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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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Wahrheit.«
    Mein Puls beschleunigte sich beim Klang dieses Wortes. »Die Wahrheit?«
    »Alles, was ich weiß. Alles, woran ich mich erinnern konnte. Dass du erzählt hast, der Stock wäre zerbrochen. Dass du dich merkwürdig verhalten hast seit jenem Tag, an dem du angeblich im Flussbett gestürzt bist.«
    Angeblich gestürzt. Die Art und Weise, wie er mich hintenherum der Lüge bezichtigte, war das Schlimmste. Es trieb mich in die Verteidigung. »Du weißt einen Scheißdreck über die wirkliche Welt, Carlo. Einen großen Haufen Scheißdreck.«
    Er sah nicht verletzt aus, nur traurig. Trauriger, als ich es für möglich gehalten hätte. »Vielleicht hast du recht«, erwiderte er. »Aber wie es aussieht, habe ich mich geirrt. Max hat mir eine Menge erzählt, zum Beispiel, dass du in deiner Zeit als FBI -Agentin einen unbewaffneten Verdächtigen erschossen hast … unter zweifelhaften Umständen, wie er sich ausgedrückt hat.« Er wedelte mit der Taschenlampe, als wollte er eine lästige Fliege verscheuchen. »Ich kann immer noch nicht fassen, wie wenig ich dich gekannt habe.«

42.
    Ohne auf eine Antwort von mir zu warten und ohne ein Wort des Abschieds wandte er sich um, ging zurück ins Haus und scheuchte die Hunde vor sich her, als sie zu mir wollten. Ich verließ das Grundstück durch die Seitentür in der Gartenmauer, anstatt mich lächerlich zu machen und erneut über den Zaun zu klettern. Alles schien in Ordnung zu sein, und wenn Carlo sich an meine Ratschläge hielt, sollte er in Sicherheit sein, mit oder ohne Gordos Schutz.
    Ich saß im Wagen und dachte nach. Meine Abwesenheit würde das Haus aus der Feuerlinie halten, während ich nach Coleman und demjenigen suchte, der meinen Tod wollte. Mochten alle mich für verrückt halten – ich war sicher, dass die Anschläge auf mein Leben und das Verschwinden Laura Colemans miteinander zu tun hatten.
    Ich starrte auf die Straße vor mir, und zum ersten Mal konnte ich den Gedanken nicht verdrängen, dass Coleman vielleicht längst tot war. Wenn der Killer versuchte, mich umzubringen, warum nicht auch sie? Während meine aufgewühlten Gedanken um diese Möglichkeit kreisten, erschien plötzlich ein Gesicht an meiner Scheibe, und ich schrak zusammen.
    »Scheiße!«, kreischte ich und griff nach meinem Revolver auf dem Beifahrersitz, fand aber nur meine Taschenlampe. Ich knipste sie an und richtete den Strahl auf das Fenster in der Hoffnung, meinen Angreifer wenigstens zu blenden.
    Max stand blinzelnd vor mir und hob abwehrend die Hände. »Ich bin’s«, drang seine gedämpfte Stimme durch das Glas.
    Ich ließ die Scheibe herunter und schrie ihn ohne Rücksicht auf Carlo oder die Nachbarn an: »Was soll das? Willst du dich umbringen?«
    »Ich glaube nicht, dass deine Taschenlampe geladen ist«, erwiderte er mit finsterer Miene, doch es gelang ihm nicht, den Anflug eines Grinsens zu unterdrücken. Er umrundete den Wagen und wollte auf den Beifahrersitz, doch die Tür war verschlossen. Er wartete. Mir blieb keine Wahl, ich beugte mich rüber und entriegelte die Tür.
    Als er es sich bequem gemacht hatte, schaute er mich an. »Warum schleichst du um dein eigenes Haus herum?«
    Entweder stand ich noch immer unter Schock von seinem unerwarteten Erscheinen, oder ich hatte die Nase voll von den ständigen Lügen. Außerdem fielen mir keine neuen mehr ein. »Was fällt dir ein, mit Carlo über meine Vergangenheit zu reden?«, fuhr ich ihn an.
    Er blieb hartnäckig beim Thema. »Ich hatte dich gefragt, warum du hier draußen um dein Haus herumschleichst.«
    »Weil ich ein Auge auf Carlo werfen wollte. Wir beenden unsere Beziehung.«
    »Das tut mir leid. Carlo hat mir erzählt, dass du gestern plötzlich weggefahren wärst, aber ich wusste nicht, dass ihr euch trennt. Warum bist du weggefahren?«
    »Warum bist du hier?«, fragte ich zurück.
    »Du hast meinen Anruf nicht beantwortet. Ich bin vorbeigekommen und sah dich hier draußen sitzen und das Haus beobachten, also habe ich dich im Auge behalten und mich gefragt, wie lange du wohl im Wagen bleibst und warum. Du hast schon lange hier gesessen, bevor du eben ausgestiegen bist.«
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Gerald Peasil.«
    Ich hatte noch genügend Geistesgegenwart, selbst nach dem Schrecken vorhin. »Wer?«
    Max schüttelte ungeduldig den Kopf. »Tu nicht so, als wüsstest du nicht, von wem ich rede. Ich warte noch auf das Ergebnis der DNA -Analyse, aber ich habe die Fingerabdrücke, die wir gefunden haben, mit

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