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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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Diesmal hatte er sich um Jessicas willen gewaschen und sogar ein neues kurzärmeliges Hemd angezogen. An den parallelen Falten im Stoff erkannte ich, dass es noch nicht lange aus der Verpackung sein konnte. Von Alkohol war nichts zu riechen; er schien an Bord der Maschine nichts getrunken zu haben. Doch ich spürte, wie seine Finger zitterten. Vielleicht wollte er sich deshalb schnell von mir lösen, aber ich hielt seine Hände noch einen Augenblick lang fest und schaute ihm in die Augen. »Tun Sie das nicht, Zach«, sagte ich. »Sie müssen Jessica nicht sehen. Wir haben sie anhand der Zähne zweifelsfrei identifiziert.«
    »Habe ich Ihnen eigentlich schon mal erzählt, dass ich eine Zeit lang daran gedacht hatte, forensischer Zahnmediziner zu werden?«
    Ja, er hatte es mir erzählt, vier- oder fünfmal sogar, und dabei immer wieder betont, dass er mir keine Schuld gab an Jessicas Tod.
    Er nahm eine kleine Reisetasche vom Gepäckband, und wir gingen vom Terminal zum Parkplatz, wo ich ihn in den Wagen verfrachtete und ihm die Wasserflasche reichte, die jeder Neuankömmling in der Wüste traditionell erhält. Dann fuhr ich den Palo Alto Drive hinauf, bog nach links auf die Valencia ab und rechts auf die First. Von dort aus war es nur noch ein kleines Stück bis zum Büro des Gerichtsmediziners in der Innenstadt.
    Max Coyote und Laura Coleman waren bereits da, und George Manriquez kam uns in der Eingangshalle entgegen.
    »Dr. Manriquez«, begrüßte ich ihn. Der Anlass verlangte eine gewisse Förmlichkeit, obwohl ich ihn aus meiner Zeit beim Tucson Field Office kannte. Dann trat ich zurück, damit er Zach auf das vorbereiten konnte, was ihn erwartete.
    »Mr. Robertson«, sagte Manriquez und deutete auf zwei kleine Lehnsessel in einer Ecke der Halle. »Bitte nehmen Sie einen Moment Platz.«
    Zach kam der Aufforderung nach, während Max, Laura Coleman und ich zusammenstanden und so taten, als hörten wir nichts.
    »Mr. Robertson«, begann Manriquez erneut, nachdem beide Platz genommen hatten. »Niemand weiß besser als ich, dass das hier kein Film ist, sondern dass wir es mit der Realität zu haben, die manchmal sehr schmerzhaft sein kann. Deshalb möchte ich Sie ein wenig vorbereiten. Wir haben es hier nicht mit einem Krimi zu tun, und es gibt keine indirekte Beleuchtung wie in Fernsehserien. Sie werden nicht Ihre Tochter sehen. Nicht einmal etwas, das aussieht wie Ihre Tochter. Was Sie sehen werden, ist braune Haut über einem Skelett. Haben Sie schon mal eine Mumie gesehen?«
    »In Büchern«, sagte Zach und nickte. »Außerdem waren wir mal in Pompeji, aber ich weiß, dass diese Mumien anders sind.« Die Erinnerung an einen Urlaub in glücklichen Zeiten schien ihn wie eine Last niederzudrücken.
    »Das stimmt«, sagte Manriquez. »Das sind nur Gipsabgüsse. Aber die Überreste, die Sie gleich zu sehen bekommen, werden in etwa genauso aussehen. Haben Sie Fragen an mich? Nur zu, tun Sie sich keinen Zwang an.«
    Zach wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und zögerte. »Ist der Gestank schlimm?«, fragte er schließlich.
    »Nicht so schlimm, wie Sie vielleicht denken. Ein wenig nach Moschus, aber es ist nicht weiter schockierend. Es ist eher der Anblick, der erschüttert.«
    Zach senkte den Kopf. Ich sah, dass die Knöchel seiner ineinander verschränkten Finger weiß hervortraten. Ich wollte zu ihm gehen, wusste aber, dass er bei Manriquez in besten Händen war.
    Nach einer Pause, die Zach zeigen sollte, wie wichtig ihm die Sache war, erhob sich Manriquez und streckte die Hand aus, um Zach beim Aufstehen zu helfen. Dann führte er uns alle durch einen Gang zum Autopsieraum.
    Aus einem Raum wie diesem bekam man den Gestank nie heraus. Es ist eine Mischung aus Desinfektionsmitteln und alten Windeln, wie in einer öffentlichen Kinderkrippe. Der Raum war leer bis auf eine Reihe kunststoffüberzogener Untersuchungstische. Auf einem davon, unter einem Tuch, lagen die sterblichen Überreste von Jessica Robertson. Alles war zweckmäßig eingerichtet und klinisch sauber, wie Manriquez gesagt hatte. Es gab keine dunklen Ecken, keine Instrumente zum Schneiden oder Sägen, keine Hintergrundmusik.
    Zach stand an einer Seite des Tisches, zwischen mir und einem Assistenten, der kräftig genug war, um ihn aufzufangen, falls er umkippte. Manriquez stand auf der anderen Seite. Max und Laura Coleman hielten sich im Hintergrund.
    Nach einem letzten fragenden Blick auf Zach zog Manriquez das Tuch ein Stück vom Kopf der Mumie

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