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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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recht?«
    »Ja. Aber selbst Hughes glaubt nicht, dass es irgendeinen Grund zur Beunruhigung gibt.«
    Sigmunds nächste Bemerkung kam aus einer völlig unerwarteten Richtung. »Es war sicher schlimm für dich, nicht wahr?«
    »Was?«
    »Ich habe gehört, dass Zachariah Robertson sich das Leben genommen hat. Das muss ein ordentlicher Schock für dich gewesen sein.«
    »Ja, es war furchtbar, Sig, aber ich habe im Moment nicht mal Zeit, um es zu verarbeiten. Ich muss Coleman finden.«
    »Warum bist du eigentlich in Tucson geblieben, Stinger?«
    Er sagte nichts von dem, was ich erwartet hätte. Er schien mir nicht einmal richtig zuzuhören. »Sag mal, führen wir beide die gleiche Unterhaltung?«, fragte ich.
    »Wir haben nie darüber gesprochen«, beharrte er auf seinem Thema. »Ich dachte immer, du wärst hiergeblieben, um näher bei deinem ungelösten Fall zu sein. Wie ein Mörder, der sich nicht vom Tatort fernhalten kann. Du hast deine Besessenheit nie abgelegt.«
    »Hör auf, mich zu analysieren, Sig. Nicht jetzt. Ich habe jetzt keine Zeit dafür.«
    »Ehrlich gesagt, bei unserer letzten Unterhaltung hatte ich den Eindruck, dass du unter posttraumatischen Stresssymptomen leidest.«
    »Wie bitte?«
    »Es ist nicht gut für dich, den Route-66-Fall neu aufzurollen. Dadurch sind die alten Wunden wieder aufgebrochen. Und jetzt, nach Zach Robertsons Selbstmord … nun ja.«
    Irgendetwas in meinem Kopf ging kaputt, und mir wurde schwindelig. »Aber Sig …« Ich flehte es beinahe. »Du warst doch unserer Meinung, was Lynch angeht. Du hast selbst gesagt, wir sollen weitermachen.« Ich war zu betäubt, um wütend zu werden.
    »Der Meinung bin ich nach wie vor. Aber diese Angst, Coleman könnte entführt worden sein …« Er zögerte kurz. Es war eine Pause, wie wenn jemand innehält, bevor er ein Heftpflaster abreißt. »Laura Coleman ist nicht Jessica Robertson«, sagte er schließlich behutsam.
    Meine Wangen brannten, als ich antwortete. »Du glaubst, ich habe Wahnvorstellungen.«
    »So würde ich es nicht nennen. Aber du hast dich jahrelang mit Selbstvorwürfen gequält, weil du dich für Jessicas Tod verantwortlich gefühlt hast. Jetzt haben wir einen weiteren weiblichen Agent, ungefähr in dem Alter, in dem Jessica heute wäre. Nur dass dieser Agent ein bisschen … wie soll ich sagen … unzuverlässig erscheint. Vielleicht braucht Coleman dich gar nicht mehr. Du brichst in ihr Haus ein, weil sie deine Anrufe nicht beantwortet, und redest dir ein, dass sie entführt wurde. Das alles hatten wir schon einmal, damals bei Jessica.«
    »Willst du damit sagen, du weißt nicht, was ich mir nur einbilde und was Wirklichkeit ist, bis hin zum Anschlag auf mein Leben?«
    »Ich will damit nur sagen, dass du offenbar die Einzige bist, die sich diese Sorgen macht.«
    »Du hältst mich für verrückt.«
    »Hör auf damit, Stinger. Du solltest eine Pause machen und gründlich nachdenken. Ich bin nicht besorgt wegen Laura Coleman. Ich bin besorgt wegen dir. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, als du das letzte Mal angerufen hast. Ich hätte bleiben sollen, damit wir uns länger unterhalten können.«
    »Arschloch«, sagte ich und legte auf.
    Die Statistiken zeigen, dass im Fall einer Entführung die Spuren nach achtundvierzig Stunden erkalten und dass die Chancen, das Opfer lebendig zu finden, erheblich zurückgehen.
    Ich blickte auf die Uhr und rief mir in Erinnerung, wann ich zum letzten Mal Kontakt mit Laura Coleman gehabt hatte.
    Übrigens, Sie hatten recht, mehr oder weniger .
    Das war gegen acht Uhr morgens gewesen, vor etwas mehr als drei Tagen. Zweiundsiebzig Stunden.

41.
    Ich fühlte mich wie eine blinde Maus in einem Labyrinth. Ich hatte einen kleinen Fortschritt gemacht und herausgefunden, dass Laura Coleman nicht ihre kranke Mutter besucht hatte. Dann aber war ich gegen eine Wand gelaufen und wusste nicht, in welche Richtung ich von dort aus weitersuchen sollte. Und nun stand ich noch immer an dieser Wand. Laura Coleman war verschwunden, und ich hatte nichts in der Hand, um es zu beweisen, abgesehen von ihrem unverschlossenen Wagen, der Tatsache, dass sie sich seit drei Tagen nicht mehr bei ihrer Mutter gemeldet hatte, und ihren Lügen gegenüber Morrison. Sie schickte immer noch E-Mails an das FBI -Büro.
    Ich wusste, dass Coleman in Schwierigkeiten steckte, doch wenn schon Sigmund mich für übergeschnappt hielt, würde Morrison vor Lachen vom Stuhl fallen.
    Manchmal hilft es, wenn die Maus nicht direkt in Richtung Käse

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