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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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weitere Nachricht traf ein. Einzelheiten seiner Dienstakte und der Befehl, den Angriff abzubrechen.
    Den Teufel würde er tun. Ihm seine Dienstakte zu schicken, bewies gar nichts, denn dank des ganzen Theaters um die Operation Tiefensondierung wussten die Außenweltler alles über ihn. Und Cash wollte es ihnen so gern heimzahlen, dass er schon an nichts anderes mehr denken konnte. Inzwischen näherte er sich dem Schlepper immer weiter, seinen Sonden dicht auf den Fersen. Er fuhr den Gammastrahlenlaser hoch … und in diesem Moment begehrte irgendetwas im Innern des Schiffes gegen ihn auf. Ein Dämon. Sein erster Gedanke war, dass er mit einer der Nachrichten hereingekommen sein musste und die Firewalls durchdrungen hatte. Dann wurde ihm jedoch klar, dass der Dämon viel zu komplex war – etwas Großes und Umbarmherziges, das die ganze Zeit über im Steuerungssystem des Schiffes gelauert hatte, eine Art Sicherung, die durch ein verschlüsseltes Signal zum Leben erweckt worden war.

    Er schaltete in den Hyperreflexmodus um, aber es war zu spät. Er hatte bereits die Kontrolle über den Antrieb und die Navigationssysteme verloren. Das Schiff drehte sich um die eigene Achse, während die Steuertriebwerke ein- und ausgeschaltet wurden. Cash versuchte, wieder in das System hineinzugelangen, aber er konnte den Antrieb nicht daran hindern, auf maximalen Schub zu schalten und ihn von dem Schlepper fortzutragen.
    Scheiß drauf! Er hatte immer noch die Kontrolle über die Sonden, und die hatten den Schlepper inzwischen beinahe erreicht. Er würde ihn nicht entwischen lassen. Dies war der Höhepunkt seiner Karriere, und in seinem Zorn und Stolz würde er nicht zulassen, dass ihm den jemand zunichtemachte. Er musste nur durchhalten. Aber der Dämon brach so unbarmherzig wie eine Flutwelle über ihn herein und durchdrang dabei sämtliche Puffer und Firewalls. Cash hatte das Gefühl, als würde er auf Zehenspitzen in einer verschlossenen Kammer stehen, die sich rasch mit Wasser füllte, und versuchen, weiter zu atmen, während die Luftblase um seinen Kopf immer mehr zusammenschrumpfte. Der Dämon wollte die Kontrolle über die Waffensysteme an sich reißen, und obwohl die Sonden noch immer zu weit vom Schlepper entfernt waren, aktivierte Cash sie, bevor der Dämon sie ausschalten konnte. Weit vor sich sah er ihre hellen Lichter aufleuchten, und dann hatte der Dämon ihn endgültig überwältigt, und er verlor die Kontrolle und wurde von sämtlichen sensorischen Informationen abgeschnitten.
    Cash spürte nur noch seinen eigenen Körper, der wie eine Mumie in einem Sarkophag in dem engen Beschleunigungsanzug steckte. Absolute Schwärze und Stille umgaben ihn. Er hatte das Gefühl, lebendig begraben worden zu sein. Cash zwang sich, zu entspannen und in den Normalzustand zurückzukehren. Es wäre unerträglich, mit geschärftem Bewusstsein
gefangen zu sein, denn dadurch würde sich jede Sekunde zehnmal so lange ausdehnen. Wenige Herzschläge später hatte er wieder Zugriff auf die sensorischen Informationen des Schiffes. Ob das daran lag, dass eine der KIs einen Weg gefunden hatte, den Dämon zu umgehen, oder der Dämon seinen Griff gelockert hatte, nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte, wusste Cash nicht, und es war ihm auch gleichgültig.
    Der Antrieb war ausgeschaltet, und er hatte keine Kontrolle über den Motor und die Kommunikations- und Waffensysteme. Aber zumindest konnte er wieder etwas sehen, und zwar auf dem gesamten elektromagnetischen Spektrum.
    Der Schlepper durchquerte gerade die Keeler-Lücke, nahe dem Rand des glänzenden Bogens des A-Rings. Er schien unbeschädigt zu sein. Und auch Cash selbst stürzte auf die Ringebene zu. Dabei flog er so schnell, dass sich eine schwache Hülle aus ionisiertem Plasma um ihn herum gebildet hatte, während er die dünne Atmosphäre aus molekularem Sauerstoff durchquerte, die durch die Einwirkung des UV-Lichts der Sonne auf das Wassereis der Ringe entstanden war. Er flog auf einem Kurs über die Keeler-Lücke hinweg, der ihn direkt durch den dahinterliegenden A-Ring führen würde. Der Ring kam mit atemberaubender Geschwindigkeit auf ihn zu und verwandelte sich in einzelne Lichtpunkte, die alle in dieselbe Richtung rasten – ein gewaltiger, wimmelnder Schwarm, der in einzelnen Bahnen angeordnet war. Der Ring hatte einen Durchmesser von mehr als einer Viertelmillion Kilometern, aber er war nur zehn Meter dick, was in etwa der Höhe eines zweistöckigen Gebäudes entsprach. Cash

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