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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Taylor die Hände aus. »Wenn Sie uns versprechen, daß Sie unsere Sache dem Admiral unterbreiten, Sir, dann würde das mächtig viel ausmachen.« Der Anflug eines Lächelns huschte über seine rauhen Züge.
    »Ich glaube, der Master und der eine oder andere Leutnant sind ganz froh, daß es so gekommen is’. Das war ‘n mächtig unglückseliges Schiff, Sir.«
    Bolithos Gedanken rasten. Vizeadmiral Broughton war vielleicht in London, er konnte aber auch sonstwo sein. Bis er seine Flagge auf der
Euryalu
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hißte, war Konteradmiral Thelwall sein direkter Vorgesetzter, und der war zu krank, als daß man ihn mit so etwas belasten konnte. Da waren auch noch Captain Rook und der Garnisonskommandant von Falmouth. Dann gab es wahrscheinlich Dragoner in Truro und den Hafenadmiral in Plymouth, dreißig Meilen weit weg. Und alle waren sie bei diesem Zeitdruck gleichermaßen nutzlos.
    Wenn tatsächlich eine Fregatte zu den Franzosen überlief, dann konnte das wie ein Signal auf die Männer der Nore wirken, die noch am Rande der Meuterei standen. Denen mochte es als ein letztes Mittel erscheinen, wenn sonst nichts mehr half. Und wenn die Franzosen etwas davon erfuhren, konnten sie unverzüglich eine Invasion starten. Bei dem bloßen Gedanken lief es Bolitho eiskalt den Rücken hinunter. Unvorstellbar, daß eine verwirrte und demoralisierte Flotte vernichtet wurde, bloß weil er sich nicht zu handeln getraut hatte. Eventuelle spätere persönliche Konsequenzen durften da keine Rolle spielen.
    »Was solltet Ihr mir sonst noch mitteilen?« fragte er knapp.
    »Die
Aurig
a

liegt in der Veryan Bay vor Anker. Gut acht Meilen von hier. Kennen Sie die Gegend, Sir?«
    Bolitho lächelte grimmig. »Ich bin in Cornwall geboren, Taylor. Ja, die kenne ich sehr gut.«
    Taylor leckte sich die Lippen. Vielleicht hatte er erwartet, sofort festgenommen zu werden. Nun aber, da Bolitho ihn tatsächlich anhörte, überstürzten sich seine Worte.
    »Wenn ich bei Sonnenuntergang nich’ zurück bin, setzen sie Segel, Sir. Ein paarmal kam ‘n armierter Kutter ran, aber wir haben gesagt, sie sollen wegbleiben, wir liegen da wegen Reparaturen.«
    Bolitho nickte. Es war nichts Ungewöhnliches, daß Schiffe mittlerer Größe in dieser Bucht Schutz suchten, wenn das Wetter nicht allzu schlimm war. Der Mann, der diese Meuterei bis zum gegenwärtigen Stand der Dinge geführt hatte, wußte bestimmt ganz genau, was er tat. Taylor sprach weiter. »Da is’ ‘n kleiner Gasthof an der Westseite der Bay, Sir.«
    »Der ›Drachenkopf‹«, nickte Bolitho. »Ein Schmugglernest.«
    »Kann sein, Sir.« Taylor sah ihn unsicher an. »Aber wenn Sie heute nacht dahin kommen und sich mit unseren Delegierten treffen, dann können wir an Ort und Stelle alles klarmachen.«
    Bolitho wandte sich ab. Das hörte sich alles so einfach an. Und was sollte nachher der Kommandant der
Auriga

machen? Seinen Koffer packen und von Bord gehen? Diese wirren Gedankengänge mochten im Zwischendeck ganz einleuchtend klingen, aber höheren Ortes würde man wenig Verständnis dafür haben.
    Doch das Wichtigste und Vordringlichste war zu verhindern, daß das Schiff dem Feind übergeben wurde. Bolitho hatte nicht den geringsten Zweifel, daß der Kommandant der
Aurig
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genauso war, wie Taylor ihn beschrieben hatte, vielleicht noch schlimmer. Solche Tyrannen gab es überall in der Flotte; er selber hatte einmal ein Schiff nur bekommen, weil sein Vorgänger so ein brutaler, kaltherziger Schinder gewesen war.
    Jedenfalls konnte er nicht den Kopf in den Sand stecken und tun, als wüßte er von nichts.
    »Also gut.«
    »Danke Ihnen, Sir«, sagte Taylor heftig nickend. »Sie müssen allein kommen, höchstens mit einem Diener. Die haben gesagt, sie bringen den Käpt’n um, wenn Sie uns reinlegen.« Er ließ den Kopf hängen.
    »Tut mir leid, Sir, ich war dagegen. Ich will weiter nichts, als meine Tage in Frieden zu Ende leben, wenn’s geht in einem Stück, und ‘n Topf voll Prisengeld, damit ich mal irgendwo ‘ne kleine Kneipe aufmachen kann oder ‘ne Schiffshandlung.«
    Bolitho sah ihn nachdenklich an. Aber vermutlich wirst du an einer Rah enden, dachte er.
    Taylor fing wieder an: »Auf Sie werden sie hören, Sir. Das weiß ich. Und mit ‘nem neuen Käpt’n lebt auch das Schiff wieder auf.«
    »Ich kann nichts versprechen. Lord Howes Pardon müßte auch auf euer Schiff Anwendung finden, aber…« Er sah Taylor fest in die Augen. »Es könnte ziemlich schlimm für euch alle werden, wie Ihr

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