Trance zurückgezogen. Macy hatte es schon bald aufgegeben, sich mit ihr unterhalten zu wollen. Beide trugen sie Druckanzüge, für den Fall, dass die schlimmstmögliche Situation eintrat.
Die Sonne stieg wie ein Scheinwerfer über einer staubigen, verlassenen Bühne am schwarzen Himmel auf. Die
Straße schwenkte ab nach Osten, über langgezogene Bodenwellen hinweg, die mit einer dicken Staubschicht bedeckt waren, und zwischen niedrigen gefalteten Anhöhen hindurch. Schließlich tauchte ein roter Stern am Horizont auf: das Signalfeuer des Bahnhofs am Doppelten Kraterrand. Hier traf die Straße auf die Äquatoreisenbahn, deren supraleitendes Magnetschwebegleis auf dreieckigen Stützpfeilern einen breiten Bergrücken zwischen zwei mittelgroßen Kratern hinaufführte, und verlief parallel dazu weiter. Am höchsten Punkt teilte sich das Gleis, und der Bahnhof befand sich in der Mitte der Kreuzung – eine dicke, durchsichtige Kapsel mit einem hell erleuchteten Wartebereich in der oberen Hälfte und den Maschinen der Lebenserhaltungssysteme darunter. Im Süden erstreckte sich nach links und rechts der Rand eines schüsselförmigen Kraters und rahmte eine weite Ebene ein, wo drei Oasen funkelten wie winzige smaragdgrüne Perlen. Im Norden fiel das Land in stufenförmigen Abhängen und Rinnen zum breiten, holprigen Grund eines älteren ovalen Kraters ab, der von einem flachen Einschlag herrührte.
Avernus hob den Kopf, als das Raupenkettenfahrzeug neben dem Bahnhof hielt, und Macy sagte ihr, dass sie hineingehen wolle, um zu schauen, ob der Telefonanschluss des Bahnhofs noch funktionierte – sie wollte herausfinden, wie die Lage im Habitat ihres Klans aussah. Nacheinander stiegen sie aus dem Raupenkettenfahrzeug. Macy fühlte sich furchtbar ungeschützt, während sie darauf wartete, dass Avernus ausstieg. Es hätte sie nicht weiter überrascht, wenn eine Gruppe Soldaten hinter den schlanken Säulen der Stützpfeiler der Schwebebahn hervorgetreten wäre. Die nervöse Überspanntheit legte sich auch nicht, als sie den Bahnhof durch die Luftschleuse betreten hatten. Sie überprüfte die Toiletten, Duschkabinen und Schlafkapseln, die an einer
Wand des Bahnhofs wie Holz aufgestapelt waren, bevor sie schließlich den Helm abnahm.
Avernus sprach mit einem der Verkaufsautomaten und gab ihm einige komplizierte Anweisungen. Macy ging zur anderen Seite des Bahnhofs, ließ sich in einer der Telefonzellen nieder und befahl der Lesetafel, eine Verbindung zu Newton Jones herzustellen.
Das Telefonsystem beruhte auf supraleitenden Kabelverbindungen, die am Gleis der Schwebebahn entlangführten, und Mikrowellenmasten, die per Mobilfunk Kurzstreckenverbindungen zu den einzelnen Oasen, Schutzhütten und Habitaten herstellten. Nun, da die Nachrichtensatelliten ausgefallen waren, war das System die einzige Möglichkeit für die Außenweltler auf Dione, miteinander in Kontakt zu treten, und es funktionierte tadellos. Macy verbrachte eine Weile in der Warteschlange, ehe ihre Verbindung hergestellt wurde.
Newt ging sofort an den Apparat, als hätte er auf ihren Anruf gewartet. Sein linkes Auge war zugeschwollen, aber sein Lächeln war unverändert. »Dir geht es gut«, sagte er.
»Mir ja. Wie geht es dir?«
Ihn zu sehen, erfüllte sie mit einer überwältigenden, atemlosen Freude.
»Hör zu«, sagte er. »Der Feind hat einen ganzen Zoo von Dämonen in das Telefonnetz eingeschleust. Die Systemadministratoren geben ihr Bestes, sie aufzuspüren, aber das ist nicht leicht und wird noch eine Weile dauern. In der Zwischenzeit werden sämtliche Anrufe verschlüsselt und in einzelne Pakete aufgeteilt, die dann über verschiedene Zufallswege geschickt werden, um das Abfangen und Zurückverfolgen zu erschweren. Aber niemand weiß, ob sich die Dämonen davon auch nur im Geringsten beeindrucken lassen, also pass auf, was du sagst.«
»Ich will mich auch gar nicht lange aufhalten. Ich wollte mich nur vergewissern, dass du in Sicherheit bist.«
»Wie du siehst, bin ich das.«
»Ich sehe, dass du ein blaues Auge hast.«
»Ach, das ist nichts weiter. Ich wollte nach Paris fahren und nach dir suchen und bin deswegen mit zwei meiner Cousins aneinandergeraten.«
»Es freut mich, dass sie dich zur Vernunft bringen konnten«, sagte Macy. »Sind alle in
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