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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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kein Meuchelmörder war und dass ich nicht soeben eine große Dummheit begangen hatte. Ich probierte den Türgriff aus, um notfalls nach draußen zu springen, falls der Fahrer nicht die richtige Abfahrt nahm.
    Doch er setzte mich unbehelligt vor dem Hotel ab, und ich gelangte ohne weitere fremde Hilfe in mein Zimmer. Ich dachte immer noch an das Glas mit den eingelegten Schweinefüßen und holte zwei Handtücher aus dem Badezimmer, mit denen ich die Bilder über dem Bett verhängte, um meiner wirren Fantasie Einhalt zu gebieten. Ich kippte beinahe vom Bett dabei, ließ mich dann aber endlich fallen und blieb liegen, während das Zimmer sich langsam um mich drehte.

38.
    Ich musste den Burrito während eines Blackouts gegessen haben, denn als ich am nächsten Morgen ins Badezimmer torkelte, fand ich getrocknete Guacamole auf meiner Nase, und der Burrito war verschwunden. Ich war noch angezogen, also wusch ich mir nur schnell durchs Gesicht und ging dann nach unten ins Hotelrestaurant, wo es ein Frühstücksbuffet gab. Ich lud mir reichlich Brot und Kaffee auf ein Tablett, das ich zurück in mein Zimmer brachte. Während ich aß und mich in den Überresten des Selbstmitleids vom vergangenen Abend suhlte, schaltete ich den Fernseher ein und schaute mir die Wettervorhersage für die kommende Woche an (heiß, heiß, heiß, Regen, Regen, heiß, Regen). Ich starrte auf den Schirm und dachte darüber nach, was aus meinem Leben geworden war und wo ich stand.
    Zach Robertson, der Mann, der alles Gute verkörperte, was ich jemals erreicht, und alles, was ich versäumt hatte, hatte sich praktisch in meiner Obhut das Leben genommen.
    Floyd Lynch, der Einzige des Mordes an Jessica Robertson Verdächtige, den ich jemals zu Gesicht bekommen hatte, war ebenfalls tot.
    Meine Ehe war ruiniert, trotz all meiner Bemühungen, die perfekte Frau zu sein.
    Max würde die Beweise finden, dass ich Gerald Peasil getötet hatte, und mich dafür ins Gefängnis bringen.
    Jemand hatte bereits zweimal versucht, mich umzubringen, und es stand zu befürchten, dass er es ein drittes Mal versuchte.
    Laura Coleman hatte seit geschlagenen achtundvierzig Stunden nicht mehr auf meine Nachrichten geantwortet, nachdem sie vorher so energisch darauf aus gewesen war, Lynchs Unschuld zu beweisen. Sie hatte nicht einmal genügend Interesse aufgebracht, um zu Lynchs Gerichtstermin zu erscheinen. Niemand schien das merkwürdig zu finden. Mir hingegen kam es spanisch vor.
    Es gab einen Zusammenhang zwischen alledem, doch die Ereignisse hatten sich überschlagen, und mir war nicht genug Zeit geblieben, um auch nur über einen einzelnen Vorfall nachzudenken, geschweige denn den roten Faden zu suchen, der sich durch alles zog.
    Konnte zur Abwechslung nicht mal irgendetwas gut gehen?
    Ich schaltete auf die Lokalnachrichten um. Wie als Antwort auf meine Frage erfuhr ich, dass der Zustand des vom Vater eines seiner Opfer niedergeschossenen Serienkillers Floyd Lynch zwar kritisch gewesen, inzwischen aber stabil war. Er lag nun auf der Intensivstation des Krankenhauses in Tucson.
    Mir ist klar, dass das Leben ziemlich bescheiden sein muss, wenn man so etwas als gute Nachricht betrachtet. Doch genau das war es für mich. Lynch war am Leben, und ich witterte die Chance, dass alle möglichen Fragen doch noch beantwortet wurden.
    Ich konnte nicht mehr im Hotel herumsitzen und mich selbst bemitleiden. Ich musste Laura Coleman finden, musste mich überzeugen, dass sie gesund und munter war, und die Ermittlungen im Fall Lynch abschließen. So viel war ich Zach schuldig. Als Erstes musste ich herausfinden, wie lange Lynch im Krankenhaus bleiben würde.
    Vorher aber brauchte ich dringend eine Dusche. Der Gestank von Zachs Blut, vermischt mit den Gerüchen von Wodka und Burrito, rief mir ins Gedächtnis, dass ich nicht mehr wusste, wann ich das letzte Bad genommen hatte.
    Ich lag lange im heißen Wasser, ließ mich durchweichen und wusch mich gründlich. Dann föhnte ich mir die Haare trocken und zog saubere Wäsche aus meinem Müllsack an.
    Als Nächstes rief ich Gordo an und informierte ihn, dass ich nicht mehr zu Hause wohnte und dass er die Schutzmaßnahmen verstärken musste. Er fragte nicht nach dem Grund. Guter alter Gordo.
    Die nächste Sache duldete keinen Aufschub. Lynchs Zustand war stabil, und er war für den Augenblick in Sicherheit, doch meine Besorgnis wegen Laura Coleman wuchs, je länger ich darüber nachdachte. Mir dämmerte, dass sie nicht einmal nach der

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