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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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beiden Friedensoffiziere, die ihn über Ursula Freyes Tod befragt hatten, aus Sri Hong-Owens Suite. Eine von ihnen, eine große, ernste Frau mit einem rechteckigen Haarschopf, der an eine Schneekappe erinnerte, schenkte Loc ein kaltes Lächeln und fragte ihn, ob er im Gespräch mit seiner Vorgesetzten entgegenkommender sein würde als ihr gegenüber.
    Loc erwiderte das Lächeln. »Professor Doktor Hong-Owen ist nicht meine ›Vorgesetzte‹. Ich arbeite für die brasilianische Regierung, nicht für die Familie Peixoto.«
    »Ich habe eher den Eindruck, dass Sie nur Ihre eigenen Interessen im Sinn haben«, sagte die weißhaarige Friedensoffizierin.
    »Und ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass Ihre Stadt gar nicht so sehr an diesem Projekt interessiert ist, wie sie behauptet. Sonst würde sie Macy Minnot kein Asyl gewähren«, erwiderte Loc.
    »Wir wissen beide, dass Miz Minnot mit dem Mord an Ursula Freye nichts zu tun hatte.«
    »Ich weiß nichts dergleichen. Tatsächlich habe ich Ihnen sogar Beweise geliefert, die auf das Gegenteil hindeuten. Beweise, die Sie nicht anerkennen wollten.«
    »Verzichten Sie auf Ihre diplomatische Immunität«, sagte die Friedensoffizierin. »Dann rede ich gern mit Ihnen über Ihre sogenannten Beweise.«

    Ihr Blick war von Enttäuschung und Wut erfüllt. Nach Ursula Freyes Tod und Macy Minnots Überlaufen hatte sich Loc bereiterklärt, ein kurzes Gespräch mit den Friedensoffizieren der Stadt zu führen. Aber es war ihnen nicht gestattet gewesen, ihn offiziell zu verhören, ganz zu schweigen davon, ihm eine MRI-Kappe aufzusetzen. Sie hatten sich nur seine Stellungnahme anhören und ihm ein paar höfliche Fragen stellen können. Danach hatten sie ihn wieder gehen lassen müssen. Im Senat von Kallisto war kurzzeitig darüber beraten worden, ihn des Landes zu verweisen, aber daraus war nichts geworden, weil es nichts gab, das ihn direkt mit Ursula Freyes Tod in Verbindung gebracht hätte. Und niemand wollte das Risiko eingehen, einen diplomatischen Eklat zu verursachen, der die Handelsgespräche und die Eröffnung des Bioms gefährden könnte.
    »Ach, lass ihn doch, Dee«, sagte der Partner der Friedensoffizierin. »Er ist nur ein kleiner Fisch.«
    »Ich werde Sie im Auge behalten, für den Fall, dass es erneut Schwierigkeiten geben sollte«, sagte die weißhaarige Friedensoffizierin zu Loc und wandte sich ab.
    »Wie könnte es jetzt noch Schwierigkeiten geben, da Sie Macy Minnot unter Ihre Fittiche genommen haben?«, sagte Loc laut, als die Friedensoffiziere auf das Band mit auf- und absteigenden Plattformen zutraten, das auf Kallisto als Fahrstuhl galt. Sri Hong-Owens Sekretär blickte von der Lesetafel auf, in die er vertieft war, aber die Friedensoffiziere sahen nicht einmal zurück.
    Nun, das kümmerte Loc nicht weiter. Während ihrer Ermittlungen über den Mord an Ursula Freye hatten die Friedensoffiziere ein paar vage Drohungen ausgesprochen, aber sie hatten ihm nichts anhaben können. Nicht einmal gegen den tollpatschigen Einfaltspinsel Speller Twain hatten sie etwas unternehmen können. Zweifellos hatten sie ihr Bestes
getan, um Sri Hong-Owen mit ihrem Argwohn zu vergiften, aber damit hatte Loc bereits gerechnet. Er war auf alle Eventualitäten vorbereitet.
    Schließlich wurde er in die Suite eingelassen. Sie war recht eindrucksvoll – ein höhlenartiger Raum mit einem lebendigen Rasenboden, der in den virtuellen Hintergrund der Wände überging, auf denen Herden von ausgestorbenen oder Phantasietieren zu sehen waren, die auf einer Ebene grasten, die sich bis zu einer fernen Bergkette erstreckte. Sri Hong-Owen erwartete ihn am gegenüberliegenden Ende des Raums. Sie stand im Schatten eines Bambushains mit Farnen, die zwischen ein paar großen Steinen hervorwuchsen. Eine schmale, schlanke Frau, die eine maßgeschneiderte Version des grünen Overalls der Baumannschaft trug. Ihre Augen waren hinter einer Spex mit silbernen Linsen und einem klobigen schwarzen Rahmen verborgen; ihre nackte Kopfhaut war so durchscheinend und bleich wie eine Porzellanschüssel. Loc schlurfte in seinen Haftpantoffeln auf sie zu, verbeugte sich so tief, wie er es wagte, und teilte ihr mit, dass er ihr zur Verfügung stünde.
    »Setzen wir uns doch«, sagte Sri Hong-Owen, und zwei Hügel mit abgeflachter Spitze wuchsen aus dem smaragdgrünen Untergrund hervor.
    Sie nahmen einander gegenüber Platz, wobei sich ihre Knie beinahe berührten.
    »Ich habe den Bericht über die Umstände von Miz

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