Der strahlende Tod
habe eine Überraschung für Sie«, sagte Mick.
Zimmermann sah ihn an und lächelte.
»So?«
»Ich habe einen Wagen!«
»Das ist gut, aber er wird uns nicht viel nützen.«
»Ich weiß schon, was Sie meinen; aber auch dafür ist gesorgt. Ich habe noch ein paar volle Benzinkanister. Auf dem Lande finden wir sicher auch noch ein paar Tankstellen, die Vorräte haben. Aber bis wir da sind, haben wir genug von dem Zeug.«
»Na wunderbar. Das ist eine gute Überraschung!«
4
Die Abendsonne tauchte die Stadt in ein mildes rötliches Licht. Es war eine kleine Stadt. Die Häuser und Straßen zeigten schon erste Verfallserscheinungen. Auf den Bürgersteigen lag Putz von den Häusermauern, die Straßen waren an manchen Stellen aufgequollen und aufgebrochen wie nach starkem Frost, manche Häuser standen schief wie nach einem Erdrutsch, auf den Dachziegeln hatte sich Moos angesetzt, und manche Ziegel waren vom Dach heruntergerutscht und auf die Straße gefallen. In der Luft war ein Geruch, der an Verwesung und Verfall erinnerte.
Einige Vorgärten längs der Hauptstraße verrieten, daß hier noch Menschen wohnten; sie waren bestellt worden. Unter den Dachrinnen standen Regentonnen. Sie waren nur halb voll. Es hatte lange nicht mehr geregnet.
Die Geschäfte an der Straße waren stark beschädigt. Die Schaufensterscheiben waren zersplittert, die Scherben lagen auf dem Bürgersteig, Türen waren aufgebrochen worden und hingen windschief in den Angeln. Die Lebensmittelgeschäfte waren vollständig ausgeräumt worden; übriggeblieben waren nur Wasch- und Putzmittel.
Die Stadt wurde durch eine mit Dieselmotoren angetriebene Kraftstation mit Energie versorgt. Von dort aus ging der Strom über die Transformatoren zu den einzelnen Häusern.
Die Station war noch in Betrieb. In einigen Häusern brannte Licht. Die Läden waren nicht geschlossen. Aus mehreren Schornsteinen quoll Rauch.
In dieser Stadt gab es zwanzig Überlebende. Und es waren zwanzig Männer. Der Zufall hatte sie zusammengeführt. Die zwanzig Männer waren so verschieden, daß sie unter normalen Umständen sicher nicht zusammengelebt hätten.
Als Anführer galt Richard Milton, und auch das war ein Zufall. Milton hatte seit seiner Kindheit in dieser Stadt gelebt. Außer Milton stammte nur noch der alte Smitty aus der Stadt, die anderen waren auf ihren Streifzügen hier vorbeigekommen und waren geblieben. Die übrigen Einwohner der Stadt waren alle tot. Der Fluß hatte ihre Leichen aufgenommen und mit der Strömung weggeschwemmt. Milton und Smitty hatten sie zum Fluß geschafft. Sie fürchteten sich vor einer Seuche; und zum Gräberschaufeln war keine Zeit mehr gewesen. Es war keine angenehme Arbeit, tagelang Leichen zum Fluß zu schaffen, und Milton war alles andere als ein hartgesottener Typ.
Smitty hatte einen Waffenladen, und als die Fremden in die Stadt kamen, war es nur logisch, daß die beiden sich zusammentaten und die Waffen im Keller eines einbruchsicheren Hauses versteckten. Sie hatten sich auch einen reichen Lebensmittelvorrat angelegt. Deshalb ließen sie die Herumtreiber auch ruhig plündern. Die Konservenvorräte lagerten in Miltons Keller. Die Kühlschränke funktionierten noch, verderben konnte nichts.
Trinkwasser holten sie aus einer Quelle am Fuße des Berges, der gleich vor der Stadt begann. Und wenn die Rohre im Winter nicht vor Kälte platzen würden, hätten sie noch für lange Zeit gutes Wasser.
Die Gruppe der Überlebenden wuchs in wenigen Wochen zu einer zwanzig Mann starken Truppe. Jeder akzeptierte Milton als Anführer, obwohl ihm diese Rolle gar nicht behagte. Aber er traute keinem dieser Neuankömmlinge so sehr, daß er den Posten an ihn abgetreten hätte.
Milton dachte oft darüber nach, was aus ihnen werden sollte. Er wußte, daß sie alle zum Aussterben verurteilt waren, denn es gab nicht eine Frau in der Stadt. Vielleicht aber war das gut so, es würde nur Reibereien geben. Aber er hatte auch daran gedacht, eine kleine Expedition zusammenzustellen und auf die Suche nach Frauen zu gehen. Er fühlte sich verantwortlich dafür, daß das Leben hier weiterging. Der einzige, dem er seine Sorgen anvertraute, war Smitty.
Sie saßen in Smittys Haus. Das Kaminfeuer flackerte und hielt den Raum warm.
»Du wirst auf die Dauer nicht darum herumkommen«, sagte Smitty in Gedanken versunken.
»Warum?«
»Um das Frauenproblem, Dick!«
»Ich weiß ja nicht mal, ob es überhaupt noch Frauen gibt, geschweige denn, wo.«
»Schon
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