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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Seiten nur eine Marionette gewesen, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Wir sind dankbar für Ihre Hilfe«, erklärte Loris. »Ich kann Ihnen versichern, dass Sie nicht in so großen Schwierigkeiten stecken, wie Sie vielleicht annehmen.«
    »Ich weiß, dass ich nicht zur Mannschaft zurückkehren kann. So viel steht fest. An der Westflanke der Kuppel sind ein paar Bauroboter geparkt. Dort finden Sie mich.«
    »Ich komme sofort«, sagte Loris. »Keine Sorge, Macy, Sie haben die richtige Entscheidung getroffen.«
    In diesem Moment entdeckte Macy den im Staub liegenden Taser und wandte sich von Loc Ifrahim ab, um ihn aufzuheben. Der Diplomat rollte sich herum und wollte auf die Beine kommen, ließ es jedoch bleiben, als Macy den Taser auf ihn richtete. Das Icon des Sprechkanals begann erneut zu blinken, aber sie achtete nicht darauf. Sie hatte Ifrahim nichts mehr zu sagen.
    Wenige Minuten später zeigte das Navigationssystem ihres Druckanzugs an, dass sich ein Fluggerät näherte, ein heller Punkt, der in niedriger Höhe über den schwarzen Himmel dahinglitt. Der Punkt verwandelte sich rasch in eine einzelne Gestalt in einem Druckanzug, die auf einer rosettenförmigen Plattform mit Schubdüsen stand. Loc Ifrahim richtete sich auf. Macy achtete nicht auf ihn, den Blick auf
die Plattform gerichtet, während diese näher kam. Die Schubdüsen zündeten einige Male, um den Anflugwinkel auszugleichen, und die Plattform kam in niedriger Höhe auf sie zugeschwebt. Dann setzte sie auf spinnenartigen Beinen auf, wobei sie einigen Staub aufwirbelte.
    Macy winkte der Gestalt auf der Plattform zu und erinnerte sich dabei an die atemlose Vorfreude, die sie vor Jahren auf jener dunklen Straße im nächtlichen Nebraska erfasst hatte, als sie in die Fahrerkabine eines Fernlastzugs gestiegen war, den sie angehalten hatte, und die Fahrerin sich ihr zugewandt hatte. Es war eine stämmige Blondine mit einem Bürstenhaarschnitt und pockennarbigem Gesicht gewesen, die sie gefragt hatte, wohin sie wollte. Und mit der forschen Naivität, die nur der Jugend erlaubt war, hatte sie erwidert: »Irgendwo anders hin.«
    Die Gestalt in dem Druckanzug auf der Plattform hob die Hand und berührte ihren Helm.
    Macy hatte schon einmal ein Leben hinter sich gelassen; nun würde sie es wieder tun. Sie schaltete den Sprechkanal ein und sagte zu Loc Ifrahim: »Richten Sie Mr. Peixoto aus, dass ich kündige.«
    Das war es also: Sie war wieder auf der Flucht.

› 9
    Sri Hong-Owen und ihr ältester Sohn Alder reisten in einem kleinen Frachter namens Luís Inácio da Silva nach Kallisto, der mit einem Prototyp des neuen Fusionsantriebs ausgerüstet war. Er verkürzte die Reisezeit zwischen Erde und Jupiter um zwei Drittel – eine beeindruckende Demonstration des technologischen Könnens der Familie Peixoto und ein wichtiger Bestandteil ihrer umfangreichen Handelsgespräche mit den Bewohnern von Kallisto. Sri hatte einen vollen Zeitplan: Sie würde Farmen, Fabriken und Labors besichtigen, sich mit dem Senat von Kallisto und wichtigen Persönlichkeiten von Rainbow Bridge treffen, an einer Zeremonie teilnehmen, mit der die erste Phase der Erweckung des Biomsees eingeleitet werden würde, und so weiter und so fort. Außerdem wollte sie sich mit der Genzauberin Avernus treffen. Zuerst musste sie sich jedoch um den fehlgeschlagenen Sabotageversuch, den Mord an Ursula Freye und das Überlaufen von Macy Minnot zu den Außenweltlern kümmern. Deswegen hatte sie in ihrem Terminplan etwas Platz geschaffen, um ein Gespräch mit dem jungen Diplomaten zu führen, der in die ganze Angelegenheit verwickelt zu sein schien.
    Loc Ifrahim wurde am Tag nach Sri Hong-Owens Ankunft in ihre Suite gerufen. Es war das Penthouse einer Apartmentanlage, die sich in einer der riesigen Stützstreben des Biomzeltes befand. Er traf pünktlich ein, wurde von Sri Hong-Owens Sekretär einer gründlichen Leibesvisitation unterzogen und dann im Vorraum sich selbst überlassen. Vermutlich sollte ihn die Warterei auf seinen Platz verweisen
und die Befürchtungen verstärken, die er insgeheim hegen mochte, aber er ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Die Verzögerung verschaffte ihm etwas Zeit, seine Geschichte noch einmal durchzugehen, und er konnte das Kommen und Gehen in der Suite verfolgen. Er beobachtete gerne Menschen und versuchte, ihre Motive zu ermitteln und herauszufinden, was sie vielleicht denken mochten und ob sie ihm möglicherweise nützlich sein könnten.
    Im Augenblick kamen die

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