Der Strand von Falesa
dann Euch freuen, ich denken. Tofa, alii«, sagte sie in ihrer Sprache; das bedeutet: »Lebe wohl, Häuptling!«
»Halt! Nur nicht so eilig!«
Sie sah mich von der Seite mit einem Lächeln an: »Ihr sehen, Ihr kriegen Kopra!« – wie man einem Kind Zuckerplätzchen anbieten möchte.
»Uma«, sagte ich, »hör mal ein vernünftiges Wort! Ich wußte nichts davon, und das ist Tatsache; und Case scheint mit uns beiden ein recht schäbiges Spiel getrieben zu haben. Aber jetzt weiß ich's und – ich mache mir nichts daraus! Ich liebe dich zu sehr. Du nicht weggehen, du nicht verlassen mich, ich zuviel traurig.«
»Ihr nicht lieben mich!« schrie sie. »Ihr mir sagen schlimme Worte!«
Damit warf sie sich in eine Ecke auf den Fußboden und begann zu heulen.
Na, ich bin ja kein Gelehrter, aber ich bin auch nicht von gestern, und ich dachte, das Schlimmste an der Geschichte sei jetzt vorüber. Indessen, da lag sie nun, drehte mir den Rücken zu, das Gesicht nach der Wand, und schluchzte wie ein Kind, daß ihr ganzer Körper erschüttert wurde und ihre Füße zuckten. Es ist merkwürdig, wie es einen Mann packt, wenn er verliebt ist; denn es hat keinen Zweck, sich selber was vorzumachen – Kanakin oder nicht, ich war in sie verliebt bis über die Ohren. Ich versuchte ihre Hand zu ergreifen, aber sie wollte sie mir nicht geben.
»Uma«, sagte ich, »solches Betragen hat keinen Sinn. Ich will, daß du hier bleibst, ich will meine kleine Frau haben. Ich dir sagen wahr.«
»Ihr nicht mir sagen wahr!« schluchzte sie.
»Na, schön! Ich will warten, bis du fertig bist.«
Damit setzte ich mich neben sie auf den Fußboden und begann mit meiner Hand ihr Haar zu streicheln. Zuerst rutschte sie von mir weg, als ich sie berührte; dann schien sie nicht mehr auf mich zu achten; dann allmählich wurde ihr Schluchzen immer leiser und hörte plötzlich ganz auf; und dann wandte sie ihr Gesicht zu mir und fragte:
»Ihr mir sagen wahr? Ihr haben gern ich bleiben?«
»Uma!« sagte ich. »Ich wollte lieber dich haben als alle Kopra in der ganzen Südsee!« Das war ein großes Wort, und das Merkwürdigste dabei war: Ich meinte es im Ernst.
Sie schlang ihre Arme um mich, schmiegte sich an mich und drückte ihr Gesicht gegen das meinige, wie es die Insulanerinnen tun anstatt zu küssen; und so wurde ich ganz naß von ihren Tränen, und ich gab ihr mein Herz ganz und gar. Niemals war an meinem Herzen jemand so nahe gelegen wie dieses kleine braune Mädel. So manche Dinge kamen zusammen, und alle trugen dazu bei, mir den Kopf zu verdrehen. Hübsch war sie zum Anbeißen; es schien, daß sie mein einziger Freund an diesem sonderbaren Ort war; ich schämte mich, daß ich sie angeschnauzt hatte; und sie war ein Weib und meine Frau, und außerdem eine Art Kind, das mir leid tat; und das Salz ihrer Tränen war in meinem Mund. Und ich vergaß Case und die Eingeborenen; und ich vergaß, daß ich nichts von Umas Geschichte wußte, oder wenn ich daran dachte, wies ich schnell den Gedanken von mir; und ich vergaß, daß ich keine Kopra kriegen sollte und mir also nicht mein Brot verdienen konnte; und ich vergaß mein Firma, in deren Dienst ich stand, und was für einen merkwürdigen Dienst ich ihr leistete, indem ich meiner Laune nachging und nicht ihrem Geschäft; und ich vergaß sogar, daß Uma nicht meine rechte Frau war, sondern nur ein Mädchen, das ich angeführt hatte, und zwar noch dazu auf recht schäbige Weise. Aber davon später.
Es war schon spät, als wir daran dachten, etwas zu essen zu kriegen. Das Feuer im Kochofen war ausgegangen, und es war eiskalt geworden; aber wir machten ein neues Feuer und kochten jedes ein Gericht und halfen uns dabei und standen uns gegenseitig im Wege und hatten unsere Lust daran wie Kinder. Ich mußte sie ganz nahe bei mir haben, und darum nahm ich mein Mädel auf den Schoß, als wir uns beim Essen niedersetzten, und hielt sie mit der einen Hand fest und aß mit der anderen. Ich glaube, sie war die schlechteste Köchin, die Gott je gemacht hat; vor dem Essen, das sie zusammenmanschte, hätte einem anständigen Pferd gegraust. Und trotzdem aß ich an diesem Tage nur von Umas Gericht, und ich kann mich nicht erinnern, daß es mir jemals besser geschmeckt hat.
Ich machte mir selber nichts vor und machte ihr nichts vor. Ich sah, daß ich in sie verschossen war; und wenn sie einen Narren aus mir machen mochte, dann war daran nichts zu machen. Und ich glaube, daß sie das merkte und daß sie deshalb zu
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