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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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Fallakten beiseite und schob den Plastiksack hinter einen Safe dicht vor der Rückwand. Ich war kein Killer, aber ich hatte während meiner Dienstzeit eine Menge von solchen Typen gelernt. Wenn ich im Fall Peasil tatsächlich zur Mordverdächtigen wurde, würde man meine Kreditkartenabrechnungen überprüfen, die Rechnungen der Einlagerungsfirma finden und einen Durchsuchungsbefehl organisieren. Doch kurzfristig waren die Sachen hier in Sicherheit, zumindest so lange, bis ich Zeit fand, sie endgültig zu entsorgen.
    Ich dachte an die schlappe .38er in meiner Handtasche, als ich den Safe öffnete. Zum Vorschein kamen mehrere Gewehre, eine einläufige Schrotflinte und ein halbes Dutzend Handfeuerwaffen. Ich entschied mich für einen geladenen Colt 1911, Kaliber .45, eine Waffe mit genügend Dampf, um einem Elefanten in den Arsch zu treten, falls mich im Haus von Laura Coleman eine hässliche Überraschung erwartete, und packte eine Extraschachtel Munition ein. Als ich die Lagerhalle verließ, war meine Handtasche deutlich schwerer als bei meiner Ankunft. Auf dem Weg zum Wagen sah ich mich verstohlen um, konnte aber niemanden entdecken, der mich beobachtete.
    Vorausgesetzt, mein Ehemann bewahrte mein Geheimnis, fühlte ich mich nun ein wenig zuversichtlicher als zuvor. Ich fuhr den gleichen Weg zurück in die Stadt, auf dem ich gekommen war, bis zu der Adresse in der Elm Street, die Maisie mir gegeben hatte. Das Haus war eine adrette kleine Hazienda, mit einem Meer aus purpurnen Bougainvilleen im Vorgarten. Doch was meine Aufmerksamkeit weckte, war nicht Laura Colemans Haus. Es war ihr Wagen, der in der Einfahrt parkte, direkt vor dem geschlossenen Garagentor.

39.
    War es möglich, dass Coleman die ganze Zeit zu Hause gewesen war und meine Anrufe und E-Mails einfach ignoriert hatte? Auf der einen Seite war ich nervös und besorgt, andererseits kam ich mir dumm vor, als ich am Straßenrand parkte, sicherheitshalber die .38er einsteckte und mich vorsichtig dem Wagen näherte wie ein Cop, wenn er einen Raser angehalten hat – als könnte jemand auf der Rücksitzbank lauern, der nur darauf wartet zu schießen. Durch die Scheiben war nichts zu erkennen, und ich benutzte den Saum meines T-Shirts, als ich versuchte, die Türen zu öffnen.
    Die Fahrertür war unverschlossen, und das alarmierte mich noch mehr. Kein Cop würde seinen Wagen unverschlossen im Freien stehen lassen, unter gar keinen Umständen, nicht einmal in der eigenen Auffahrt. Und wenn jemand so penibel war wie Laura Coleman, würde er das Auto wahrscheinlich sogar in der Garage abschließen.
    Ich schob die Waffe hinten in den Hosenbund, beugte mich in den Wagen und sah mich schnell um, doch ich fand nichts, nicht mal eine Brotkrume vom Frühstück unterwegs. Ich öffnete den Kofferraum, der ebenfalls leer und aufgeräumt wirkte bis auf einen klappbaren Gartenstuhl und ein paar wiederverwendbare Einkaufstaschen. Mein Unbehagen wuchs: Es war ein weiteres schlechtes Zeichen, dass ich ohne Probleme an den Kofferraum kam.
    Es gab nichts weiter zu entdecken, also richtete ich meine Aufmerksamkeit aufs Haus. Sämtliche Jalousien waren heruntergelassen, zum Schutz gegen die Hitze und als Sicherheitsmaßnahme. Die Vordertür war verschlossen. Alles war so, wie es sein sollte. Durch ein niedriges Tor an der Seite des Hauses ging ich nach hinten in den Garten. Auf der Rückseite führte eine Glastür ins Wohnzimmer.
    Ich klopfte nicht an, falls jemand sich im Haus herumtrieb, der nichts dort zu suchen hatte. Stattdessen verschaffte ich mir mithilfe eines faustgroßen Steins gewaltsam Zugang. Ich schlug eine kleine Butzenscheibe in der Tür ein, griff hindurch und entriegelte das Schloss. Wenn jemand im Haus war, hatte das Klirren ihn gewarnt – deshalb trat ich vorsichtig ein, mit gezogener, schussbereiter Waffe.
    Die Luft im Haus war warm und ein wenig stickig, als wären die Besitzer in Urlaub gefahren und hätten die Klimaanlage auf dreißig Grad stehen lassen. Ich bewegte mich schnell von Zimmer zu Zimmer und versuchte ein Gefühl für die Räumlichkeiten zu entwickeln. Laura Coleman hatte ihr Zuhause so eingerichtet, wie sie arbeitete – unpersönlich, wie aus dem Katalog von Bed, Bath and Beyond. Weiße Handtücher und dazu passende Bettgarnitur. Alles andere war in Brauntönen gehalten und streng geometrisch.
    Das Schlafzimmer war schlicht, mit einem Fenster zum Vorgarten hinaus. An der Wand eine Sammlung von Fotos mit nichtssagenden, lächelnden Personen, eine

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