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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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eigentlich Marquards Mutter?«, fragte er.
    »Wir haben sie in ein Krankenhaus bringen lassen«, sagte Gennato »Wahrscheinlich ein Fall für die Psychiatrie. Warum fragen Sie?«
    »Ich bin ihr noch einen Spaziergang am See schuldig.«
    Plötzlich flog die Tür auf, und Kriminalassistent Lange kam hereingestürmt.
    »Können Sie nicht anklopfen? Das hier ist ein Krankenzimmer«, schimpfte Gennat.
    Lange war ganz außer Atem. »Gut, dass ich Sie hier finde, Herr Kriminalrat! Wolfgang Marquard! Der Mann ist entkommen! Auf dem Transport nach Moabit! «
    »Was!?« Gennat ließ die Kuchengabel sinken. »Wie zum Teufel konnte denn das passieren?«
    »Hat einen Anfall vorgetäuscht. Und dann die Wachen außer Gefecht gesetzt. Irgendwo an der Invalidenstraße sind sie rechts rangefahren, weil Marquard sich nicht mehr rührte. Ist ja auch klar, dass man da Panik bekommt.«
    »Und?«
    Lange räusperte sich. »Marquard hat Lensing die Dienstwaffe abgenommen. Und ein Paar Handfesseln samt Schlüssel. Mit dem anderen Paar hat er die beiden an die Lenksäule gekettet. Es hat etwas gedauert, bis ein Passant sie entdeckt hat.«
    »Er hat eine Waffe?« Lange nickte.
    Gennat war laut geworden, beruhigte sich aber gleich wieder. »Na, was soll's«, sagte er. »Ohne Insulin wird der Mann nicht allzu weit kommen.«
    »Ich fürchte, er wird sehr weit kommen.« Lange wirkte so geknickt, als habe er die Panne selbst zu verantworten. »Eben kam ein Anruf von seinem Apotheker. Der sitzt in Wilmersdorf.«
    »Der hat ihm doch wohl kein Insulin gegeben! Er weiß doch, dass Marquard verhaftet wurde.«
    »Ich fürchte, er hat. Marquard hat ihn mit einer Pistole bedroht. Lensings Dienstwaffe, schätze ich.«
    »Und wie viel Insulin hat er mitgenommen?«
    »Der Apotheker sagt, für zwei bis drei Wochen reicht's.« »So ein Mist!«
    Gennat tätschelte Raths Arm.
    »Machen Sie sich mal keine Sorgen, mein Lieber! Sollte der Kerl es auf Sie abgesehen haben, weil er sich rächen will oder so etwas, dann hat er keine Chance. Ich werde das Krankenhaus umgehend bewachen lassen!«
    Sie hatten ihm wieder Blut abgenommen, ein letztes Mal an diesem Tag, dann waren die Lichter ausgegangen. Punkt zehn Uhr. Alle auf einmal, wie im Knast. Rath döste noch ein wenig vor sich hin und wartete auf den Schlaf.
    Eine Katastrophe, dass Marquard ihnen entkommen war! Er mochte nicht in der Haut der beiden Wachmänner stecken. Dass der Flüchtige hier im Krankenhaus auftauchen würde, um sich zu rächen, daran glaubte er nicht, aber er hätte an Gennats Stelle genauso gehandelt und das Krankenhaus bewachen lassen. Das Krankenhaus und alle anderen Orte, die Marquard anlocken könnten, seine Villa, seine Firma, seine Kinos, und natürlich den Aufenthaltsort seiner Mutter und den von Eva Kröger. Dass Marquard so größenwahnsinnig war, seine Arbeit, wie er es nannte, an der Kröger noch vollenden zu wollen, das traute Rath ihm ohne Weiteres zu.
    Seine Gedanken verhedderten sich immer mehr mit den ersten Traumfetzen, und er spürte, wie er langsam in den Halbschlaf schaukelte. Schlafen, schlafen, schlafen.
    Ein Geräusch holte ihn zurück, das nicht aus den beginnenden Träumen gekommen war. Das Geräusch einer heruntergedrückten Türklinke.
    Die Tür öffnete sich leise, ohne dass jemand angeklopft hatte. Ob Gennats Wachen doch nicht so unüberwindlich waren? Rath tastete nach der Klingel, mit der er Schwester Angelika bei Bedarf herbeirufen konnte. »Wer sind Sie?«, fragte er laut in die Dunkelheit, »sagen Sie mir sofort, wer Sie sind oder ich rufe die Schwester! «
    »Psst«, zischte es durch das Dunkel. »Willst du wirklich, dass ich Schwester Angelika in die Hände falle?«
    Die Tür wurde geschlossen, und leise Schritte näherten sich dem Bett. Dann kitzelte seidiges Haar sein Gesicht, und er spürte einen weichen Mund auf dem seinen.
    Charly!
    »Na, hast du mich erkannt?«, fragte sie.
    »Lieselatte? Isolde? Franziska? Hildegard? Angelika?«, spuckte er Namen wie ein Maschinengewehr Kugeln.
    Er konnte es nicht lassen, immer musste er Romantik mit dummen Witzen zerstören. Aber wenigstens lachte sie. »Die Angelika nehme ich dir nicht ab!«
    »Die anderen schon?«
    »Du bist besser bewacht als die Reichsbank, sagte sie. »Würde ich nicht zwei von den Schupos da draußen kennen, hätte ich es nie zu dir geschafft.«
    »Marquard ist ausgebrochen«, sagte er mit kratziger Stimme und räusperte sich. »Gennat meint, er könnte vielleicht zu mir wollen.«
    »Sie haben's

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