Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
Bauroboter steuern konnte, würde er sie bald eingeholt haben. Nein, dachte sie, sie würde ihn überwältigen müssen, hier und jetzt.
Macy trat aus dem Schatten des Krans, nahm Anlauf, wobei ihr linkes Bein bei jedem zweiten Schritt von Schmerzen durchzuckt wurde, und sprang auf eine der breiten Raupenketten.
Sie landete etwas unglücklich und musste sich an dem Verbindungsstück zwischen zwei Kettengliedern festhalten, um nicht wieder hinunterzufallen. Einen Moment lang lag sie nur da, betäubt und außer Atem, dann kroch sie zum Ende der Kette hinüber. Sie befand sich fünf Meter über dem Boden und sah Loc Ifrahim an der Reihe der Bauroboter entlanggehen. Er eilte von einem Schatten zum nächsten, drehte sich hierhin und dorthin und richtete seinen Taser auf mögliche Verstecke. Doch selbst wenn er in den tiefen schwarzen Schatten stehen blieb, konnte sie ihn auf der Infrarotanzeige deutlich erkennen. Isolierung und Wärmerecycling seines Druckanzugs waren nicht gänzlich effizient, und er leuchtete weiß wie ein Gespenst – mehr als achtzig Grad wärmer als seine eisige Umgebung.
Wenn er nach oben blicken würde, wäre sie erledigt, aber er war zu sehr damit beschäftigt, unter den Gehäusen der Roboter nach ihr zu suchen, hinter Rädern und Raupenketten … Macy kroch ein Stück zurück, verharrte absolut reglos und ließ zehn Minuten verstreichen, bevor sie es erneut riskierte, einen Blick nach unten zu werfen. Anfangs konnte sie ihn nicht entdecken, doch dann drehte sie sich um und sah, dass er am anderen Ende des Krans vorbeischlich und sich bückte, um in die Schatten darunter zu blicken, wie ein Mann, der nach einem verirrten Haustier sucht. Sie richtete sich auf und lief die Raupenkette entlang. Dann sprang sie in hohem Bogen hinunter, traf ihn mit den Füßen und stieß ihn zu Boden. Er versuchte sich aufzurichten, aber sie packte seinen Helm mit beiden Händen und drückte ihn in den Staub, der so weich und körnig wie Zucker war. Schließlich öffnete sie den Sprechkanal und fragte ihn, ob er leben wolle.
»Wenn Sie mich umbringen, werden Sie ebenfalls sterben, und nicht auf angenehme Weise«, sagte er. »Die Außenweltler setzen Mörder im Vakuum aus.«
»Genau das werde ich mit Ihnen machen, wenn Sie nicht stillhalten«, sagte Macy und kappte die Verbindung. Sie war erschöpft, und ihr Knöchel schmerzte höllisch. Sie hatte keine Lust, sich noch länger seinen Unsinn anzuhören.
Ifrahims Taser konnte sie zwar nicht finden – er musste ihn fallen gelassen haben, als sie ihn zu Boden gerissen hatte -, aber an seinem Anzuggürtel befand sich ein Plastikseil. Sie benutzte es, um ihm die Arme auf dem Rücken zu fesseln. Dann öffnete sie das Telefonbuch der Stadt und stellte eine Verbindung her.
Loris ging sofort an den Apparat und fragte Macy, ob mit ihr alles in Ordnung sei.
»Ich wollte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie Mr. Twain mit der Drohne umgestoßen haben. Das waren doch Sie, oder?«
»Sie hätten nicht weglaufen müssen, Macy. Ich weiß, was für eine Falle die Ihnen stellen wollten. Ich wollte Ihnen zu Hilfe kommen.«
»Wissen Sie, dass Mr. Ifrahim mich ebenfalls verfolgt hat? Zum Glück konnte ich ihn überwältigen. Er liegt hier zu meinen Füßen. Sie können ihn verhören …«
»Nein, das können wir nicht. Er verfügt über diplomatische Immunität. Aber wir können Sie hereinholen. Wo genau befinden Sie sich?«
»Wenn Sie ihn freilassen, wird er zweifellos behaupten, dass Ursula und ich alle möglichen Sabotageakte geplant hatten. Einschließlich der Skeletonema -Kulturen, die schließlich in meinen Verantwortungsbereich fielen. Er wird sagen, dass wir eine Meinungsverschiedenheit hatten und ich sie umgebracht habe. Und ich möchte wetten, dass Twain und Ifrahim auch problemlos glaubhaft machen können, dass ich Manny Vargo getötet habe. Weil er herausgefunden hat, dass die falsche Kultur aufs Schiff gebracht wurde.«
»Oder einfach, weil sein Tod ebenfalls dem Projekt schaden würde«, sagte Loris. »Wir kennen nicht alle Einzelheiten, Macy. Und vielleicht werden wir sie auch nie herausfinden. Aber wir wissen, dass Sie unschuldig sind und gegen Ihren Willen in die ganze Sache verwickelt wurden. Deshalb bieten wir Ihnen unseren Schutz an.«
Macy wurde klar, dass die Außenweltler sie benutzt hatten, um Speller Twain und Loc Ifrahim zu enttarnen. Sie hatten sie angelogen. Sie geopfert, wie die Wildsider es mit ihren Opfern taten. »In Wirklichkeit bin ich für beide
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