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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Freyes Tod gelesen«, sagte Sri Hong-Owen. »Jetzt würde ich gern Ihre Version der Ereignisse hören. Ihre Ansichten und Erkenntnisse. Jedes kleine Detail.«
    Loc hatte gehört, dass die Genzauberin in dem Ruf stand, ungeduldig zu sein und offen zu sprechen. Dennoch brachte ihn ihre erschütternde Direktheit ein wenig aus der Fassung. Sie schien ihn für eine Art Leibeigenen zu halten, der ihrem
Befehl unterstand. Er überging diesen Affront gegen seinen Status jedoch, weil er sie auf seine Seite ziehen musste, und legte ihr lediglich mit ruhiger, sicherer Kompetenz seine Version der Ereignisse dar. Er erklärte ihr, dass Emmanuel Vargos Geliebte, Ursula Freye, die Ansicht vertreten hatte, der Tod des Ingenieurs sei kein Unfall gewesen, sondern er sei von einem oder mehreren Tätern ermordet worden, um dem Bauprojekt zu schaden. Abgesehen davon, dass Emmanuel Vargos Lesetafel verschwunden war, gab es allerdings keine Anhaltspunkte für ihre Anschuldigungen. Weil Ursula jedoch über einen Grad der Blutsverwandtschaft mit der Familie Fontaine verfügte, hatte Euclides Peixoto sie nicht ohne weiteres übergehen können. Er hatte deshalb Speller Twain, dem Sicherheitschef der Baumannschaft, den Auftrag erteilt, sich nach seinem Ermessen um das Problem zu kümmern, und dieser hatte die Botschaft um Hilfe gebeten.
    »Wie Mr. Twain wollte auch der Botschafter nur ungern in politische Komplikationen verwickelt werden. Also fiel die Aufgabe dem jüngsten Mitarbeiter der Botschaft zu, nämlich mir«, sagte Loc Ifrahim mit einem kleinen, selbstironischen Lächeln. »Mr. Twain und ich beschlossen, uns der Hilfe des einzigen anderen Mitglieds der Familie Fontaine zu versichern, das der Baumannschaft angehörte: Macy Minnot. Auf unser Drängen hin versuchte sie, Ursula Freye zur Vernunft zu bringen, aber Miz Freye weigerte sich nicht nur, ihren Kreuzzug aufzugeben, sie bat Miz Minnot außerdem um ihre Hilfe. Sie sollte eine Kopie der Arbeitsprotokolle der Baumannschaft für sie besorgen. Diese wollte Miz Freye analysieren, um herauszufinden, ob es darin einen Hinweis auf Sabotage gab. Sie konnte sie sich jedoch nicht selbst beschaffen. Als Vorsichtsmaßnahme hatte Mr. Twain ihr den Zugang gesperrt.«
    »Warum hat er das getan?«

    »Eigentlich habe ich ihm dazu geraten. Ich befürchtete, Ursula Freye könnte vielleicht der Versuchung erliegen, die Aufzeichnungen zu ändern, um damit ihre Behauptung untermauern zu können, Emmanuel Vargo sei ermordet worden. Sie machte damals einen äußerst unvernünftigen Eindruck, müssen Sie wissen. Sie wirkte, als sei sie zu allem fähig.«
    »Aha. Dann haben Sie ihr also nicht den Zugang gesperrt, weil Sie befürchteten, sie könnte auf irgendeine unbequeme Wahrheit stoßen?«
    »Keineswegs. Wir haben Miz Minnot die Erlaubnis erteilt, eine Kopie der Arbeitsprotokolle anzufertigen und sie Ursula Freye auszuhändigen. Wenige Tage später behauptete Miz Freye, etwas Wichtiges entdeckt zu haben. Sie vereinbarte ein Treffen mit Miz Minnot, aber wir haben vorher eingegriffen und versucht, mit ihr zu reden.«
    »Und hat Miz Freye Ihnen erzählt, was sie herausgefunden hatte?«, fragte Sri Hong-Owen.
    Loc wusste, dass Ursula Freye auf die Daten gestoßen war, die Speller Twain zu den Arbeitsprotokollen hinzugefügt hatte, kurz bevor Macy Minnot sie kopiert hatte – subtile Hinweise, die auf eine Verschwörung zwischen Cristine Quarrick und Patrick Alan Allard hindeuteten und sie mit der echten Sabotage an einer der Mikroalgenkulturen in Verbindung brachten -, aber er konnte wahrheitsgemäß berichten, dass sich Ursula äußerst unkooperativ verhalten hatte.
    »Nachdem wir mit ihr gesprochen hatten, muss sie zu Macy Minnot gegangen sein. Das Überwachungssystem des Bioms ist zusammengebrochen, und Miz Freye wurde getötet. Mr. Twain hat Macy Minnot verfolgt, aber ihr gelang die Flucht.«
    »Soweit ich weiß, hat sie ihn mit seinem eigenen Taser niedergeschossen.«

    »Ja, Ma’am. Nachdem jemand ihn mit einer Drohne zu Boden gestoßen hatte.«
    »Wo waren Sie, als all das passiert ist?«
    Sri Hong-Owen beugte sich vor, die Hände auf die Knie gelegt. Loc sah sich selbst in den silbrigen Linsen ihrer Spex widergespiegelt. Er war sich sicher, dass sie die Erweiterung seiner Pupillen und den Blutfluss in den Kapillaren seiner Gesichtshaut analysierte und nach Anhaltspunkten dafür suchte, dass er log. Aber er war zuversichtlich, dass er aufgrund seiner Ausbildung in dieser Hinsicht nichts zu

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