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Der Strand von Falesa

Der Strand von Falesa

Titel: Der Strand von Falesa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Erregung der Volksmenge machte mich ein bißchen bedenklich, aber das ruhige höfliche Benehmen der Häuptlinge beruhigte mich wieder, zumal als ihr Sprecher begann und mit ziemlich leiser Stimme eine lange Rede hielt, wobei er zuweilen mit der Hand auf Case, zuweilen auf mich deutete, zuweilen mit den Knöcheln auf die Matte klopfte. Eins war klar: An den Häuptlingen war kein Zeichen von Ärger zu bemerken.
    »Was hat er gesagt?« fragte ich, als er fertig war.
    »Oh, weiter nichts, als daß sie sich freuen, Sie zu sehen, und daß sie von mir vernommen haben, daß Sie irgendeine Beschwerde vorzubringen wünschen. Sie brauchen jetzt bloß Ihre Meinung zu sagen, Wiltshire, und dann werden sie die Sache in Ordnung bringen.«
    »Er brauchte verdammt lange Zeit, um das zu sagen!« entgegnete ich.
    »Oh, der Rest war lauter Gequatsch und Bonjour und so weiter; Sie wissen doch, wie Kanaken sind.«
    »Na, von mir kriegen sie nicht viel Bonjour zu hören! Sagen Sie ihnen, wer ich bin! Ich bin ein weißer Mann und ein britischer Untertan und ein mächtig großer Häuptling bei uns; und ich bin hierher gekommen, um ihnen Gutes zu tun und ihnen Zivilisation zu bringen; und kaum habe ich meine Waren ausgepackt, so gehen sie hin und stellen mich unter Tabu, so daß keiner sich in die Nähe meines Hauses wagt! Sagen Sie ihnen: Ich habe nicht die Absicht, ihnen etwas gegen Gesetz und Recht zu tun; und wenn sich's darum handelt, daß sie ein Geschenk haben wollen, dann will ich's machen, wie es anständig ist. Sagen Sie ihnen: Ich nehme es keinem Menschen übel, wenn er für sich selber sorgt, denn das liegt in der menschlichen Natur; aber wenn sie meinen, sie können mir mit ihren Insulanerideen kommen, dann werden sie finden, daß sie sich irren. Und sagen Sie ihnen kurz und bündig: Ich verlange den Grund dieser Behandlung zu wissen, und verlange das als weißer Mann und als britischer Untertan.«
    Das war meine Rede. Ich weiß mit Kanaken umzugehen: Kommen Sie ihnen mit gesunder Vernunft und mit anständiger Behandlung, und – die Gerechtigkeit will ich ihnen widerfahren lassen – sie geben jedesmal klein bei. Sie haben keine richtige Regierung und kein richtiges Gesetz und Recht, das muß man ihnen einbläuen; selbst wenn sie es hätten, so wäre es ein dummer Witz, wenn sie ihr Gesetz auf einen Weißen anwenden wollten. Es wäre ja ein merkwürdiges Ding, wenn wir alle so behandelt würden und nicht tun könnten, was uns gutdünkt. Der bloße Gedanke an so etwas hat mich immer wild gemacht, und darum redete ich ziemlich hohe Töne.
    Hierauf übersetzte Case meine Worte oder tat wenigstens so – und der erste Häuptling antwortet, und dann ein zweiter, und ein dritter, alle im selben Stil, freundlich und höflich, zugleich aber auch feierlich. Einmal wurde eine Frage an Case gerichtet, und er beantwortete sie, und alle Anwesenden – die Häuptlinge sowohl wie die gewöhnlichen Leute – lachten laut und sahen mich an.
    Zuletzt begannen der verschrumpelte alte Kerl und der große junge Häuptling, der zuerst gesprochen hatte, Case in eine Art Kreuzverhör zu nehmen. Einigemal entnahm ich aus ihrem Benehmen, daß Case sich zu wehren versuchte, aber sie hingen an ihm fest wie Hunde, und der Schweiß rann ihm über das Gesicht hinunter, was für mich kein sehr angenehmer Anblick war, und bei einigen von seinen Antworten grunzte und murrte die Menge, was für mich noch weniger angenehm zu hören war. Es war sehr schlimm für mich, daß ich die Eingeborenensprache nicht verstand; denn – wie ich jetzt glaube – sie fragten Case wegen meiner Heirat, und es muß für ihn harte Arbeit gewesen sein, dabei seine eigenen Hände reinzuwaschen. Aber gegen Case will ich nichts sagen; er hatte den Verstand, ein Parlament zu leiten.
    »Nun, ist das alles?« fragte ich, als eine Pause eintrat.
    »Kommen Sie mit!« sagte er und wischte sich das Gesicht ab. »Ich will's Ihnen draußen sagen.«
    »Meinen Sie, sie wollen das Tabu nicht von mir nehmen?« rief ich.
    »Da ist was nicht in Ordnung!« sagte er. »Ich will es Ihnen draußen sagen; 's ist besser, Sie gehen mit hinaus.«
    »Von denen laß ich mir nichts gefallen!« rief ich. »Dazu bin ich nicht der Mann. Sie werden nicht erleben, daß ich vor einem Pack Kanaken ausreiße!«
    »Besser, Sie kommen mit«, sagte Case.
    Er sah mich dabei mit einem bedeutungsvollen Blick an; und die fünf Häuptlinge sahen mich ebenfalls an – höflich genug, aber auch etwas feindselig; die Leute sahen

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