Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
auch das tapferste Herz zur Unterwerfung veranlassen. Aber bis dahin konnte es zu spät sein.
    Warum nicht jetzt gleich in See gehen? Niemand würde ihn deswegen tadeln, ganz im Gegenteil. Er runzelte die Stirn. Nein, auf keinen Fall. Hier wurde ein neues Geschwader aufgestellt. Und jetzt, da der Krieg in seine gefährlichste Phase trat, wäre es ein schlechter Anfang, wenn das Flaggschiff ein vor Anker liegendes eigenes Schiff zu blutigen Fetzen zusammenschießen mußte, bloß weil er nicht die Nerven gehabt hatte, es anders zu machen.
    Überraschenderweise zeigte Keverne lächelnd seine ebenmäßigen Zähne. »Ich bin nicht achtzehn Monate mit Ihnen gefahren, Sir, ohne etwas von Ihren Methoden gelernt zu haben.« Das Lächeln schwand.
    »Und ich hoffe, ich besitze Ihr Vertrauen.«
    Jetzt lächelte Bolitho. »Ein Kommandant kann allenfalls seine Gedanken mit jemandem teilen, Mr. Keverne. Die Verantwortung bleibt immer bei ihm selbst, wie Sie eines Tages noch merken werden.«
    Wenn es heute nacht schiefgeht, dachte er trübe, dann könntest du früher befördert werden, als du glaubst.
    Trute, der Kajütsteward, spähte vorsichtig durch die Tür und fragte: »Darf ich den Tisch zum Lunch decken, Sir?«
    Keverne sagte: »Ich werde mich um die Leute kümmern, Sir.« Abwesend sah er einen Moment zu, wie Trute sich mit Tellern und Bestecken zu schaffen machte. »Ich bin froh, wenn wir erst wieder auf See sind.« Ohne ein weiteres Wort ging er hinaus.
    Mißmutig saß Bolitho an seiner einsamen Tafel und stocherte in der kalten Kaninchenpastete herum, die Rook von Land geschickt haben mußte. Er überdachte nochmals, was Taylor ihm erzählt hatte. Die Tatsache, daß dieser unbehelligt nach Falmouth hereingekommen war und das Haus der Bolithos so schnell gefunden hatte, sprach Bände und ließ darauf schließen, daß andere wachsame Augen in nächster Nähe waren, bereit, der
Aurig
a

Nachrichten zu übermitteln. Jeder Täuschungsversuch, etwa die Landung von Seesoldaten am Kai, würde sofort Verdacht erregen; der Kommandant der
Auriga

war dann in größter Gefahr, und die Konsequenzen mußten furchtbar sein.
    Ärgerlich stand er auf. Wann endlich wurden solche Männer ein für allemal aus der Flotte ausgestoßen? Eine neue Generation Seeoffiziere wuchs heran, die wußte, daß die Mannschaft einen um so höheren Kampf wert hatte, je besser ihre Lebensbedingungen waren. Aber hier und da gab es immer noch Schinder und Tyrannen, oft Männer, die höherenorts Einfluß hatten, und die man erst bei solchen Gelegenheiten wie dieser maßregeln oder entlassen konnte – wenn es zu spät war. Trute kam wieder herein und sah ihn besorgt an. »Hat Ihnen die Pastete nicht geschmeckt, Sir?« Er stammte aus Devon, und Leute aus Cornwall waren ihm ein bißchen unheimlich – Bolitho auch.
    »Später vielleicht.« Bolitho warf einen Blick auf seinen Degen.
    Er war so alt und abgegriffen; auf allen Familienporträts war er schon abgebildet. »Den lasse ich in Eurer Obhut.« Er gab sich Mühe, möglichst normal zu sprechen. »Ich nehme meinen Entersäbel mit – und Pistolen.«
    Trute starrte auf den Degen. »Den wollen Sie hierlassen, Sir?« Bolitho ging nicht darauf ein. »Jetzt geben Sie durch, daß mein Bootsführer kommen soll.«
    Allday war ebenso überrascht. »Ohne Ihren Degen, das ist nicht richtig, Captain.« Er schüttelte den Kopf. »Was denn nun noch alles!«
    »Ich habe Ihnen schon oft gesagt«, fuhr Bolitho ihn an, »daß Sie eines Tages den Mund noch mal zu weit aufreißen werden. Sie sind nicht alt und weise genug, als daß ich Ihnen nicht mal eine verpasse!«
    »Aye, aye, Captain«, grinste Allday.
    Es war hoffnungslos. »Wir gehen zusammen an Land. Kennen Sie den ›Drachenkopf‹?«
    Allday wurde ernst. »Aye. In der Veryan Bay. Der Wirt ist’n alter, scheeläugiger Schurke. Ein Auge nach vorn, das andere beinah’ nach achtern, aber er ist so schlau wie’n Midshipman hungrig.«
    »Gut. Dahin gehen wir.«
    Allday runzelte die Stirn, als Trute hereinkam und ein Paar Pistolen und einen krummen Entersäbel auf den Tisch legte. »Ein Duell, Captain?« fragte er naiv.
    »Lassen Sie die Gig holen. Dann richten Sie Mr. Keverne mein Kompliment aus, und ich ginge von Bord, sobald ich seine Orders fertig hätte.«
    Bolitho ging noch einmal zum Admiral; aber dessen Befinden war kaum verändert. Er schien ruhig zu schlummern; sein runzliges Gesicht wirkte im Schlaf etwas entspannter.
    An Deck wartete Keverne schon. »Gig

Weitere Kostenlose Bücher