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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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einen Teil der Kosten für den Bau der Gaias Ruhm und anderer
Langstreckenschiffe übernehmen werden. Im Gegenzug erhalten sie Zugang zu unserer Technologie – dem neuen Fusionsantrieb und dem Hyperreflex-Verfahren.«
    »Solange sich die Ordenträger daran erinnern, dass wir die Ersten und Besten sind, wenn es um einen Krieg mit den Außenweltlern geht, soll es mir egal sein, wer sonst noch mitfliegt«, sagte Colly Blanco.
    »Ganz meine Meinung«, sagte Cash.
    »Ihr und ich, wir werden den Außenweltlern in den Arsch treten«, sagte Colly.
    Er war das jüngste Mitglied des J-2-Programms, gerade einundzwanzig geworden und ein viel besserer Pilot, als Cash es in seinem Alter gewesen war, wenn auch noch nicht so gut wie Cash heute, noch nicht ganz. Ein wilder, furchtloser, kleiner Bursche aus einer Bergbaustadt in den Ausläufern der Anden, der behauptete, er hätte gelernt, ein Pferd zu reiten und einen Bullen mit dem Seil einzufangen, bevor er überhaupt laufen konnte, und fliegen, bevor er lesen konnte. Er führte die anderen beiden durch die dunklen Gänge und Räume der Wartungsebene der alten Stadt. Sie jagten Ratten – eine beliebte Beschäftigung unter den Piloten, wenn sie gerade nicht im Dienst waren und in der Basis festsaßen. Sie trugen Nachtsichtbrillen, die mit Bewegungsmeldern ausgestattet waren, und kleine Pistolen, die Taserpfeile verschossen.
    An einer Verzweigung, wo zwei Gänge in schiefem Winkel aufeinandertrafen, hob Colly eine Hand und deutete dann nach links. In dreißig Metern Entfernung pulsierte ein verschwommener Fleck in der trüben Dunkelheit wie ein langsam und gleichmäßig schlagendes Herz. Es waren mindestens zwanzig Ratten. Vielleicht sogar dreißig. Cash und Luiz drückten sich hinter Colly an die Wand und folgten ihm, als er in den Gang hinaussprang. Der Fleck verwandelte
sich in ein wirbelndes Durcheinander, als die Ratten in alle Richtungen davonrannten. Cash suchte sich ein Ziel und schoss. Helle Funken flammten in dem engen, dunklen Gang auf, als sich die Taserpfeile in den Boden und die Wände bohrten.
    Nach kurzer Suche entdeckten sie lediglich einen Kadaver. Eine dürre, alte, gestreifte Ratte, die von der Nase bis zur Schwanzspitze mehr als einen halben Meter maß und einen hohlen Panzer trug, der sorgfältig aus einem Stück aufgeschäumter Wandisolierung herausgenagt worden war. An ihren Ohren hatte sie zahlreiche Kerben. Luiz sagte, dass es sich dabei um Stammes- oder Statuszeichen handelte. Ein Stück abgenagter Plastik hing an einer Drahtschlaufe, die um ihren Hals geschlungen war.
    Cash und Luiz widersprachen nicht, als Colly behauptete, er hätte die Ratte erlegt.
    »Die kleinen Scheißer werden immer schlauer«, sagte Colly und kickte die tote Ratte in ihrer Schaumrüstung in die Schatten am anderen Ende des Gangs.
    »Sie lernen dazu«, sagte Luiz. »Entwickeln eine Kultur. Eine der Ärztinnen ist der Meinung, dass diese Kerben eine Art Alphabet darstellen. Sie versucht, es zu entschlüsseln.«
    »Ist das die Frau, die dich ab und zu mal ranlässt?«, fragte Cash.
    »Ein Gentleman verrät keine Geheimnisse«, sagte Luiz. Er sah elegant aus wie immer, einen roten Seidenschal um den Kragen seines Overalls geknotet, das schwarze Haar aus dem schmalen braunen Gesicht zurückgegelt.
    Sie gaben sich jetzt keine Mühe mehr, leise zu sein. Sie wussten, dass überall um sie herum Ratten wachsam in Hohlräumen in den Wänden, in Rohren und Kabelkanälen hockten. Die Nachricht von ihrer Anwesenheit würde sich in Windeseile über den Buschfunk der Ratten ausbreiten. Trotzdem
waren sie noch nicht ganz bereit, die Jagd aufzugeben und zur Oberfläche zurückzukehren.
    Der Gang, dem sie folgten, machte eine Biegung um neunzig Grad. Ein schwaches blaues Licht flackerte in einem offenen Durchgang vor ihnen. Einer nach dem anderen schlichen sie darauf zu. Luiz hob die Hand und benutzte Daumen und Finger, um von drei rückwärts zu zählen. Sie stürmten durch die Tür, die Pistolen auf die Lichtquelle gerichtet – ein alter Bilderrahmen, den jemand vor einem Jahrhundert auf einem Schreibtisch zurückgelassen hatte. Er spielte einen kurzen Videoclip von einem Mann ab, der an einem Strand stand und ein kleines Kind herumwirbelte. Weißer Sand, heißer Sonnenschein und der leuchtend blaue Ozean eines längst vergangenen Sommertags, kleine Segelboote, die auf dem Wasser schwammen. Der alte Teil der Basis war voller Andenken wie dieses, die an ein zurückgelassenes Leben erinnerten.

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