Der Strahlenpirat
Zuckung?«
»Es wackelte nach dem Einschalten etwa eine Minute heftig auf und ab. Dann war es schnell damit aus, und seitdem ist es tot.«
»Könnte es nicht daran gelegen haben, daß etwas mit den Instrumenten faul ist?«
»Nein, ich habe jede Einzelheit dieser Schaltung überprüft. Es ist alles in bester Ordnung damit. Es war zweifellos etwas von außen.«
»Haben Sie die Sonnenenergieröhre mit einer Dynode aus der gleichen Legierung wie die der Antriebsröhre ausprobiert?«
»Ja, aber da tat sich nichts. Halt, ich nehme es zurück. Ich habe doch eine Winzigkeit bekommen. Mit einer Vorverstärkung von vierhundert Dezibel vor dem Meßinstrument konnte ich drei Mikroampère ablesen. Das war der ganze Anschlag für eine Triebwerksröhre in dreizehn Meter Entfernung, die mit voller Leistung lief. Ich habe mich zwar gefragt, ob vielleicht die in die entgegengesetzte Richtung arbeitende Triebwerksröhre den Effekt auslöscht, deshalb habe ich es riskiert und sie für eine halbe Sekunde ausgeschaltet. Aber daran lag es nicht.«
»Mist! Gibt es eine Abschwächung mit der Entfernung?«
»Soweit ich überhaupt etwas messen konnte, scheint die Stärke umgekehrt proportional zur dritten Potenz der Entfernung abzunehmen. Das ist für Richtstrahlen nicht normal, auch nicht für kugelförmige Ausstrahlung. Aber mit dem Verstärker und Meßinstrument haben wir schon die Grenze des Möglichen erreicht. Mit diesem Zeug könnten wir nicht einen Funkverkehr von einem Ende der Relaisstation zum anderen aufnehmen.«
»Das scheint mir auch so. Hoppla! Sehen Sie!«
Das Meßinstrument schlug plötzlich aus, tanzte eine Minute lang herum und ging dann wieder auf Null.
»Was haben Sie da eigentlich geändert?«
»Ach, ich hatte eine blöde Idee und probierte einen Schwingkreis am Ausgang einer der Miniaturübertragungsröhren. Wir sind weit genug von den Geräten am Nordende entfernt, als daß irgendeine Streustrahlung Ärger verursachen könnte. Und was ich da hereinbekomme, hat keine Ähnlichkeit mit unseren Richtstrahlsendungen.«
Channing lachte. »Eigentlich sieht es so aus, als bekämen Sie so gut wie nichts herein.«
Farrell lächelte schief. »Stimmt schon«, gab er zu. »Aber selbst Hertz hat beim ersten Versuch nicht gleich eine interkontinentale Kurzwellensendung empfangen.«
»Wenn Hertz gezwungen gewesen wäre, mit Vakuumröhren zu arbeiten, dann wäre er wahrscheinlich mit seinen Theorien nicht weit gekommen. Die leicht zu erzeugenden Wellenlängen sind zu groß; man kann nicht einen 500-Meter-Dipol im Labor aufbauen. Die Frequenzen, mit denen Dipole in Metergröße arbeiten, so wie sie Hertz benutzte, sind ziemlich schwer mit Röhren zu beherrschen, wenn es nicht sehr spezielle Ausführungen sind.«
»Die Detektoren von Hertz waren auch ziemlich mies. Aber er machte seine Versuche mit Funkenstrecken, die für einen kurzen Augenblick einen genügend großen Energiestoß gaben, um im Empfängerkreis auch einen Funken zu indizieren.«
»Trotzdem glaube ich nicht so recht an Ihre Idee mit dem Abstimmkreis, Wes. Probieren Sie es ruhig, aber denken Sie daran, daß ich gegenüber der Vorstellung einer Resonanz auf diesem Gebiet skeptisch bin.«
»Warum eigentlich?«
»Weil wir jahrelang mit Triebwerksröhren herumprobiert haben – und auch alle möglichen und unmöglichen Detektoren versucht haben, im ganzen elektronischen Spektrum von Gleichstrom bis zu harter Röntgenstrahlung. Bisher hat nichts von alledem auf die Antriebsstrahlung reagiert, und deshalb bin ich skeptisch.«
Das Interkom summte. Walt Franks verlangte nach Channing.
»Don«, sagte er. »Wir haben ein Fernschreiben von Addison bekommen, dem Ingenieur der Terran Electric, der an der Sonnenenergie arbeitet. Hör zu:
WIR SIND ENDLICH DURCH DIE CHANNINGSCHICHT DURCHGEKOMMEN. LEISTUNG AUSGEZEICHNET IM MEGAWATTBEREICH. ABER ATMOSPHÄRE VON DER CHANNINGSCHICHT HERUNTER BIS ZUR RÖHRENSCHNAUZE ZEIGT DUNKELROTES GLÜHEN WIE SPUR DER TRIEBWERKSRÖHRE. ERZEUGT MEGATONNEN VON OZON.«
»Ozon, hm? Eine ganze Menge?«
»Wie der Rest des Schreibens sagt, verdammt viel – und da ist der Haken. Wahrscheinlich liegt es an der Energie, die wieder zur Sonne zurückschwappt. Jedenfalls hat die Terran Electric erneut Pech; mit dem Ozon können sie nicht leben, es ist so giftig wie eine Ladung Chlor.«
Mark Kingman saß im Kontrollraum eines Raumschiffs. Er machte sich Sorgen. Unter der Sichtkuppel nahm die Venus drei Viertel des Himmels ein und
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