Der Streik
Probleme, mit denen es die Politik einer großen Eisenbahngesellschaft zu tun hat, komplex … während ein kleines, unabhängiges Unternehmen, das nur einer Person gehört, es sich erlauben könnte …“
„Ja, Jim. Ich weiß das alles. Sobald du ankündigst, dass du die Rio-Norte-Linie an mich übergibst, werden die Taggart-Aktien steigen. Die Wanzen werden aufhören, aus allen noch so unwahrscheinlichen Ecken zu kriechen, weil keine Aussicht mehr darauf besteht, ein großes Unternehmen zu beißen. Noch bevor sie entschieden haben, was zu tun ist, werde ich die Linie fertig gebaut haben. Und was mich betrifft, so möchte ich weder dir und deinem Verwaltungsrat Rechenschaft ablegen müssen noch mit euch diskutieren oder euch um Erlaubnis anbetteln. Dafür haben wir keine Zeit, wenn ich das, was getan werden muss, schaffen soll. Deshalb werde ich es alleine durchziehen.“
„Und … wenn du scheiterst?“
„Sollte ich scheitern, gehe ich allein unter.“
„Du verstehst sicher, dass Taggart Transcontinental in solch einem Fall nicht in der Lage sein wird, dir in irgendeiner Weise zu helfen?“
„Das verstehe ich.“
„Du wirst also nicht auf uns zählen?“
„Nein.“
„Du wirst jede offizielle Verbindung zu uns abbrechen, sodass deine Tätigkeiten unseren Ruf nicht beeinträchtigen?“
„Ja.“
„Ich glaube, wir sollten uns darauf einigen, dass im Falle deines Versagens oder eines öffentlichen Skandals … deine Beurlaubung dauerhaft sein wird … das heißt, dass du dann nicht erwarten darfst, wieder an deine Stelle als Vizepräsidentin zurückzukehren.“
Sie schloss einen Augenblick lang die Augen. „Gut Jim. In solch einem Falle werde ich nicht zurückkehren.“
„Bevor wir die Rio-Norte-Linie auf dich überschreiben, müssen wir ein schriftliches Übereinkommen treffen, dass du sie uns gemeinsam mit deiner Aktienmehrheit zum Einstandspreis zurückgibst, falls die Linie ein Erfolg wird. Sonst könntest du versuchen, uns wegen eines Zufallsgewinnes auszunehmen, nur weil wir die Linie brauchen.“
In ihren Augen blitzte nur ein kurzer Schrecken auf, dann sagte sie gelassen und in einem Ton, als würde sie ein Almosen hinwerfen: „Unter allen Umständen, Jim. Sorg dafür, dass das niedergeschrieben wird.“
„Nun zu deinem vorübergehenden Nachfolger …“
„Ja?“
„Willst du wirklich, dass es Eddie Willers wird?“
„Ja, das will ich.“
„Aber er könnte sich nicht einmal wie ein Vizepräsident benehmen ! Er hat nicht das Auftreten, das Verhalten, das …“
„Er kennt seinen Job und auch meinen. Er weiß, was ich will. Ich vertraue ihm. Ich werde mit ihm arbeiten können.“
„Glaubst du nicht, wir sollten lieber jemanden von unseren distinguierteren jungen Mitarbeitern wählen, jemanden aus guter Familie, mit verbindlicherem Auftreten und …“
„Es wird Eddie Willers, Jim.“
Es seufzte. „Na gut. Nur … nur müssen wir sehr vorsichtig sein. Wir wollen ja nicht, dass die Leute argwöhnen, dass immer noch du Taggart Transcontinental leitest. Niemand darf es wissen.“
„Jeder wird es wissen, Jim. Aber nachdem niemand das offen zugeben wird, sind alle zufrieden.“
„Aber wir müssen den Schein wahren.“
„Oh ja, natürlich! Du musst mich auf der Straße nicht erkennen, wenn du nicht willst. Du kannst sagen, du hättest mich noch nie zuvor gesehen, und ich werde sagen, ich hätte noch nie von Taggart Transcontinental gehört.“
Er schwieg und versuchte zu denken, während er auf den Boden starrte.
Sie drehte sich um und betrachtete die Ländereien, die sich vor dem Fenster erstreckten. Der Himmel hatte die gleichmäßige grauweiße Blässe des Winters. Weit drüben, am Ufer des Hudson, sah sie die Straße, auf der sie nach Franciscos Wagen Ausschau gehalten hatte; sie sah den Felsen über dem Fluss, auf den sie geklettert waren, um New York zu sehen – und irgendwo, jenseits der Wälder, lagen die Schienen, die zum Bahnhof Rockdale führten. Die Erde war jetzt schneebedeckt, und was davon übrig blieb, war wie das Skelett der Landschaft, an die sie sich erinnerte – dünne, kahle Äste, die aus dem Schnee aufragten, zeichneten sich vor dem Himmel ab. Alles war grau und weiß wie eine Fotografie, eine tote Fotografie, die man in der Hoffnung aufbewahrt, sich zu erinnern, die jedoch nicht die Macht hat, Dinge wieder zurückzubringen.
„Wie wirst du sie nennen?“
Überrascht wandte sie sich um. „Was?“
„Wie wirst du deine Firma nennen?“
„Oh
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