Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
Vom Netzwerk:
oberflächliche Bekanntschaft mit ein paar Leuten, die in den Farmtunneln arbeiteten. Die meisten Bewohner der Stadt begegneten ihr mit unterkühlter Höflichkeit oder Gleichgültigkeit; nur einige wenige standen ihr offen feindselig gegenüber. Unter Letzteren war vor allem Jibril zu nennen, das Mitglied einer Vereinigung, die sich als Transhumanismusgruppe Elohim bezeichnete. Von den anderen Stadtbewohnern wurden sie Kosmoengel genannt, weil sie sich mit Hilfe von Schönheitschirurgie und einfachen genetischen Veränderungen eine seltsam stilisierte Schönheit verliehen und mit allen möglichen sogenannten bewusstseinserweiternden Maßnahmen experimentierten, von der Farbtherapie bis hin zu maßgeschneiderten psychotropen Viren. Außerdem waren sie androgyn und geschlechtslos, weil sie die phantastische, altmodische Ansicht vertraten, dass sich eine höhere Bewusstseinsebene nur dadurch erreichen ließe, wenn der ursprüngliche, animalische Sexualtrieb ausgelöscht wurde. Sie gaben sich die Namen von Engeln, ließen ihre frühere Identität aus den offiziellen Akten löschen und verbrachten ihre Freizeit damit, herausgeputzt wie niedere Aristokraten an öffentlichen Plätzen herumzuhängen. Die meisten befassten sich in irgendeiner Weise mit der Bühnenkunst. Der beste Fadosänger von East of Eden
war ein Kosmoengel und ebenso viele der führenden Unterhaltungskünstler der Stadt. Jibril war ein Virtuose des psychoaktiven Theaters, und Macy war seit ihrer Ankunft in East of Eden das Ziel von jos Vorführungen geworden – von sarkastischen Bemerkungen oder spottenden Fragen im Vorbeigehen bis hin zu provokanten Hetzreden über minderwertige menschliche Gene, die das ästhetische Gesamtbild von East of Eden gefährden oder verschmutzen könnten. Jede Begegnung wurde gefilmt, und geschnittene Versionen davon wurden im Netz von East of Eden veröffentlicht, zur Belustigung und Unterhaltung all jener, die sie sich anschauen wollten.
    In den Trainingsbaracken desR&S-Korps hatte Macy einmal eine Frau zum Zweikampf herausgefordert, die ihr auf die Nerven gegangen war, und sie hatten hinter dem Messegebäude so lange gekämpft, bis es zu einem Unentschieden gekommen und ihre Ehre wiederhergestellt gewesen war. Doch als sie versucht hatte, dieselbe Taktik auf Jibril anzuwenden, hatte sich dies als Fehler erwiesen. Sie war dem Kosmoengel entgegengetreten und hatte ihm gesagt, dass es jede Menge Orte gäbe, wo sie ihre Meinungsverschiedenheiten ausfechten konnten. Aber die Konfrontation hatte damit geendet, dass Macy – angewidert von Jibrils überzogener Zurschaustellung von Entrüstung und verletzter Empfindsamkeit – das Weite gesucht hatte. Die Aufnahme dieses Gesprächs hatte sich zu einer der beliebtesten Vorführungen der Kosmoengel entwickelt. Ivo Teagarden erklärte Macy, dass die Kosmoengel unter einem fortgeschrittenen, wenn auch harmlosen Stadium des Narzissmus litten, und gab ihr den Rat, ihre Begegnungen mit Jibril als Beitrag zu jos Therapie zu betrachten, mit dem sie ihr eigenes Ansehen in der Gemeinschaft verbessern könne. Jon Ho war der Meinung, dass das alles keine weitere Rolle spiele, da sich heutzutage
ohnehin kaum noch jemand mit dem psychoaktiven Theater beschäftige. Nur die jugendliche Gang selbsternannter Abweichler stellte sich auf Macys Seite, wenn auch hauptsächlich aus ideologischen Gründen.
    »Die Kosmoengel halten die Evolution für eine Art Lebensstil«, sagte Sada Selene zu Macy. Sie war die Älteste unter den Abweichlern, ein schlaksiges fünfzehnjähriges Mädchen, das große Überzeugungskraft ausstrahlte. »Was sie mit ihren Körpern machen, ist ungefähr so radikal, als würde man sich tätowieren lassen. Es ist ein Hohn auf all die erstaunlichen und wahnwitzigen Möglichkeiten des wahren Transhumanismus. Was sie tun, ist vollkommen ungefährlich, folgt gewissen Regeln und legitimiert sich durch ständige gegenseitige Überwachung. Und damit stehen sie beispielhaft für alles, was an diesem hinterweltlerischen, puritanischen Ort schiefläuft, wo jeder nur den Kopf in den Sand steckt.«
    »Sie geben vor, einem höheren Ideal verpflichtet zu sein, aber in Wirklichkeit laufen sie vor ihrer wahren Natur davon«, sagte ein anderer Abweichler. »So wie Nonnen. Hast du schon einmal von Nonnen gehört?«
    »Sie stammt von der Erde. Da wimmelt es nur so von religiösen Spinnern«, sagte ein dritter Abweichler. »Die grünen Heiligen. Die sind auch so etwas wie Nonnen, oder?«
    »So in

Weitere Kostenlose Bücher