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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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bereits bis zu den Knien im Wasser. Ihr Mund war trocken, und sie musste erst etwas Speichel sammeln, ehe sie antworten konnte: »Bleiben Sie, wo Sie sind, Mr. Twain. Ich will Sie nicht erschießen.«
    »Sie werden mich nicht erschießen«, sagte Speller Twain und stürzte sich auf sie.
    Sie schoss. Der Blitz traf ihn in die Brust, und er fiel bäuchlings auf das Wasser, zuckend und um sich schlagend. Macy stieg eilig ins Boot, drückte den Knopf, um den Motor zu starten, und zog das Ruder hart herum. Das kleine Gefährt beschrieb eine Wende von hundertachtzig Grad, während es Geschwindigkeit aufnahm. Sie fuhr in einem langen Bogen aus der Mündung der Bucht hinaus und versuchte dabei, sich wieder einigermaßen zu beruhigen. Ihr wurde klar, dass es nur einen Ort gab, an den sie jetzt noch gehen konnte. Sie wandte sich nach Westen, auf das gegenüberliegende Seeufer zu, und aktivierte die Telefonfunktion ihrer Spex. Doch bevor sie einen Anruf tätigen konnte, öffnete
sich ein Fenster, und Loc Ifrahim erschien. »Jetzt haben Sie es doch tatsächlich getan«, sagte er.
    Macy riss sich die Spex ab und schleuderte sie so hart wie möglich auf das Wasser, während sie mit dem Boot auf den trockenen Seeboden am Fuße einer Treppe fuhr. Sie lief die Treppe hinauf, die zu einer breiten Promenade führte, an der sich ein niedriger Wohnblock mit terrassenförmig angelegten Apartments befand. Dort blieb sie stehen, um Atem zu holen. Sie ließ den Blick über den See schweifen. Ihr Herz klopfte wie wild. Es war erst zehn Minuten her, seit sie Ursulas Leiche entdeckt hatte.
    Ein Stern flammte mitten in der Luft auf: Das Licht der Lüster, das sich auf der Hülle einer Drohne spiegelte, die zu ihr herabgeflogen kam.
    Macy lief um einen Stapel Baumaterial herum, stürzte durch den breiten Eingang des Wohnblocks, verlor das Gleichgewicht und schlitterte durch die Vorhalle. Sie prallte gegen eine Wand und landete unsanft auf dem Hintern. Die Luft wurde ihr aus den Lungen gepresst, und Schmerz flammte in ihrem linken Fußgelenk auf. Die Drohne sank in einem schrägen Lichtkegel herab, der durch ein rundes, unverglastes Fenster hereinfiel, und eine laute Stimme ließ die Luft erzittern. Die Stimme rief ihren Namen und befahl ihr, sich nicht von der Stelle zu rühren. Macy hob den Taser und zielte sorgfältig, aber ihre Hand zitterte zu stark. Ihr erster Schuss verfehlte sein Ziel und jagte heulend durch das Fenster hinaus. Die Drohne wich zur Seite aus, doch Macys zweiter Schuss traf sie und zerriss ihre heliumgefüllte Blase in einem Funkenregen.
    Während die Drohne zu Boden taumelte, sprang Macy auf und humpelte mit ihrem verstauchten Knöchel davon, durch den Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite der Vorhalle, der auf den Hof hinausführte. Bambus und riesige
jadegrüne Mooskissen, glatt geharkter schwarzer Sand, das trockene Becken eines schwarzen Steinbrunnens. Macy ging durch einen Torbogen am anderen Ende des Hofes. Zu ihrer Rechten führte eine Treppe zu den oberen Stockwerken, während zu ihrer Linken eine in den Keller abging.
    Aus den Einsatzbesprechungen wusste sie, dass jedes Gebäude der Stadt über Kellergänge verfügte, die zu Schutzbunkern und Luftschleusen führten, für den Fall, dass die Stabilität von einem oder mehreren Zelten und Kuppeln gefährdet war. Die Außenweltler, die seit mehr als hundert Jahren in einer Umgebung lebten, in der sie der kleinste Fehltritt augenblicklich das Leben kosten konnte, waren sehr auf ihre Sicherheit bedacht und hatten für den Notfall vorgesorgt. Macy machte nun ihr Leben von diesen Vorsichtsmaßnahmen abhängig, in der Hoffnung, dass die Luftschleuse vielleicht schon funktionierte, auch wenn das Wohngebäude noch nicht fertiggestellt war. Wenn das nicht der Fall war, würde ihr vermutlich nicht mehr genügend Zeit bleiben, um einen anderen Ausgang aus dem Zelt zu finden, ehe Loc Ifrahim sie einholte.
    Die Tür am Fuß der Treppe war verschlossen, und als Macy auf den großen roten Knopf drückte, der sie öffnen sollte, geschah nichts. Einen Moment lang drehte sie voller Panik an dem Handrad, mit dem der schwerfällige manuelle Mechanismus bedient wurde, und öffnete die Tür gerade weit genug, dass sie hindurchschlüpfen konnte. Dann musste sie auf der anderen Seite wieder an einem Rad drehen, um sie zu schließen.
    Ein schmaler, abschüssiger Gang lag vor ihr, der von trüben Lichtern beleuchtet wurde, die in den Boden eingelassen waren. Sie prallte ständig gegen

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